Mehr als nur Stein: wie moderne Grabmale Geschichten erzählen

Ein Grabstein ist mehr als nur eine Markierung an einer letzten Ruhestätte. Er ist ein stiller Erzähler, ein Denkmal der Erinnerung, das die Persönlichkeit und das Leben eines geliebten Menschen würdigt. Um zu verstehen, wie moderne Grabmale entstehen und welche Bedeutung sie haben, hat das Müritzportal mit Herr Ludwig von E Geisendörfer gesprochen. Das Unternehmen für Grabsteine in Kitzingen gibt im Interview Einblicke in seine Arbeit und erklärt, wie sie mit viel Einfühlungsvermögen und handwerklichem Geschick individuelle Kunstwerke für die Ewigkeit schaffen.
Interview: Grabmale im Wandel
mueritzportal.de:
Herr Ludwig, viele Menschen beschäftigen sich nur selten mit dem Thema Grabstein. Wie hat sich die Nachfrage und die Gestaltung von Grabmalen in den letzten Jahren verändert?
Herr Ludwig von E Geisendörfer:
Die grundlegende Nachfrage ist unverändert geblieben. Für den einen hat das Grabmal eine sehr emotionale Bedeutung, für den anderen ist es weniger wichtig, aber die meisten wünschen sich einen festen Ort, an dem sie trauern und gedenken können. Während die Grabstätten insgesamt etwas kleiner werden, ändert das nichts an den individuellen Wünschen der Hinterbliebenen. Viele Kunden kommen bereits mit sehr konkreten Vorstellungen und Ideen. Wir versuchen, diese ersten Gedanken in einer Skizze festzuhalten und später visuell darzustellen.
mueritzportal.de:
Ein Grabstein ist ein sehr persönliches Denkmal. Welche Rolle spielt die Individualität in Ihrer Arbeit und wie binden Sie die Geschichte eines Verstorbenen in die Gestaltung ein?
Herr Ludwig von E Geisendörfer:
Viele Kunden bringen persönliche Gegenstände oder Themen mit, die sie in den Grabstein integriert haben möchten. Das können Schmuckstücke, Steine von einer Wanderung oder Figuren sein. Auch der Beruf oder die Hobbys des Verstorbenen spielen eine wichtige Rolle. Wir versuchen, auf all diese Wünsche einzugehen und die Vorstellungen unserer Kunden zu verwirklichen.
mueritzportal.de:
Von klassischem Granit bis zu modernen Materialien – welche Werkstoffe kommen bei Ihnen zum Einsatz und was sind die Vor- und Nachteile der verschiedenen Optionen?
Herr Ludwig von E Geisendörfer:
Grundsätzlich arbeiten wir natürlich mit Stein, aber auch Metall spielt eine wichtige Rolle – sei es als Verbindungselement oder um Laser-Gravuren und Ornamente abzubilden. Ich persönlich finde Glas sehr schön und anmutig. An der richtigen Stelle, wenn die Sonne durchscheint und auf das Grab fällt, kann es wunderschöne Silhouetten und Lichteffekte erzeugen.
mueritzportal.de:
Der gesamte Prozess, von der Beratung bis zur Aufstellung, ist sehr emotional. Wie begleiten Sie Ihre Kunden in dieser schwierigen Zeit und welche Schritte sind von der ersten Idee bis zum fertigen Grabmal nötig?
Herr Ludwig von E Geisendörfer:
Die meisten Kunden kommen zu uns, wenn die erste Phase der Trauer und des Schocks abgeschlossen ist und sie einen Weg suchen, die Trauer zu verarbeiten. Es gibt Momente, in denen Tränen fließen, und in diesen Augenblicken versuchen wir, Ruhe und Kraft zu spenden.
mueritzportal.de:
Nachhaltigkeit ist ein immer wichtigeres Thema. Welche Rolle spielt sie bei der Auswahl der Materialien und der Fertigung von Grabsteinen?
Herr Ludwig von E Geisendörfer:
Leider spielt Nachhaltigkeit keine so große Rolle, wie man vielleicht denkt. Die Wiederverwendung alter Grabsteine ist oft sehr umständlich, weshalb die Nachfrage in diesem Bereich gering ist.
mueritzportal.de:
Die Friedhofskultur wandelt sich. Welche Trends sehen Sie für die Zukunft der Grabmale und welche neuen Wege gehen Sie, um diesen Entwicklungen gerecht zu werden?
Herr Ludwig von E Geisendörfer:
Der Trend geht zu kleineren und kompakten Grabstätten, aber der Wunsch nach einem festen Ort zum Gedenken wird bleiben. Viele Menschen nutzen den Friedhof oder das Grab auch als Ruhepol, um einfach mal abzuschalten. Unser Alltag ist stressig genug. Ich sehe immer häufiger Menschen, die einfach nur auf dem Friedhof sitzen und ihren Gedanken nachhängen.