Expertentalk mit Karin Dietl-Busche von pfalz-info.com über Pfälzer Weine
Die Pfalz ist für viele der Inbegriff deutscher Weinkultur. Doch hinter der romantischen Kulisse verbirgt sich eine schier unüberschaubare Vielfalt: Mehr als 3.600 Weingüter sind hier offiziell registriert. Eine Zahl, die beeindruckt, aber jeden, der eine Reise plant, auch ein wenig ratlos zurücklassen kann. Wo fängt man an in diesem Kosmos aus Aromen, Lagen und Winzerpersönlichkeiten? Denn nicht jeder Betrieb, der Wein produziert, öffnet auch seine Türen für Besucher. Viele erzeugen Wein ausschließlich für den Großhandel, bleiben als touristisches Ziel also unsichtbar.
An diesem Punkt setzt die Arbeit von Karin Dietl-Busche und ihrem Portal pfalz-info.com an. Sie und ihr Team haben es sich zur Aufgabe gemacht, eine Schneise durch diesen Dschungel zu schlagen und die Spreu vom Weizen zu trennen. Ihre Plattform ist eine Art kuratierter Kompass für alle, die Wein nicht nur trinken, sondern erleben wollen. Wer das passende Weingut in der Pfalz finden möchte, stößt hier auf eine handverlesene Auswahl an Betrieben, die mehr bieten als nur den reinen Flaschenverkauf. Es geht um das Gesamterlebnis – von der gemütlichen Straußwirtschaft über die professionelle Weinprobe bis hin zur Übernachtung direkt beim Winzer. Wir haben nachgefragt, was die Pfälzer Weinwelt wirklich ausmacht.
mueritzportal.de: Frau Dietl-Busche, die Zahl von 3.600 Weingütern in der Pfalz ist gewaltig. Ihr Portal listet bewusst nur einen Bruchteil. Was ist für Sie das entscheidende Merkmal, das ein Weingut für Besucher heute wirklich besonders und erlebbar macht?
KDB: Für mich ist ein Weingut heute dann besonders, wenn es mehr bietet als nur Weinproduktion. Authentische Gastgeber, eine klare Handschrift und ein spürbares Erlebnis vor Ort sind entscheidend. Wenn Menschen dort nicht nur probieren, sondern genießen, ankommen und etwas mitnehmen, dann ist ein Weingut wirklich erlebbar. Genau solche Betriebe zeigen wir auf Pfalz-info.com.
mueritzportal.de: Eine echte Institution sind ja die Straußwirtschaften, für viele der Inbegriff von Pfälzer Lebensart. Doch der Begriff wird vielfältig genutzt. Woran erkennt ein Gast eine authentische, traditionelle „Strausse“, und wie hebt sie sich von einem normalen Gutsausschank oder einer Weinstube ab?
KDB: Eine echte Straußwirtschaft erkennt man daran, dass sie saisonal und im kleinen Rahmen betrieben wird – traditionell direkt auf dem Weingut und oft noch von der Winzerfamilie selbst. Es gibt eine begrenzte, einfache Speisekarte mit regionalen Gerichten, die Atmosphäre ist ungezwungen und persönlich. Man sitzt zwischen Weinbergen, im Hof oder im Keller – ganz nah am Ursprung des Weins.
Ein Gutsausschank oder eine Weinstube können dagegen ganzjährig geöffnet sein, größer aufgestellt sein oder eine professionelle Gastronomie integrieren. Die Straußwirtschaft bleibt hingegen bodenständig, ursprünglich und echt – sie lebt von Persönlichkeit statt Perfektion.
mueritzportal.de: Auf Ihrer Plattform kann man gezielt nach Angeboten wie Wohnmobilstellplätzen, Weinbergwanderungen oder sogar veganen Weinen filtern. Spiegelt das einen Wandel wider? Suchen die Gäste heute weniger den reinen Wein-Genuss und stattdessen ein komplettes, thematisch passendes Erlebnispaket?
KDB: Ja, ganz eindeutig. Wein ist heute oft Teil eines Lebensgefühls – nicht mehr nur ein Produkt. Viele Gäste möchten ihren Aufenthalt passend zu ihren Interessen gestalten: Wandern, Genuss, Nachhaltigkeit, Kulinarik oder eine Auszeit mit dem Wohnmobil – das gehört heute alles dazu. Menschen suchen Erlebnisse, die zu ihnen passen und etwas Besonderes bieten. Genau deshalb haben wir auf Pfalz-info.com diese Filtersuchen integriert: Damit jeder schnell das findet, was ihn wirklich anspricht – und das passende Weingut dazu.
mueritzportal.de: Wenn man an die Pfalz denkt, fällt einem sofort der Riesling ein. Doch die Region hat weitaus mehr zu bieten. Welche Rebsorten, vielleicht abseits der bekannten Klassiker, sehen Sie momentan als spannende Geheimtipps, die man bei einer Weintour unbedingt probieren sollte?
KDB: Riesling bleibt die Leitrebsorte der Pfalz, aber spannend wird es oft abseits der Klassiker. Besonders empfehlen kann ich Scheurebe – aromatisch, charaktervoll und typisch pfälzisch. Sauvignon Blanc und Chardonnay haben sich in den letzten Jahren stark entwickelt und zeigen auf vielen Weingütern eine beeindruckende Stilvielfalt.
Auch im Rotweinbereich lohnt sich ein Blick über Spätburgunder hinaus: Cabernet Sauvignon, Merlot oder Dornfelder überraschen mit Tiefe und Eleganz – gerade in guten Lagen. Ein echter Geheimtipp sind Cuvées – also Weine aus mehreren Rebsorten. Viele Winzer nutzen sie, um ihre Handschrift besonders deutlich zu zeigen. Hier entstehen charaktervolle, moderne Weine, die sehr gut zum kulinarischen Genuss passen.
mueritzportal.de: Nehmen wir an, jemand plant seine erste Reise entlang der Weinstraße. Was wäre Ihr persönlicher Ratschlag für eine gelungene Tour: Sollte man sich auf eine der beiden großen Regionen, Mittelhaardt oder Südliche Weinstraße, konzentrieren oder ist eine thematische Suche, etwa nach der Lieblingsrebsorte oder einer bestimmten Betriebsart, der bessere Weg zum Glück?
KDB: Beides kann gut funktionieren, aber ich würde Einsteigern raten, sich nicht zu verzetteln. Die Weinstraße ist über 85 Kilometer lang – wer alles auf einmal will, verpasst oft das Eigentliche: das Genießen. Eine Region pro Reise ist daher sinnvoll, zum Beispiel die gemütlichere Südliche Weinstraße oder die traditionsreiche Mittelhaardt.
Zusätzlich hilft eine thematische Orientierung: Wer z. B. Burgunder liebt, Bio-Weingüter bevorzugt oder Wein & Wandern verbinden möchte, sollte genau danach filtern. So entsteht eine Tour, die wirklich zu den eigenen Interessen passt – und sich nicht wie ein Pflichtprogramm anfühlt. Am Ende geht es weniger um die Menge der Stopps, sondern um die Menschen, denen man unterwegs begegnet und die Momente, die hängen bleiben.
Wir danken Karin Dietl-Busche für diese spannenden Einblicke in die Weinregion Pfalz.