Rettungsschwimmer schwimmen 30 km durch die Müritz

„Was für eine sportliche Leistung, dafür verdient ihr den allerhöchsten Respekt“, staunte und applaudierte René Drühl am Warener Volksbad. Gemeinsam mit ALD-Chef Karsten Rösel und zahlreichen Neugierigen stand Warens Stadtpräsident am Sonntag um 17:42 Uhr am Volksbad der Müritzstadt und begrüßte Marina Strüben, Ricarda Silkenbäumer, Andreas Piske, Benjamin Hein, Benjamin Wittke und Eric Greiner, die den Strandabschnitt wasserseitig erreichten. Knapp zehn Stunden zuvor starteten die sechs Müritzer Rettungsschwimmer ein bislang einmaliges Projekt. Mit „Müritz extrem“ der Müritzquerung auf ihrer längsten Seite wollten die Rotkreuzler ein Zeichen setzen. „Sicherlich auch ein sportliches, aber vielmehr sollte es ein Zeichen von Gemeinschaft, und Sicherheit am und auf dem Wasser sein“, erklärte Andreas Piske. „Wir wollen für die Schwimmfähigkeit an der Seenplatte werben und die Region für Schwimmunterricht von Kindern sensibilisieren“, so der Rettungsschwimmer, der auch zum Organisationsteam gehört. Gemeinsam mit seinen fünf Teammitgliedern startete Piske morgens um sechs am Warener Wasserrettungszentrum im Kameruner Weg und machte sich auf nach Buchholz. Für diese Strecke wählten die Rettungsschwimmer noch den landseitigen Transport.
An der Marina Buchholz angekommen, wurden die Frauen und Männer bereits erwartet. Ronny Möller, Ehrenamtskoordinator beim DRK Kreisverband Mecklenburgische Seenplatte e.V. und weitere Wasserwachtler warteten bereits mit Rettungsbooten und einem Watercamper. Pünktlich um 8 Uhr sollte von hier die Müritz auf 30 Kilometer gequert werden. „Das gab es bislang noch nicht“, so Andreas Piske. Hierauf haben sich die Rotkreuzler mehrere Monate innerhalb des wöchentlichen Trainings vorbereitet. Für eine ordentliche Erwärmung sorgte Andrea Weiß vom Karateverein Shotokan Karate Verein "ZANSHIN" Groß Gievitz. Nach 15 Minuten Dehnungsübungen wurde der Countdown eingeläutet. Eric Greiner und Benjamin Wittke schlüpften in ihre Neoprenanzüge und fieberten dem Glockenschlag entgegen. Punkt 8 Uhr sprangen beide in das 20 Grad warme Wasser des Müritzarms. Angefeuert von den Kameraden und unter Beobachtung von neugierigen Urlaubern steuerten beide im Kraulschwimmen die Richtung Vipperow an. Zug um Zug wurden die ersten Meter zurückgelegt. Zeit für die anderen, sich auf die 30 Kilometer lange Strecke zu freuen und das Frühstück zu genießen. Gänse im Uferbereich erwachten und überflogen wildschnatternd die Schwimmer. Anfeuerungsrufe aus der Natur. Schnell verging die erste Stunde und die ersten 3.300 Meter hatten die Schwimmer hinter sich gelassen. Marina Strüben und Ricarda Silkenbäumer übernahmen den Staffelstab und schwammen die folgenden 60 Minuten. Beide Mädels konnten die Schwimmgeschwindigkeit halten und legten ebenfalls 3,3 Kilometer zurück. „Eigentlich waren drei Kilometer pro Stunde geplant“, freute sich Andreas Piske, der sich mit Benjamin Hein für die dritte Runde fertig machte. Schnell war die Vipperower Brücke in Sicht. Hier nahm sich Piske Zeit, um Fans am Ufer zu begrüßen. Die Familie des 46-Jährigen feuerte mit wehenden Fahnen die Schwimmer an. Weitere Anfeuerungsrufe gab es Höhe Rechlin. Diesmal von einer Kanudesatzung. Ein einheimisches Ehepaar hatte von der Aktion Wind bekommen und begleitete die Müritzquerung einige Meter.
Apropos Wind: Dieser zeigte sich anfänglich gnädig, frischte aber zunehmend auf. Doch Kilometer um Kilometer wurden zurückgelegt. Jeweils pünktlich nach einer Stunde erfolgte der Teamwechsel und Zielow, Röbel und Klink wurden passiert. Das Warener Volksbad als Ziel rückte in greifbare Nähe. Durch den Müritzhals und vorbei an der Waldschenke und dem Campingplatz Ecktannen wurde der Endspurt eingeläutet. Gut einen Kilometer vor dem Ziel wurden die letzten Meter gemeinsam durch die sechs Schwimmer absolviert. Erschöpft, gezeichnet von den zurückliegenden 582 Minuten, aber glücklich durchschritt das Team die Ziellinie. Mit Jubel und Gratulationen überschüttet blieb kaum Zeit zum Luft holen. Doch viele wollten ihren Respekt für das erreichte zollen. So auch Karsten Rösel, der für sein soziales Engagement durch den Run for Charity bekannt ist. „Wir von der ALD finden, das ist eine tolle Sache und es steckt ein wichtiger Grund, die Schwimmfähigkeit von Kindern, hinter eurer Aktion. Darum wollen wir die vom DRK angebotenen Schwimmkurse mit 500 Euro fördern“, überreichte Karsten Rösel einen symbolischen Scheck an Ronny Möller. „Und einen weiteren Scheck über 570 Euro kann ich aus Spenden der Mitarbeiter unseres Unternehmens überreichen“, überraschte Rösel die Rotkreuzler. Auch Stadtpräsident René Drühl findet den Schwimmunterricht für Kinder wichtig und steuerte nochmals 100 Euro aus seiner privaten Tasche bei. Bereits im Sommer werden durch die Wasserwacht mehrere Schwimmkurse in der Mecklenburgischen Seenplatte angeboten und im Herbst starteten Schwimmprojekte in den DRK-Kitas. Sicherlich müssen die Schwimmer die ersten Müritzquerung und die zurückgelegten 30 Kilometer sacken lassen, aber am Sonntag stand schon fest: Auch im kommenden Jahr wollen die Rotkreuzler mit der Müritzquerung ein Zeichen für Sicherheit auf dem Wasser setzen.
Zweite Müritzquerung
Am 22. Juli 2017 wird die zweite Müritzquerung organisiert. In der zweiten Auflage der Müritzquerung sollen insgesamt acht Teams an den Start gehen.