Ärzte im Müritz-Klinikum streiken für Tarif
Marburger Bund und Mediziner erhöhen Druck auf MEDICLIN

Das sich Ärzte in den frühen Morgenstunden auf dem Krankenhausgelände des Warener Mediclin Krankenhauses tummeln, ist nichts Ungewöhnliches. Dennoch war es am gestrigen frühen Dienstagmorgen anders. Ärzte und Ärztinnen stoppten am Eingang vor der Schranke zum Müritz-Klinikum in Waren und zogen ihre weißen Kittel über. Auch Handschuhe und Mützen kamen zum Einsatz, denn die Mediziner wollten nicht ihren Arbeitstag im Warener Müritz-Klinikum antreten, sondern ihren Warnstreik um 07:30 Uhr beginnen. Der Marburger Bund hat mit seinem Landesverband Mecklenburg-Vorpommern den Ärzte-Warnstreik in Waren (Müritz) angeregt und organisiert. Denn die Ärzte des Warener Müritz-Klinikum fühlen sich von ihrem Arbeitgeber, der MEDICLIN Müritz-Klinikum mit den Standorten Waren (Müritz) und Röbel/Müritz, im Stich gelassen. Nicht im Stich lassen will Lars Grabenkamp vom Marburger Bund die Mediziner der Müritzregion.
Und so ging es für die Ärzte des Müritz-Klinikum am 21.01.2025 nicht in die Patientenzimmer oder an den OP-Tisch, sondern auf die Straße. Mit Trillerpfeifen und Plakaten ausgerüstet zogen die Mediziner vom Eingang des Warener Müritz-Klinikum in der Weinbergstraße in Richtung Kreisverkehr an der Herrenseebrücke Ecke Bahnhofstraße. Hier postierten sich die Mediziner deutlich sichtbar mit ihren Forderungen. Zahlreiche Autofahrer, die auf dem Weg zur Archeschule, dem Warener Gymnasium, dem Warener Krankenhaus, dem Bahnhof und der Nordsiedlung waren oder die Strecke in Richtung Malchin nutzen, bemerkten unwillkürlich die streikenden Ärzte. Und nicht nur das, viele sympathisierten mit den Medizinern und drückten ihre Zustimmung durch Hupen aus.
„Patient MEDICLIN Müritz-Klinikum, Todesart unnatürlich, Todesursache: Verwaltungsorganversagen“

Im Warener Müritz-Klinikum kam es durch den Ärztestreik zu einigen Einschränkungen am 21. Januar 2025. Planmäßige Operationen mussten verschoben werden. „Aber eine Notversorgung wurde durch die Ärzte auch trotz des Streiks sichergestellt“, erklärte der Marburger Bund, der die Forderungen der Mediziner beim Arbeitgeber Mediclin durchsetzen will. „Patient MEDICLIN Müritz-Klinikum, Todesart unnatürlich, Todesursache: Verwaltungsorganversagen“ prangerte auf einem der vielen Protestplakate, die durch die Ärzte in den frostigen Himmel gehalten wurden.
Vor den gut 40 streikenden Medizinern wurde symbolisch ein Skelett aufgebahrt. Ein Zeichen für das Qualitätssterben im Müritz-Klinikum. „Viele Ärzte verlassen die Mediclin in Waren (Müritz) und Röbel/Müritz aufgrund der Arbeitsbedingungen. Offene Stellen werden nicht nachbesetzt, aber die Arbeit wird nicht weniger. “, erklären die streikenden Mediziner. Das machten sie auch auf den Plakaten deutlich: „Miniclin, statt Mediclin. Wenn bei schlechten Bedingungen mehr Ärzte fliehen!“
Bürgermeister und Politiker im Gespräch mit streikenden Ärzten

Auch Lokalpolitiker wurden auf den Müritzer Ärztestreik aufmerksam. Unter anderem kamen Warens Bürgermeister Norbert Möller, MV-Landtagsabgeordnete Nadine Julitz und Bundestagsabgeordneter Johannes Arlt (alle jeweils SPD) sowie Stadtvertreter Rüdiger Prehn (Linke) mit den streikenden Medizinern aus Waren (Müritz) und Röbel/Müritz ins Gespräch. „Die Tarifbindung ist längst überfällig“, erklärt Dr. Claudia Hellweg. „Viel zu lange haben die Ärztinnen und Ärzte am Müritz-Klinikum die einseitig vom Arbeitgeber festgelegten Arbeits- und Vergütungsbedingungen hingenommen, obwohl diese weder zeitgemäß noch marktgerecht sind“, so die Vorsitzende des Marburger Bundes Landesverband Mecklenburg-Vorpommern e.V. weiter.
Durch den Warnstreik, der bis Mitternacht andauerte sollen die Forderungen nach einem eigenen Tarif für die Ärzte an den Krankenhäusern in Waren (Müritz) und Röbel/Müritz unterstrichen werden. „MEDICLIN weigert sich jedoch beharrlich, der berechtigten Forderung der Ärztinnen und Ärzte nachzukommen, und gestaltet die Arbeits- und Vergütungsbedingungen nach Gutherrenart einseitig. Das führt dazu, dass die Arbeitsbelastung gegenüber anderen Krankenhäusern um ein Vielfaches höher ist, die Bezahlung aber um mehr als zehn Prozent zurückliegt“, so der Marburger Bund, der bereits für andere Mediziner erfolgreich Tarifforderungen durchgesetzt hat.