Fast zwanzig Jahre ist es her, dass die Freilichtbühne in Waren (Müritz) von Karl Mays Helden und Bösewichten bevölkert wurde. 2004 war dort „Winnetou“ zu sehen. Das neue Buch „Karl May auf der Bühne III“ aus dem Karl-May-Verlag Bamberg erinnert nun an zahlreiche Theateraufführungen mit Karl Mays Helden wie Winnetou, Old Shatterhand und Sam Hawkens, auch an die Spielstätte in Waren (Müritz).
Die Karl-May-Festspiele in Bad Segeberg und Elspe sind im gesamten deutschsprachigen Raum bekannt, doch Winnetou & Co. standen auch schon in Waren (Müritz) auf der Bühne. Im Sommer 2004 zeigte das Tourneeunternehmen Comedia Saxonia aus Bischofswerda das Stück „Winnetou“ nach Karl May zunächst auf der Freilichtbühne am Stausee Oberwald in Hohenstein-Ernstthal und im Anschluss daran ab vom 30. Juli bis zum 20. August 2004 auf die Freilichtbühne Waren (Müritz). In der Titelrolle des Winnetou war Thomas Schulze zu sehen, der Chef der Comedia Saxonia. Das Textbuch stammte von Uwe Hänchen, dem Initiator und Regisseur der Karl-May-Spiele in Bischofswerda; er führte zusammen mit Herbert Graedtke auch die Regie und trat im Stück in der Rolle des fiesen Kiowa-Häuptlings Tangua auf.
Der aus zahlreichen DEFA-Filmen bekannte Giso Weißbach, auch „Botschafter des Erzgebirges“, gab den Oberschurken Santer, alternierend mit Uwe Lach. In der Rolle des Old Shatterhand sah man Jethro D. Gründer, als Sam Hawkens André Hiller, der schon auf der Felsenbühne Rathen aufgetreten war, und in der Rolle von Winnetous Schwester Nscho-tschi trat Julia Siebenschuh auf.
An die May-Bühnengeschichte von Waren (Müritz) erinnert nun ein soeben erschienenes Buch aus dem Karl-May-Verlag Bamberg: „Karl May auf der Bühne III“. Es handelt sich um den dritten von vier Bänden der Buchreihe, mit der der Verlag seit 2021 die Geschichte der zahlreichen Theateraufführungen mit Karl Mays Traumwelten aufrollt.
Über die Buchreihe und den dritten Band:
Seit den 1950er-Jahren haben Karl-May-Festspiele von Bad Segeberg bis Elspe Tradition – Hunderttausende pilgern heute Jahr für Jahr zu mehr als zehn Freilichtbühnen im gesamten deutschsprachigen Raum. Stars wie Pierre Brice, Alexander Klaws, Gojko Mitić, Wayne Carpendale oder Claus Wilcke hauchten Karl Mays Figuren in zahlreichen Bühnenfassungen Leben ein. Winnetou zum Anfassen – das begeistert das Publikum bereits seit den 1910er-Jahren, als Mays Apatschenhäuptling erstmals auf einer Bühne Leben eingehaucht wurde.
Der dritte Band von „Karl May auf der Bühne“ (400 Seiten, Großformat 21,0 x 29,7 cm, mit 533, teils bislang unbekannten Fotos) widmet sich Karl-May-Inszenierungen zu DDR-Zeiten in Rathen, Jonsdorf und an den Greifensteinen sowie auf weiteren Bühnen im Osten Deutschlands – wie im Harzer Bergtheater Thale mit Stargast Gojko Mitic als Winnetou oder in Bischofswerda, wo seit 1993 mit großem Erfolg Kinder und Jugendliche Karl Mays Abenteuergeschichten unter freiem Himmel aufführen.
Das Open-Air-Erlebnis stand auch im Mittelpunkt der österreichischen Karl-May-Festspiele, die ab Anfang der 1980er-Jahre an mehreren Orten gegründet wurden, unter anderem nach Elsper oder Segeberger Vorbild. Doch Mays zeitlose Helden sollten auch unabhängig vom Wetter ihr Publikum erreichen – in großen Hallen als Spektakel, beispielsweise in der Wiener Stadthalle, der Dortmunder Westfalenhalle und der Berliner Deutschlandhalle, aber auch in Theaterhäusern. Manch ein Produzent träumte davon, mit dem Apatschenhäuptling auf Tournee zu gehen – Träume, die die Macher immer wieder vor Herausforderungen stellten. So ging die groß angelegte Winnetou-Tournee mit Pierre Brice 1982 pleite. Mit Widrigkeiten kämpfte auch die Gastspielproduktion eines Kieler Konzertunternehmens, das einen Großteil des Ensembles der Bad Segeberger Karl-May-Spiele 1984 zu Freilichtbühnen im deutschsprachigen Raum schickte, darunter auch auf die Waldbühne Berlin. Die geplanten Auftritte in München allerdings mussten abgesagt werden, da ein Unwetter die Zuschauertribüne zerstört hatte.
Bernhard Schmid, Karl-May-Verleger:
„Karl May ist ein Phänomen und auf zahlreichen Bühnen nach wie vor ein Dauerbrenner. Mitzuerleben, wie Akteure unter freiem Himmel die Helden aus den Geschichten des erfolgreichsten deutschsprachigen Schriftstellers lebendig werden lassen, ist faszinierend und beeindruckend zugleich. Blicken wir in der May-Bühnenhistorie zurück, ist die Vielfalt der Inszenierungen und Spielorte enorm: Winnetou gab’s in der Wiener Stadthalle, auf der Waldbühne Berlin, der Felsenbühne Rathen und auch in der Stadthalle Castrop-Rauxel. Mit unserer Buchreihe, die bereits im gesamten deutschsprachigen Raum für Aufsehen sorgte, widmen wir uns einem wichtigen Kapitel deutscher, aber auch internationaler Theatergeschichte.“
Die Veröffentlichung des vierten und letzten Bandes der Buchreihe zu Winnetous Bühnenpräsenz ist für 2024 geplant.