
Der Frauentag als Feiertag in Mecklenburg-Vorpommern ist viel mehr als ein Symbol. Das sagte Ministerpräsidentin Manuela Schwesig auf ihrem Empfang anlässlich des Internationalen Frauentages im Mecklenburgischen Staatstheater Schwerin vor rund 300 Gästen aus den Bereichen Politik, Gleichstellung, Wirtschaft und Ehrenamt.
„Als eines von zwei Bundesländern in Deutschland haben wir den Frauentag zum Feiertag gemacht. Das ist ein starkes Zeichen für die Wertschätzung aller Frauen und der Arbeit, die sie tagtäglich leisten: in Beruf, in der Sorgearbeit oder dem Ehrenamt“, sagte Schwesig. Diese herausragenden Leistungen seien ein Grund zum Feiern. „Deshalb sage ich an alle Mütter, Schwestern, Großmütter, Freundinnen und Kolleginnen: Ein Hoch auf uns Frauen!“
Traditionell sei der Frauentag der Tag, an dem darauf aufmerksam gemacht werde, was noch fehle. Vor mehr als 100 Jahren, als der Frauentag erstmals begangen wurde, sei es um das Wahlrecht oder den Mutterschutz gegangen.
„Und stolz können wir sagen, dass Frauen sich die gleichen Rechte und gleichberechtigte Teilhabe an Bildung, Arbeit und Demokratie erkämpft haben. Heute setzen wir politische Schwerpunkte beim Ausbau der Kinderbetreuung, bei der Elternzeit oder dem Elterngeld, um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu verbessern. Und dort, wo es langsamer vorangeht, haben wir immerhin bessere Bedingungen geschaffen, zum Beispiel mit der Frauenquote in Aufsichtsräten“, sagte Schwesig.
Der Weg sei oft steinig gewesen und das Ziel noch nicht erreicht. Mecklenburg-Vorpommern gebe sich deshalb ein gleich-stellungspolitisches Rahmenprogramm. In einem öffentlichen und ressortübergreifenden Austausch sollen die Rahmenbedingungen für Gleichberechtigung und Gleichstellung verbessert werden. „Denn es gibt noch immer Unterschiede und Ungerechtigkeiten, gegen die wir etwas tun können und müssen: beim Aufstieg auf der Karriereleiter, der Aufteilung der Sorgearbeit und vor allem bei der Bezahlung“, betonte die Ministerpräsidentin.
Dass der Internationale Frauentag noch immer ein Kampftag sei, zeige auch der Equal Pay Day am 7. März. Schwesig: „Bis heute haben Frauen quasi umsonst gearbeitet – 66 Tage lang. Frauen bekommen in Deutschland im Schnitt 18 Prozent weniger Lohn. Weil sie in schlechter bezahlten Berufen arbeiten und auch öfter in Teilzeit. Auch in gleichen Tätigkeiten bekommen Frauen teilweise noch deutlich weniger Gehalt. Das fehlt ihnen jetzt und auch später bei der Rente.“
Es brauche gute Arbeit mit gleichen Löhnen für Männer und Frauen. Mit der Erhöhung des Mindestlohns auf 12 Euro im vergangenen Oktober sei ein großer Schritt nach vorne gelungen. „Und den zweiten Schritt gehen wir, indem wir uns für Tariflöhne stark machen. Denn Tariflöhne sind bessere und gerechtere Löhne – unabhängig vom Geschlecht.“
Traditionell wird auf dem Frauentagsempfang auch die „Frau des Jahres“ des Landes Mecklenburg-Vorpommern ausgezeichnet. „Es freut mich sehr, dass die Wahl auf Hanka Gatter fiel“, sagte Gleichstellungsministerin Jacqueline Bernhardt in der Laudatio. „Denn sie ist seit Jahren eine sehr engagierte und couragierte Frau. Der von ihr gegründete Verein ‚Netzwerk für Flüchtlinge, Demokratie und Toleranz Parchim e.V.‘ ist seit 2015 tätig. Mittlerweile arbeiten 100 Freiwillige mit. Sie sind zur Stelle, wenn es um die unmittelbare Flüchtlingshilfe geht.“
Hanka Gatter setze sich dafür ein, dass sich Geflüchtete in Parchim und Umgebung integrieren können, dass ihnen zum Beispiel bei der Wohnungssuche geholfen werde. Der Verein biete Deutsch-Unterricht an oder helfe bei medizinischer Betreuung und Behördengängen. Auch persönlich setze sich Hanka Gatter für viele Menschen ein.
Bernhardt: „Sie kann dank ihrer hervorragenden Vernetzung helfen. Sie organisiert Veranstaltungen für Toleranz und Integration. Neben ihrer Arbeit als Lehrerin gibt sie Kurse wie zum Beispiel ‚Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage‘. Sie stellt Kontakte zwischen Schülerinnen und Schülern und gleichaltrigen Geflüchteten her und fördert somit das tolerante Miteinander für eine weltoffene Gesellschaft. Dafür hat sie den Preis absolut verdient. Sie ist eine äußerst würdige Vertreterin des Titels „Frau des Jahres.“