Am 21. August 2023 eröffnete Gesundheitsministerin Drese gemeinsam mit Vertretern des Landkreises Mecklenburgische Seenplatte den ersten Gesundheitskiosk Mecklenburg-Vorpommerns in Neubrandenburg. „Mit dem neuen Informationszentrum wollen wir eine unbürokratische und niederschwellige Beratungsmöglichkeit beim Zugang zu Hilfen und medizinischen Leistungen schaffen“, erklärte Drese vor Ort.
Schon als Kind ist die Kölner Autorin Sabine Werz gerne zum Kiosk gelaufen und später hat sie den kleinen Verkaufsstellen um die Ecke sogar einen Roman gewidmet und schwärmt im Interview: „Im Kiosk maskieren sich die Menschen nicht. Hier kreuzen sich viele Lebensfäden, hier treffen sich alle, die gerade Zeit haben. So ein Büdchen kann ein Viertel strukturieren.“
Bei „InGe“, dem Informationszentrum Gesundheitsamt, verhält es sich ganz ähnlich. Auch hier ist Jede und Jeder willkommen – ganz ungeschminkt und ungeachtet der persönlichen Biografie. Süßigkeiten, Zigaretten und Bier wird man hier allerdings vergeblich suchen. InGe ist der bislang erste Gesundheitskiosk in Mecklenburg-Vorpommern. Hier gibt es schnelle, unbürokratische medizinische Hilfsangebote auch bei seelischen Erkrankungen.
Das vom Gesundheitsamt des Landkreises Mecklenburgische Seenplatte betriebene „Informationszentrum Gesundheitsamt“ kurz „InGe“, ist mit jeweils zwei Mitarbeitenden des Sozialpsychiatrischen Dienstes sowie einer Gemeindeschwester besetzt, die über das Land mit Mitteln aus dem ÖGD-Pakt finanziert wird. Bürgerinnen und Bürger können sich mit Fragen zur Gesundheitsvorsorge, seelischen Gesundheit oder anderen medizinischen Fragen an sie wenden. Zusätzlich kann auch der (zahn)ärztliche Notdienst sowie ein Psychologe oder eine Psychologin hinzugerufen werden. Die Beratung ist dabei stets kostenlos.
Bei Bedarf können die Mitarbeitenden des Beratungszentrums die Hilfesuchenden auch an weitere Behandlungsmöglichkeiten weiterverweisen. Das „InGe“ arbeitet hierfür eng mit Arztpraxen und Krankenhäusern der Region zusammen. „Damit nimmt das Informationszentrum auch eine wichtige Lotsenfunktion ein und ist ein gelebtes Beispiel für eine gut vernetzte Versorgungsstruktur vor Ort“, betonte die Ministerin.
Der Ort des neuen Beratungszentrums, das sich im Reitbahnviertel befindet, sei dabei strategisch gewählt. Aus den dichtbesiedelten Wohngebieten Datzeberg und Oststadt sei das „InGe“ für viele Menschen gut zu erreichen. „Wir erhoffen uns durch die wohnortnahe Standortwahl aber auch insbesondere einkommensschwächere Personen anzusprechen, die sich bisher eher scheuen, karitative oder behördliche Angebote in Anspruch zu nehmen“, erklärte Drese.
Drese: „Besonders für unsere ländlicheren Regionen sehe ich in diesem für Mecklenburg-Vorpommern bisher einzigartigen Projekt große Chancen. Mit dem neuen Gesundheitskiosk vernetzen wir nicht nur die Akteurinnen und Akteure des Gesundheitswesens besser, sondern gestalten die medizinische Versorgung im Sinne der Patientinnen und Patienten auch einfacher.“
Hintergrund
Das Beratungszentrum „InGe“ ist an das Vorhaben des Bundes angelehnt, sogenannte Gesundheitskioske als Beratungsangebote in sozial benachteiligten Regionen zu schaffen. Nach Plänen des Bundesministeriums für Gesundheit sollen deutschlandweit 1.000 dieser Gesundheitskioske geschaffen werden. Zu ihren Aufgaben gehören die Vermittlung von medizinischen Leistungen, Unterstützung bei der Klärung gesundheitlicher Angelegenheiten, medizinische Beratung und die Durchführung medizinischer Routineaufgaben. Perspektivisch sollen sie zur Sicherstellung der Primärversorgung beitragen. Das Initiativrecht zur Errichtung eines Kioskes liegt bei den Kommunen.
Der Standort im Reitbahnviertel wurde mit Bedacht gewählt. Während der Coronakrise war hier ein Testzentrum untergebracht. Durch die zentrale Lage in einem dicht besiedelten Wohngebiet mit einer überwiegend einkommensschwachen Bevölkerungsstruktur und der unmittelbaren Nähe zur Bundesagentur für Arbeit sollen mit diesem Angebot gerade auch die Menschen erreicht werden, die den Weg zu karitativen und behördlichen Beratungsstellen üblicherweise scheuen.
Mit der Inbetriebnahme des Projekts „InGe“ verwirklicht das Gesundheitsamt Mecklenburgische Seenplatte die Idee eines Gesundheitskiosks, wie ihn Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach Ende August 2022 in seinem Gesetzentwurf beschrieben hatte. Im Fokus stehen dabei die Beratung von Bürgerinnen und Bürgern sowie der schnelle und unbürokratische Zugang zu Hilfen und medizinischen Leistungen. Alle Angebote sind kostenfrei und von präventiver Natur.