Die „Jabeler Landfrauen e. V.“ feiern im kommenden Jahr ihren zehnten Geburtstag. 2014 sind sie mit zwanzig Mitgliedern gestartet, heute zählen sie gut sechzig aktive Frauen und auch einige Männer. „Wir wollen, dass bei uns auf dem Land etwas passiert“, sagt Monika Ansorge, die den Verein seit Beginn leitet. Das umfangreiche Jahresprogramm bietet Sport, Ausflügen, Handarbeit und natürlich gemeinsame Festen.
Ruhestand. Zeit, sich ausgiebig um Haus, Garten und Katzen zu kümmern und ansonsten die Füße hochzulegen. Monika Ansorge reichte das nicht. „Ich wollte noch etwas tun“, berichtet die heute 70-jährige, die bis zur Rente als Buchhalterin beim „Land Fleesensee“ in Göhren-Lebbin arbeitete. Da sie Tiere liebt, erwog sie zunächst, im Tierheim Malchow ehrenamtlich mitzuwirken. „Doch dann fragte mich unser Bürgermeister, ob ich nicht bei den „Landfrauen“ mitmachen wollte.“ Der Verband Landfrauen Mecklenburg-Vorpommern e. V. innerhalb des gesamtdeutschen Verbands hatte sich 1991 gegründet und bot bereits vielen Mitgliedervereinen ein Dach, die sich nach und nach entwickelt hatten und in einer zweistelligen Zahl Kreisvereinen organisiert waren. In Jabel und Umgebung gab es aber noch keinen. „So habe ich 2014 alle, die meiner Meinung nach in Frage kamen, zu einer Gründungsveranstaltung eingeladen. Uns einte, dass wir das Leben bei uns im ländlichen Raum verbessern wollten, was auch das Hauptziel des Verbands ist.“ Spontan fanden sich zwanzig Leute, unter ihnen auch ein Mann, die in Jabel, Damerow und Loppin wohnten. Alt Gaarz als Teil des Einzugsbereichs kam später hinzu. Sechs Frauen ließen sich bei der Veranstaltung in den Vorstand wählen. Monika Ansorge wurde die Vorsitzende und ist es seitdem geblieben. „Die Leiterin der Landfrauen in Hohen Wangelin, der Bürgermeister Hannes Güssner und die Geschäftsstelle des Verbands haben uns bei dem Gründungsprozess beraten. Das hat uns sehr geholfen.“
In den fast zehn Jahren seiner Existenz ist der Verein auf rund sechzig Mitglieder angewachsen. „Es springen auch immer wieder welche ab, aber es kommen noch mehr neue. Sie werden durch unsere Aktivitäten, über die Presse oder über Mundpropaganda auf uns aufmerksam“, erzählt Monika Ansorge, die mit ihren drei Katzen in einem Haus in Loppin wohnt. Die Mehrzahl der Frauen ist bereits in Rente, einige arbeiten noch. Etwa zwischen 50 und 90 Jahren sind sie alt und sämtlich sehr aktiv. Sechs Männer sind mittlerweile in den Reihen der Mitglieder zu finden. Ihre Mitarbeit macht sich besonders bei den praktischen Tätigkeiten rund um die Veranstaltungen bemerkbar. Monika Ansorge kooperiert eng mit ihrer Stellvertreterin Marika Kurz, deren Ideenreichtum sie sehr schätzt. „Fragt man die Leute nach ihrer Motivation dafür, bei uns mitzutun, hört man: Wir wollen, dass bei uns auf dem Land etwas passiert, dass wir nicht nur im eigenen Saft schmoren, dass keiner hier einsam ist.“ In anderen Kreisvereinen seien viele der Landfrauen tatsächlich auch Bäuerinnen mit eigenen Höfen, Tieren und Ackerflächen. In Jabel ist das aber nicht so.
Das Jahresprogramm der Jabeler Landfrauen, das der Vorstand zusammenstellt und mit den Mitgliedern abspricht, war zu Beginn noch etwas übersichtlicher. „Wir haben mit Sportgruppen angefangen. Nach und nach kamen zum Beispiel Kräuterwanderungen, Abende mit selbstgemachtem Tee, Museumsbesuche, Ausflüge in den Bundestag und Landtag oder Einladungen von Politikern hinzu“, zählt Monika Ansorge auf. Heute stehen auch Oster- und Adventsbasteln mit Kindern, die Teilnahme am Strand- und Vereinsfest Jabel, Bootsfahren für Ältere, Frauentags- und Weihnachtsfeiern, Ausrichtung von kleinen Märkten und Aktivitäten mit der Kirchgemeinde im Kalender. Die Frauen kooperieren nicht nur mit der Kirche, sondern auch mit anderen Vereinen in Jabel gut. Für das Projekt „Vom Schaf zur Wolle“ bekamen die Jabeler Landfrauen 2000 Euro Förderung von der Ehrenamtsstiftung. Davon haben sie Spinnräder angeschafft und eignen sich damit die alte Kulturtechnik an. „Wir bekommen Rohwolle vom Bauern, die wir waschen, kardieren – damit ist das Ausrichten der losen Textilfäden gemeint -, färben und spinnen. Aus der Wolle fertigen wir Hausschuhe oder Stulpen, die auf unseren Märkten gegen eine Spende erhältlich sind.“ Auch das Grabmal der Familie Greffrath in Alt Gaarz, das lange zugewachsen und vernachlässigt gewesen war, haben sie in Pflege genommen: Eine Gruppe der Landfrauen säuberte die Grabstätte in der Nähe des Bergsees, pflanzte Lebensbäume dort und stellte eine Bank auf. In Jabel selbst haben die Frauen einen „Fritz-Reuter-Erlebnispfad“ angelegt und an den Stätten, wo der Dichter gewirkt hat, mit Hilfe von Fördermitteln Info-Tafeln aufgestellt. Fahrradtouren, Line Dance, Spieleabende und Basteln vervollständigen das Angebot.
Mit Blick auf den gut gefüllten Kalender und ihren Part dabei kommentiert Monika Ansorge: „Wahnsinn, zu wie viel Zeit sich das summiert. Für mich ist das ein Vollzeitjob.“ Als Vereinsvorsitzende nimmt sie ja auch an verschiedenen Sitzungen wie der vierteljährlichen Vorstandssitzung und der jährlichen Klausurtagung für die Vorstände der Kreisvereine teil, die in diesem Jahr Mitte November in Güstrow stattfand. „Bei der Klausurtagung ging es diesmal unter anderem darum, wie man Frauen unterstützen kann, die sich politisch engagieren wollen, zum Beispiel als Gemeindevertreterinnen.“ Der zehnte Geburtstag des Vereins lädt die Mitglieder einerseits zu einem ersten Rückblick ein, andererseits dazu, nach vorne zu schauen und sich weiterzuentwickeln. „Wir suchen uns immer neue Ziele“, so formuliert es Monika Ansorge. Um das zehnjährige Bestehen zu feiern, wollen sich die Landfrauen etwas Besonderes einfallen lassen. Zusätzlich zur außerordentlichen Mitgliederversammlung, zu der auch die Gründungsmitglieder eingeladen werden, die nicht mehr dabei sind, könnte sich die Vorsitzende zum Beispiel eine Modenschau mit anschließendem Verkauf vorstellen. Aber beschlossen ist noch nichts. Die Veranstaltung wird sicher – wie viele der Aktivitäten der Landfrauen – im Jabeler „Dörphus“ stattfinden. Daneben ist noch ein zweiter Ort für die Frauen und Männer sehr wichtig: Der Getränkeverkauf und Imbiss von Josef Hermann in Alt Gaarz. „Dort frühstücken wir im Sommer, veranstalten Grillfeste und Fischessen“, berichtet Monika Ansorge.