Am 8. Oktober starteten zum dritten Mal in Satow Hütte die „Kinderwildnistage“, die die Wildnispädagogin Christina Blohm in den Herbstferien anbietet. Die Mädchen und Jungen lernen hier unter anderem, wie man mit Schlageisen und Feuerstein ein Feuer entfacht, Hütten im Wald baut oder praktische Alltagsgegenstände schnitzt. Die Teilnehmer sind sichtlich mit Spaß und Konzentration bei der Sache und wachsen jeden Tag ein Stück mehr zu einem Team zusammen.
„Die Füchse“ haben zwischen zwei Bäumen im Wald bei Satow Hütte zwei Planen gespannt und sind nun dabei, sie so auszurichten, dass der Regen, der für den nächsten Tag angekündigt ist, abfließen kann. Kaum sind sie fertig, tönt der „Rabenruf“ durch den Wald, ausgestoßen von Christina Blohm. Die kleine Gruppe von Kindern zwischen sieben und dreizehn Jahren wiederholt den Ruf für die anderen Teams, die weiter waldeinwärts ebenfalls an improvisierten Hütten werkeln. Dann sammeln sich alle rund zwanzig Mädchen und Jungen um die Wildnispädagogin, die sie „Chrissie“ nennen, und ihren Hund Jonny. „Der „Rabenruf“ bedeutet: Alle müssen sich zusammenfinden. Daneben gibt es noch das „Wolfsgeheul“. Das setzen wir aber nur ein, wenn sich ein Notfall ereignet hat“, erläutert Christina Blohm und führt die Gruppen wieder zum „Camp“ neben dem Wildgatter in Satow Hütte. Auf dem Weg werden noch zwei Runden „Spontano“ gespielt, eine Art Verstecken. Hier finden die Kinder kreative Lösungen: Ein Junge rollt sich auf dem Weg zusammen, so dass er einem großen Stein ähnelt, ein Mädchen kauert sich in eine Erdmulde, ein anderes stellt sich einfach hinter Christina Blohm. Die Leiterin der „Kinderwildnistage“ und ihre „Teamer“, junge Erwachsene, die die Gruppen führen, lächeln zufrieden über die Findigkeit der Kinder. Zurück im Lager, zeigt die „Spezialgruppe“ - Mädchen und Jungen, die bereits mehrfach die Wildnistage oder vergleichbare Veranstaltungen Christina Blohms durchlaufen haben - wie man mit Schlageisen und Feuerstein Feuer macht. Bald lodert ein kleines Flämmchen in einem Erdloch. In der letzten Stunde für heute kommen alle zur Auswertungsrunde zusammen. Dann, gegen 16.30 Uhr, holen die Eltern die Kinder ab. Christina Blohm und ihre Helfer fahren in ihre Unterkunft im Pfarrhaus Satow, besprechen den heutigen Tag und bereiten den morgigen vor. Dieser wird wieder pünktlich um neun Uhr starten.
Vier Tage, vom 8. bis zum 11. Oktober, dauern die diesjährigen „Kinderwildnistage“ in den Herbstferien. Es ist bereits die dritte Ausgabe des Angebots. „Die Kinder melden sich einzeln an oder gemeinsam mit Freunden oder Geschwistern. In diesem Jahr wurden die Wildnistage so gut angenommen, dass ich drei oder vier Kinder auf das nächste Jahr vertrösten musste“, berichtet Christina Blohm. Die meisten Teilnehmer kommen aus der Region, einzelne aber auch aus dem Raum Rostock oder aus Hamburg. Nach der Begrüßung und der Kennenlernrunde haben die Pädagogin und Systemische Prozessbegleiterin und ihre fünf „Teamer“ alle in Gruppen eingeteilt. „Die Fortgeschrittenen haben wir in der „Spezialgruppe“ zusammengefasst. Ihnen merkt man an, dass sie in den vergangenen Jahren schon einiges gelernt haben: Sie gehen anders miteinander um als die Neuen und helfen diesen, wenn es nötig ist.“ Ihre jungen Gruppenleiter hat Christina Blohm von der Beruflichen Schule in Malchow mitgebracht, wo sie zwei Tage pro Woche als Lehrerin arbeitet. Es sind Schüler, die ein Praktikum leisten. Mit einer Ausnahme: Max, der Erfahrenste, hat die Schule bereits beendet und absolviert eine Ausbildung zum Erzieher. „Er ist hier gewissermaßen meine rechte Hand“, sagt Christina Blohm, die neben ihrer Unterrichtstätigkeit freiberuflich arbeitet und seit 2018 in einer Jurte im brandenburgischen Freyenstein wohnt. Sie lebt also nah an der Natur und nutzt diese als Lehrmeisterin: Neben praktischen Fertigkeiten wie Feuer machen, Hütten bauen, Holzlöffel schnitzen und Becher bauen entwickeln die Teilnehmer zum Beispiel in der sogenannten „Baumzeit“ ein Gespür für den Wert, den die Natur darstellt: „Jedes Kind sucht sich im Wald einen Lieblingsbaum aus und setzt sich für eine Weile still daneben. Am Anfang ist das schwierig. Aber am letzten Tag verlangen die Kinder von selbst danach.“ Ihre Mobiltelefone dürfen die Mädchen und Jungen bei den Wildnistagen nicht dabeihaben. Im Lager ist ohnehin kaum Empfang. „Es hat aber auch noch keiner gesagt: Mir fehlt mein Handy!“ erzählt Max, der angehende Erzieher. Spannend genug ist es, was Lehrmeisterin Natur ihnen vermittelt. „Am Ende sollen sie gelernt haben, dass der Mensch Teil der Natur ist und auch von ihr abhängt. Im Miteinander in den Teams trainieren sie aber ebenso, andere aussprechen zu lassen, ihnen zuzuhören, fair zu sein. All dies passiert so, dass sie mit Spaß und Konzentration bei der Sache sind.“ Am letzten Tag präsentieren die Kinder ihren Eltern die Hütten, die sie gebaut haben, und stellen ihre Arbeit kreativ vor. Die gemeinsam gekochte Suppe, am selbst entzündeten Feuer gekocht, schmeckt dabei ganz besonders gut. Ihre Kunstwerke aus Holz dürfen sie natürlich nach dem Ende der Wildnistage mit nach Hause nehmen. Erna, 12, und Hugo, 11, haben beide schon mehrfach an Veranstaltungen von Christina Blohm teilgenommen und begeistern sich vor allem für den Hüttenbau. „Und die Spiele mag ich“, sagt Hugo, der aus Hamburg kommt und mit seinem Cousin hier angemeldet ist. Erna ist stolz auf die Schnitzregeln, die sie gelernt hat, und hat vor allem Hund Jonny ins Herz geschlossen. Die Leiterin selbst freut sich, dass nach den ersten zwei Jahren vieles entspannter läuft als am Anfang und die Zusammenarbeit mit den Gruppenleitern gut funktioniert. „Wir steigern uns von Jahr zu Jahr“, meint sie.