Kino "Filmbühne Plau am See"
„Plauer Juwel, für das es sich zu kämpfen lohnt“
Die Filmbühne in Plau am See blickt auf eine wechselvolle Geschichte zurück: Ende der 1950-er Jahre gebaut, musste sie mehrfach schließen, wurde aber stets wieder zum Leben erweckt. Derzeit dient der Ziegelbau als Ort für verschiedene Veranstaltungen. Langfristig muss Plau entscheiden, ob die Filmbühne umfassend modernisiert und so zu einem Zentrum für unterschiedliche Kultursparten werden soll, das ganzjährig genutzt werden kann. Die Hubbrücke über die Elde gilt als Wahrzeichen und Eingangstor der Stadt Plau am See. Doch es gibt ein Bauwerk, das ihr Konkurrenz machen könnte: An der Dammstraße, die aus südlicher Richtung in die Stadt hineinführt, passiert man rechter Hand ein eindrucksvolles Gebäude aus rotem Backstein. In der Mitte der Fassade ist in großen Druckbuchstaben „Kino“ zu lesen.
Links und rechts vor dem Haus stehen zwei Skulpturen, die ein wenig älter sind als das in den 1950-ern errichtete Kino. 1935 formte Professor Wilhelm Wandschneider aus Bronze den „Sämann“ und den „Mähenden Bauern“, die ihren Platz vor dem späteren Kino fanden. „Die Filmbühne ist für die meisten Plauer ein geschichtsträchtiger Ort. Die einen haben hier Filme gesehen, andere wurden hier eingeschult oder haben Kurse besucht“, erzählt Corinna Thieme. Die Wirtschaftsförderin der Stadt Plau schließt eine Seitentür des Hauses auf. Es riecht nach Staub – und nach Ölfarbe. Denn im August hat man im Vorraum und im Foyer des Kinos eine Ausstellung Plauer Künstler aufgebaut, die im Rahmen der „Lupinale 2024“ bis Oktober zu sehen sein wird. Die Bildwände und Vitrinen verdecken teilweise die Einrichtung des Kinos: Im Vorraum findet man zum Beispiel eine alte Kassen-Nische und eine Garderobe, im Foyer Ensembles aus Tischen und Stühlen aus Vorwendezeiten, eine Durchreiche für einfache Gastronomie und Schaukästen. Im Saal mit seinen zweihundert Plüschsesseln ist die hölzerne Bühne original erhalten. Die sanitären Anlagen daneben sind nicht mehr ganz neu, aber in gutem Zustand. Im Obergeschoss zeigt Corinna Thieme den Vorführraum mit dem Rollenprojektor. Daneben befinden sich einige Zimmer, die derzeit leer stehen und zwischenzeitlich unter anderem für Kurse genutzt wurden. „Falls wir uns entscheiden, das Kino umfassend zu modernisieren, soll hier möglichst viel so bleiben, wie es ist“, betont die Wirtschaftsförderin. Für die Filmbühne brach 2023 ein neuer Abschnitt an:
Denn da gründete sich die AG Kino, die dafür sorgt, dass in dem Gebäude für die nächsten Jahre „Testläufe“ von Veranstaltungen verschiedener kultureller Sparten stattfinden. „Wir möchten unsere Stadt ganzjährig für Einheimische und Touristen attraktiv machen. Dazu gehört auch ein Kulturzentrum, das das ganze Jahr über nutzbar ist“, sagt Corinna Thieme. Das ehemalige Kino, „ein Plauer Juwel, für das es sich zu kämpfen lohnt“, ist innerhalb der Stadt das einzige Gebäude, das für die Idee geeignet wäre. Daher hat nun ein Team der Burgfestspiele im Kino Lesungen abgehalten und Theater gespielt, die Touristen-Information mit der Bibliothek Lesungen organisiert und der Verein „Wir leben“ e. V. sein Vereinsfest abgehalten. Die derzeitige Ausstellung gehört ebenfalls zu den Testläufen. Möglich wären auch musikalische Veranstaltungen, Co-Working-Spaces, also Büroräume für verschiedene Nutzer, Gastronomie, Kursräume.... und natürlich Film. „Als einzelne Sparte würde Kino aber nicht genügend Ertrag bringen. Deshalb träumen wir von einer Mehrfachnutzung, für die wir möglichst viele Akteure einbinden wollen“, erläutert Corinna Thieme. Nun sind in den nächsten Jahren Einwohner und Touristen gefragt. Sie müssen die Veranstaltungen annehmen und sollen auch eigene Vorschläge unterbreiten, wie sie sich die Zukunft der Filmbühne vorstellen. Denn wenn sich die Stadt entscheidet, das Haus für eine Nutzung innerhalb und außerhalb der Saison zu modernisieren, müssen alle dahinterstehen. Die Sanierung wird nämlich nach jetzigen Schätzungen mehrere Millionen Euro kosten, von denen die Stadt einen Eigenanteil erbringen muss.
Das ist nur mit beträchtlichen Förder- oder Fremdmitteln realisierbar. Zu den nötigen Maßnahmen würden eine neue Heizungsanlage, eine energetische Instandsetzung, die Modernisierung der Sanitäranlagen, Brandschutztüren und Fluchtwege gehören. Corinna Thieme ist zuversichtlich, dass das gelingen kann. Es würde der wechselvollen Geschichte der Filmbühne eine positive Epoche hinzufügen. Denn das in den Jahren 1957 und 1958 erbaute und 1959 eröffnete Haus wurde mehrfach geschlossen, wieder eröffnet und auch umgenutzt. So endete beispielsweise mit der DDR auch der erste Lebensabschnitt des Kinos: Im Frühjahr 1991 wurde damals der letzte Film gezeigt. In den Neunziger Jahren wurde die Inneneinrichtung beschädigt: „Durch die Zerstörungswut einiger Zeitgenossen kam es zu Brandschäden und die Leinwand wurde kaputt gemacht“, heißt es auf einer Info-Tafel im Vorraum. 1996 eröffnete der Landesverband Filmkommunikation e. V. Mecklenburg-Vorpommern auf Wunsch der Stadt das Kino neu. Dabei wurde viel repariert und neue Technik eingebaut, die Einrichtung aber nicht grundlegend modernisiert. Damals konnten die Plauener dort neben dem Filmangebot Konzerte, Theateraufführungen und Sonderveranstaltungen erleben. In der oberen Etage hielt die Volkshochschule Kurse ab. Nachdem die Filmbühne 2002 wegen der schlechten wirtschaftlichen Lage der Stadt und rückläufiger Besucherzahlen geschlossen worden war, stand das Haus mehrere Jahre leer, bis es Mitte der Nuller Jahre erneut öffnete. Später nutzte man es dann eher sporadisch. Für Veranstaltungen wie Einschulungsfeiern war es jedoch noch bis 2019 eine feste Größe. 2028 endet nach dem Plan der Stadtverwaltung die Zeit der Testläufe. Vielleicht gibt es dann zehn Jahre nach 2019 eine gesicherte Zukunft für das Plauer Wahrzeichen in spe?