Die beiden Zwergziegen Luise und Urmel leben im Sommer und von Herbst bis Frühjahr tagsüber auf einem Gelände neben der Malchower Reha-Klinik. Die Vierbeiner sind eine kleine Attraktion: Passanten bleiben stehen, um sie zu beobachten. Einheimische oder auch Touristen kommen manchmal extra zu ihnen, um ihnen Möhren oder andere leckere Sachen zu bringen. „Allerdings sind die beiden recht mäkelig. Sie mögen alles, was Laub hat, aber was bereits im Dreck gelegen hat, fressen sie nicht“, sagt Besitzer Gerald Reeps.
Ausnahmsweise stehen Luise und Urmel in trauter Eintracht nebeneinander. Die beiden Zwergziegen haben gerade von ihrem Besitzer Gerald Reeps ein paar Weidenzweige bekommen und fressen nun die Blätter ab. „Wir haben seit dreißig Jahren immer mehrere Ziegen gehabt. Von unserer kleinen Herde sind nun einige gestorben, andere haben wir in gute Hände weggegeben. Diese beiden sind übrig geblieben und sollen bei uns alt werden“, sagt Reeps. Seine Frau Kornelia nickt. Das Ehepaar wohnt direkt neben dem rund 600 Quadratmeter großen Grundstück, das an der Malchower August-Bebel-Straße für die Vierbeiner eingezäunt und hergerichtet wurde. Einige Meter weiter befindet sich die Reha-Klinik. Die beiden Ziegenbesitzer, die außerdem noch eine Katze, einen Hund, mehrere schottische Hochlandrinder und eine Schar Hühner halten, können Luise und Urmel also vom Fenster aus sehen. So friedlich wie jetzt gehen Mutter und Sohn nicht immer miteinander um. Manchmal rangeln sie auch und lassen die Hörner aufeinander knallen. Doch das ist Spiel, Kräftemessen. Stark sind die beiden Zwergziegen ja und viel Zeit haben sie auch: So nehmen sie gern mal ihre Raufe auf die Hörner oder stoßen das Gehörn in den Zaun. Das Rückzugshäuschen, das Gerald Reeps für sie hingestellt hat, musste innen verstärkt werden. Die hellbraune Luise geht bei diesen Aktivitäten oft voran: Fünf Jahre ist sie alt und Fremden gegenüber durchaus „zickig“, wie Kornelia Reeps es formuliert. „Das kann aber auch daran liegen, dass manche Passanten sie ärgern.“ Ihr selbst zeigt sich das Tier freundlich, lässt sich auch streicheln. „Ab und an muss man ihr allerdings demonstrieren, wer der Herr im Haus ist, indem man sie auch mal mit den Hörnern auf den Boden drückt.“ Sohn Urmel, 4, dessen Zwillingsschwester weggegeben wurde, ist ein kastriertes schwarzes Böckchen, lieb und kuschelig. Wie die Ziegen heißen, was sie gerne fressen und was nicht, kann man auf einem Schild am Gehege lesen. „Das haben wir angebracht, weil die Leute früher den beiden sogar Leberwurststullen und gekochte Eier durch den Zaun gereicht haben und regelmäßig weggeworfene Masken und anderer Müll auf dem Grundstück landeten“, berichtet Reeps. Seitdem sei es besser geworden. Die Ziegen sind im übrigen eher mäkelig und fressen durchaus nicht alles, was man ihnen vorsetzt. „Sie mögen zum Beispiel alles gerne, was Laub hat, wie die Weidenzweige, frisches Grün, Stroh, Heu, ihre Salatschälchen. Lecksteine und Wasser brauchen sie immer. Im Winter bekommen sie zusätzlich Wildfutterpellets. Was allerdings auf dem Boden gelegen hat und dreckig wurde, nehmen sie nicht an, bevor man es nicht gesäubert hat.“
Die Reepssche Ziegenherde war mal bedeutend größer. „Eigentlich wollten wir Esel halten, kamen dann aber zufällig auf Ziege Klara, die uns wie ein Hund hinterherlief, bis in die Küche. Da Klara nicht allein bleiben sollte, haben wir noch mehrere andere Ziegen angeschafft, darunter auch Böckchen – und so gab es natürlich Nachwuchs“, berichtet Kornelia Reeps. Die Familie hielt die Tiere nicht wegen ihrer Milch oder ihres Fleischs, sondern einfach so, als Kuscheltiere. „Die Kinder sind früher sogar mit ihnen spazieren gegangen“, sagt Gerald Reeps. Den Ziegen ging es gut auf dem Grundstück am Fleesensee – eine davon wurde sogar fast 30 Jahre alt. Für Luise und Urmel hoffen die Besitzer, dass sie mindestens noch zehn oder fünfzehn Jahre leben. Seit die beiden Vierbeiner ihr Holzhäuschen haben, bleiben sie im Sommer auch nachts draußen auf ihrem Gelände. Früher holten die Besitzer sie jeden Abend hinein in den Stall am Haus, was in der dunklen Hälfte des Jahres nun immer noch passiert. „Wenn es dunkel ist, finden sie draußen keine Beschäftigung mehr. Hier haben sie ihren Schlafplatz, bei großer Kälte eine Rotlichtlampe und die Hühner zur Gesellschaft“, meint Gerald Reeps.
Wenn Luise und Urmel draußen auf ihrem Grundstück sind, bilden sie eine Attraktion für viele Menschen, die auf der August-Bebel-Straße entlanglaufen oder entlangradeln. Manche bleiben stehen und schauen den beiden beim Fressen oder Spielen zu oder fotografieren sie, wenn sie majestätisch auf einem Stapel Betonplatten thronen. „Wir haben es auch schon erlebt, dass Familien mit Kindern extra herkommen und den beiden etwas Leckeres bringen, zum Beispiel Möhren“, erzählt Kornelia Reeps. Die Gäste der Reha-Klinik haben einen kurzen Weg zu den Ziegen und schauen auch regelmäßig vorbei, wobei natürlich der eine oder andere Apfel vom Frühstücksbuffet den Weg ins Gehege findet. Aber da der ja auf dem Speiseplan der beiden steht, ist alles gut.