Achtung: Darum sollte man nie mit Paypal “Freunde und Familie” bei Internetkäufen bezahlen
Schnell, unkompliziert und obendrein kostenlos – die PayPal-Option „Freunde und Familie“ wirkt auf den ersten Blick wie die ideale Lösung, um bei Online-Käufen, insbesondere auf Plattformen für Kleinanzeigen, Gebühren zu sparen. Verkäufer bieten diese Methode oft aktiv an, um die sonst üblichen Transaktionskosten zu umgehen. Doch was als cleverer Spartipp erscheint, entpuppt sich für Käufer regelmäßig als finanzieller Bumerang ohne Sicherheitsnetz. Wer hier zustimmt, verzichtet auf den wichtigsten Schutzmechanismus, den der Zahlungsdienstleister zu bieten hat, und öffnet Betrügern Tür und Tor. Das böse Erwachen folgt meist, wenn die ersehnte Ware nie ankommt und das Geld unwiederbringlich verloren ist.
Die Funktion ist, wie der Name unmissverständlich andeutet, ausschließlich für private Geldtransfers zwischen Personen gedacht, die sich kennen und vertrauen – etwa um die Restaurantrechnung zu teilen oder ein Geldgeschenk zu senden. PayPal selbst definiert den Anwendungsbereich klar und schließt jegliche kommerzielle Nutzung explizit aus. Wer Waren oder Dienstleistungen erwirbt, tätigt ein Geschäft. Für genau diesen Zweck existiert die Option „Waren und Dienstleistungen“, bei der zwar eine geringe Gebühr für den Verkäufer anfällt, der Käufer aber im Gegenzug vom PayPal-Käuferschutz profitiert. Dieser Schutz greift, wenn ein Artikel nicht versendet wird oder erheblich von der Beschreibung abweicht.
Ohne Käuferschutz ins offene Messer
Entscheidet man sich dennoch für die Freunde-Option, um ein paar Euro zu sparen, begibt man sich in eine rechtliche Grauzone mit fatalen Folgen. Im Betrugsfall steht man alleine da. Meldet ein geprellter Käufer das Problem bei PayPal, verweist der PayPal Eigentümer beziehungsweise das Unternehmen konsequent auf die eigenen Nutzungsbedingungen. Da die Transaktion fälschlicherweise als privater Geldtransfer deklariert wurde, besteht kein Anspruch auf eine Rückerstattung. Das Geld ist in der Regel verloren, denn der Verkäufer hat es längst von seinem PayPal-Konto abgehoben und ist über alle Berge. Die Masche ist denkbar einfach: Ein verlockendes Angebot online stellen, auf Zahlung per „Freunde und Familie“ bestehen und nach dem Geldeingang den Kontakt abbrechen.
Dieser Verzicht auf den Käuferschutz ist das zentrale Risiko. Man liefert sich der (Un)Ehrlichkeit des Verkäufers vollständig aus. Bei Privatverkäufen kommt erschwerend hinzu, dass das Transportrisiko gesetzlich auf den Käufer übergeht, sobald die Ware an den Versanddienstleister übergeben wurde. Ohne den PayPal-Käuferschutz gibt es keine Instanz, die im Streitfall vermittelt oder den Schaden reguliert. Selbst eine Strafanzeige bei der Polizei führt nur selten zur Ergreifung der Täter, die oft mit gefälschten Identitäten agieren.
Die Konsequenzen für beide Seiten
Nicht nur Käufer gehen ein hohes Risiko ein. Auch Verkäufer, die auf diese Zahlungsmethode drängen, bewegen sich auf dünnem Eis. Sie verstoßen gegen die Nutzungsrichtlinien von PayPal. Fällt eine missbräuchliche Verwendung der Freunde-Funktion für geschäftliche Zwecke auf, kann PayPal das Konto des Verkäufers einschränken oder sogar dauerhaft sperren. Zudem hat PayPal in den letzten Jahren die Trennung zwischen privaten und geschäftlichen Konten verschärft. Der Empfang von „Freunde und Familie“-Zahlungen auf Geschäftskonten ist nicht mehr gestattet, um genau diesen Missbrauch zu unterbinden.
Für Käufer lautet die unmissverständliche Empfehlung von Verbraucherschützern und der Polizei daher: Niemals bei Käufen von Unbekannten die Option „Freunde und Familie“ verwenden. Die geringe Gebühr für die Nutzung von „Waren und Dienstleistungen“ ist eine gut investierte Versicherung gegen einen möglichen Totalverlust. Wer als Verkäufer auf diese Methode besteht, sollte grundsätzlich als unseriös eingestuft werden. Ein ehrlicher Geschäftspartner wird die sichere Zahlungsabwicklung nicht scheuen. Im Zweifel ist es immer besser, auf ein vermeintliches Schnäppchen zu verzichten, als am Ende ohne Ware und ohne Geld dazustehen.
Passend zum Thema: PayPal-Betrug an der Seenplatte.