Zwanzig Tänzerinnen von acht bis siebzig Jahren schwingen in fantasievollen Kostümen ihre Beine zu abwechslungsreichen Rhythmen von Rock´n´Roll über Rockabilly bis Western: die CCC Showtanzgruppe Lexow e. V. Die Mädchen und Frauen trainieren einmal wöchentlich und treten bei Firmenfeiern, Dorffesten oder privaten Veranstaltungen auf. „Drei Viertel der Tänzerinnen sind unter siebzehn Jahren alt. Daher spielt Jugendarbeit bei uns eine große Rolle“, sagt Leiterin Diane Bruhn.
Bei Diane Bruhn laufen die Fäden der CCC Showtanzgruppe Lexow zusammen: Einmal im wörtlichen Sinne: Denn die ehemalige Schneiderin ändert oder repariert den Großteil der Kostüme, die die zwanzig Tänzerinnen im Schrank haben. Und da fällt einiges an: Jedes Mädchen aus den Altersklassen „Girls“ - das sind die Jüngsten von acht bis zwölf – und „Teenies“ - von zwölf bis sechzehn – besitzt etwa fünfzehn Kostüme, von indisch über Zirkus und Burlesque bis zu Früchten und Hip Hop. Alles muss regelmäßig an die entsprechenden Maße der Trägerin angepasst oder in der Gruppe weitergegeben werden. Die Damen, deren Vertreterinnen zwischen 60 und 70 Jahren alt sind, verfügen sogar im Schnitt über stolze zwanzig Kostüme von Rockabilly über Polka zu jahreszeittypischen Motiven. Dazu kommt noch ein allgemeiner Kostümfundus. Die Stücke werden bei Karnevalsshops oder beim Tänzerbedarf gekauft. Zum anderen hat die Lexowerin die Fäden in der Hand, da sie die gesamte Showtanzgruppe leitet und dem Damentraining und dem Training der Jüngsten vorsteht. Diane Bruhn war es auch, die vor rund sechzehn Jahren die Truppe gründete und dann gemeinsam mit ihrer Tochter Michelle aufbaute. „Ich habe einst angefangen, Line Dance zu tanzen, und wollte das zu etwas weiterentwickeln, was man auch mit Kindern machen kann. Schnell war ich dann bei unserem heutigen Modell mit den verschiedenen Tänzen, Choreografien und Kostümen“, berichtet sie.
Aus dieser Zeit stammt auch die Abkürzung CCC, was für „Countrygirls, Countryboys and Countryladies“ steht. Bruhns Tochter, die sich lange um die Choreografien kümmerte, ist seit zwei Jahren nur noch stilles Mitglied, da sie weggezogen ist. Doch sie hat vorher eine junge Frau ausgebildet, die jetzt ihre Arbeit weiterführt: die sechzehnjährige Jugendtrainerin Helena Thieme, die das Training der „Teenies“ leitet. Insgesamt treffen sich – wenn sie vollzählig sind – jeden Sonntag von 15.30 Uhr bis 18 Uhr sieben „Girls“, acht „Teenies“ und fünf Damen aus der Region im Mehrzwecktraum der Feuerwehr Walow-Lexow in Lexow. Unter letzteren ist auch Martina Suchanek, die „rechte Hand“ Diane Bruhns. In den Gruppen feilt man dann an den verschiedenen Choreografien oder übt neue ein. Nach einem Generationenwechsel vor einigen Jahren soll die Mitgliederzahl derzeit so bleiben, wie sie ist. „Es dauert lange, bis sich die Mädchen die Grundlagen angeeignet haben und darauf aufbauen können. Eine starke Fluktuation bei den Mitgliedern würde unsere Arbeit sehr erschweren“, begründet Diane Bruhn dies.
An diesem Trainingstag Anfang September sind die jungen Tänzerinnen beim Training noch etwas aufgeregt, denn es liegt ein Auftritt im Kulturhaus Pritzwalk am vorherigen Tag hinter ihnen. Die Showtanzgruppe zeigt ihr Repertoire neben Kulturhäusern auch bei Betriebsfeiern, Dorffesten, Weihnachtsfeiern und natürlich privaten Festivitäten. „Wir verteilen Flyer, um noch mehr auf uns aufmerksam zu machen. Aber eigentlich sind wir rund um die Müritz schon recht bekannt. Wer uns sehen will, kommt auf uns zu, kontaktiert uns beispielsweise über unsere Facebook-Seite“, sagt Diane Bruhn. Durch ihre „Gagen“ von 200 Euro aufwärts finanziert die Truppe vor allem ihre Ausstattung, zu der neben den Schuhen, die alle selbst kaufen, auch spezielle strapazierfähige Tanzstrumpfhosen und zum Kostüm passender Kopfschmuck gehören. „Die 200 Euro klingen zunächst mal viel. Davon zahlen wir aber zum Beispiel auch unsere An- und Abreise.“ Vor der Krisenzeit der letzten Jahre wurde die Tanzgruppe für einen Auftritt oder zwei Auftritte im Monat gebucht. „Dort wollen wir wieder hin“, betont Diane Bruhn.
Da drei Viertel der Mitglieder unter siebzehn Jahren alt sind, spielt Jugendarbeit eine wichtige Rolle in der Showtanzgruppe Lexow. „Bei den Kindern, die neu zu uns kamen, haben wir in vielerlei Hinsicht bei Null angefangen. Im Sportunterricht der Schulen wird ja nicht mehr viel Gymnastik gelehrt. Daher mussten die Mädchen erst einmal lernen, wie man sich graziös bewegt, Arme und Beine und seine Mimik beim Tanz einsetzt“, so Diane Bruhn zum Hintergrund. „Zusammenfassend kann man sagen: Wir haben über die Zeit aus einem Hühnerhaufen eine Truppe aus disziplinierten Mädchen gemacht.“ Beispielhaft sieht man das an Helena Thieme: Die Sechzehnjährige verfügt über eine gute Körperhaltung, die die anderen Mädels nachahmen. In den Trainingspausen, wenn die Gruppe für einen neuen Tanz das Outfit wechselt, ist sie es auch, die den Jüngeren hilft, einen Reißverschluss hochzuziehen oder den Kopfschmuck im Haar zu befestigen. „Während der Auftritte ist es besonders wichtig, dass wir Erfahreneren den anderen beim Kostümwechsel zur Seite stehen, damit keine Malheure passieren“, meint Diane Bruhn.
Die künstlerische Arbeit in der Gruppe schult die körperliche Koordination und den Gleichgewichtssinn der Mädchen. Die Auftritte machen selbstbewusst. Aber auch das menschliche Miteinander bringt einen Lerneffekt, was das Sozialverhalten angeht: „Wir vermitteln den Mädels immer wieder, dass es wichtig ist, regelmäßig zum Training zu kommen und an den Auftritten teilzunehmen. So lernen sie Verlässlichkeit.“ Diane Bruhn weiß, dass es dabei förderlich ist, auch die Eltern mit ins Boot zu holen. Daher plant sie, im Januar einen Elternabend für die Mütter und Väter der jugendlichen Mitglieder abzuhalten. Doch mit ihrer langjährigen Erfahrung weiß die Leiterin: Gegen Motivationsverlust auf langen Trainings-Durststrecken hilft am besten die Aussicht auf einen glanzvollen Auftritt: Und so studiert man allmählich die ersten Schritte für die geplanten Veranstaltungen in der Adventszeit ein.