Sonderzug Neustadt/Dosse - Meyenburg - Güstrow
Wiederbelebung der Südbahn-Strecke

Am 27. Januar 2025 fuhr ein Sonderzug auf der „alten“ Strecke der Linien RB 73 und 74 von Neustadt/Dosse über Meyenburg nach Güstrow und zurück. Eine halbe Stunde hielt er auf dem Bahnhof Karow. Der könnte bei einer Wiederbelebung dieser Strecke und der Südbahn eine entscheidende Rolle als Knotenpunkt spielen. Der Triebwagen erreichte am 27. Januar mit ein paar Minuten Verspätung – hat er sich vielleicht an der Deutschen Bahn orientiert? - gegen 11.15 aus Süden kommend den Bahnhof Karow. Kurz vorher war an diesem regnerischen und windigen Tag sogar mal die Sonne herausgekommen und schien jetzt auf diejenigen, die den Sonderzug bereits erwarteten. Damit ihnen die Zeit nicht lang wurde, hatte man einen Stand mit Kaffee und Bratwurst und eine Feuerschale aufgebaut. Der Zug hatte an allen wichtigen Unterwegsbahnhöfen gehalten, wie es so schön heißt.
Am längsten machte er jedoch in Karow Station, nämlich eine gute halbe Stunde. „An dieser Aktion sieht man gut, wie die Strecke funktionieren kann“, kommentierte Karows Ortsvorsteher Ralf Perske. Man prüft derzeit, ob es rentabel wäre, die „alten“ Routen der RB 73 und 74 von Neustadt/Dosse über Karow nach Güstrow und perspektivisch weiter nach Rostock wieder in Betrieb zu nehmen. Am Bahnhof Karow würde dann, wenn auch die Südbahn aus Richtung Ludwigslust nach Waren neu aktiviert wäre, ein wichtiger Knotenpunkt entstehen. Clemens Russell, Sprecher der Bürgerinitiative zur Wiederbelebung der Südbahn, würdigte in seiner kurzen Rede die Zusammenarbeit für dieses Vorhaben, die fünf Landkreise in zwei Bundesländern, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern, umfasst. Danach kamen die Bürgermeister von fünf Gemeinden zu Wort, die von dem Projekt berührt wären: Sven Hoffmeister für Plau am See, Ralf Perske für Karow, Astrid Becker für Lübz, René Putzar für Malchow und Dirk Rojahn für Krakow am See.
Astrid Becker hob beispielsweise hervor, dass der öffentliche Personennahverkehr zur Daseinsvorsorge gehört und dass von der geplanten Verknüpfung mehrerer Orte mittels Bahn- und Buslinien unter anderem auch die Künstler in Lübz profitieren würden, die sich dort in den letzten Jahren ansiedelten. René Putzar ergänzte, dass bezüglich der Bahnstrecken ein Umdenken eingesetzt habe. Man sehe sie nicht mehr als Belastung, sondern als potenzielle Bereicherung. Dirk Rojahn erinnerte sich daran, wie die Linie vor seiner Haustür „kaputt gemacht“ worden sei, und freute sich, dass es jetzt in die andere Richtung gehen könnte. Am Ende stellten sich die Bürgermeister mit verschiedenen Elementen der geplanten Strecken für eine Art lebende Skulptur auf. Das Modell hatte ein Mehrgenerationenhaus in Lübz erdacht. Dabei trug beispielsweise René Putzar als Vertreter Malchows das Element mit der Strecke Karow-Malchow-Waren. Neben den Bürgermeistern waren auch Politiker von der Landes- und Bundesebene erschienen, denen die Wiederbelebung der Strecken am Herzen liegt, wie zum Beispiel Johannes Arlt. Er sitzt für die SPD im Bundestag und setzt sich gemeinsam mit seiner Kollegin Wiebke Papenbrock für das Projekt ein. Als der Zug sich nach einem abschließenden Mundharmonika-Tusch von Künstler Albrecht Walter gegen 11.45 Richtung Norden in Bewegung setzte, war ein Teil der Anwesenden wieder an Bord. Und einige derer, die am Bahnhof Karow zurückgeblieben waren, stellten sich ihn vielleicht schon wieder voller Leben vor, so wie es bis Anfang der Neunziger Jahre der Fall gewesen war.