
Vor 85 Jahren veröffentlichte Martin Luther einen verhängnisvollen Satz, der im Juli 1935 in der mecklenburgischen NSDAP-Zeitung "Niederdeutscher Beobachter" zu lesen war. Dieser Satz stammt aus dem Artikel "Dr. Martinus Luther Wider die Jüden und ihre Lügen". Die Worte, die von Luther zitiert wurden, stammten aus einer Schrift des "Pastors Joachim Noack zu Mirow", der von 1935 bis 1945 Pfarrer in Mirow war.
Im Jahr 1933, zum 450. Geburtstag des Wittenberger Reformators, veröffentlichte Joachim Noack ein Heft mit dem Titel "Luther und die Juden", als er noch Theologiestudent in Berlin war. Ironischerweise wählte er als Motto für diese Publikation einen Absatz aus Hitlers "Mein Kampf", der mit den Worten endete: "Indem ich mich des Juden erwehre, kämpfe ich für das Werk des Herrn."
Zur gleichen Zeit, wenn auch nur für zwei Semester, war Heinz Röthke, ein Lehrerssohn aus Mürow bei Angermünde, als Theologiestudent an der Berliner Universität eingeschrieben. Röthke wurde später Jurist und machte ab 1942 Karriere als Leiter des "Judenreferats" der Gestapo in Frankreich. Er drängte darauf, dass internierte Juden in südfranzösischen Lagern, wie Gerhard Moses aus Mirow, nach Auschwitz deportiert werden sollten. Röthke unterzeichnete die Meldung an das KZ Auschwitz und das Büro von Adolf Eichmann, dass der Transport Nr. 20, in dem sich auch Gerhard und Gertrud Moses in Wagon 10 befanden, "am 17.8.1942, um 8.55 Uhr den Abgangsbahnhof Le Bourget-Drancy in Richtung Auschwitz mit insgesamt 1000 Juden verlassen hat."
Obwohl es noch keinen Stolperstein für Gerhard Moses gibt, wurden bereits Gedenksteine für seine Verwandten Ruth, Herbert Rosenberg und dessen Ehefrau Herta vor ihrem ehemaligen Haus in der Mühlenstraße/Ecke Schlossstraße verlegt. Diese Gedenksteine werden am 9. November um 12 Uhr im Rahmen einer Gedenkveranstaltung gereinigt. Die Stadt Mirow und die Ev.-luth. Kirchengemeinde Mirow laden gemeinsam dazu ein, an diesem wichtigen Akt des Gedenkens teilzunehmen.