Symposium zu Psychosozialer Notfallversorgung
110 Personen bei hochkarätiger Fortbildung der DFV-Stiftung "Hilfe für Helfer" in Fulda
"Für uns ist das Symposium eine wichtige Veranstaltung, die sehr gut angenommen wird", sagte Karl-Heinz Banse, Präsident des Deutschen Feuerwehrverbandes (DFV) und Vorsitzender der DFV-Stiftung "Hilfe für Helfer", zu Beginn des 10. Symposiums in Fulda. Mit 110 Personen stellte die diesjährige Ausgabe der Fachveranstaltung einen neuen Teilnahmerekord auf. Die gemeinsam mit dem Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) durchgeführte Fortbildung stand unter dem Thema "Zeitenwende in der Psychosozialen Notfallversorgung für Einsatzkräfte?!". Banse berichtete davon, dass er sich vor wenigen Tagen beim ersten World Fire Congress in Washington mit Feuerwehr-Führungskräften aus der ganzen Welt auch über die Betreuung von Einsatzkräften ausgetauscht habe. "Wir sind in Deutschland ein Land mit einer herausragenden Organisation des Feuerwehrwesens, das im Wesentlichen auf Ehrenamtlichkeit beruht", resümierte der DFV-Präsident.
"Am Anfang ging es nur darum, erste Schritte einzuleiten, heute sorgen wir für eine vollständige psychologische Betreuung der Einsatzkräfte. Diese Entwicklung kann sich sehen lassen", blickte der Vorsitzende des Stiftungsbeirats, Prof. Dr. Peter Sefrin, in die Vergangenheit. Das Symposium bezeichnete er als wichtigen Baustein der Stiftungsarbeit.
"Es ist eine Kernaufgaben des BBK, sich um den Zivilschutz zu kümmern", sagte BBK-Präsident Ralph Tiesler. Die psychologische Betreuung von Einsatzkräften sei hierbei ein wichtiges Element. Er mahnte zur Vorsorge für besondere Bedrohungslagen: "Wer sich vorbereitet, macht sich nicht zum Opfer!" Tiesler appellierte, Standards im Bereich der psychosozialen Betreuung zu setzen.
Die Reihe der Vortragenden eröffnete Thomas Wittschurky, Leiter des Fachausschusses Sozialwesen der deutschen Feuerwehren, mit den Ergebnissen der Umfrage zur Gewalt gegen Einsatzkräfte. Diese hatte der DFV gemeinsam mit der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung durchgeführt. Ziel der Befragung war, einen Einblick zu erhalten, in welchen Maße und in welcher Form Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr von Gewalterfahrungen betroffen sind. "Die Kernbotschaft der Umfrage war: Gewalt ist kein Einzelfall! Fast 50 Prozent der Befragten sind schon einmal mit Gewalt in Berührung gekommen", so Wittschurky. Mit 90 Prozent nahmen Beschimpfungen und Beleidigungen den größten Raum ein. Eine weitere Befragung auch im Bereich der Berufsfeuerwehren ist in Planung.
"Psychosoziale Maßnahmen nach gewalttätigen Übergriffen im Einsatzkontext" war das Thema des Referates von Diplom-Psychologin Claudia Schedlich. Sie ging auf die seelische Belastung in Feuerwehren und im Rettungsdienst ein und beschrieb Risiko- und Schutzfaktoren. Als Beispiele für Risiken nannte sie unter anderem posttraumatische Belastungsstörungen oder Depressionen. Schutz böte unter anderem der offene Umgang mit Arbeitsbelastung. Schedlich erklärte, dass Gewalt gegen Einsatzkräfte nicht bagatellisiert werden dürfe.
BBK-Referent Mark Overhagen berichtete zum Thema "Psychosoziale Notfallversorgung (PSNV) im Zivilschutz". Er ging hier sowohl auf die Geschichte als auch auf aktuelle Ereignisse ein. Medienberichte zu aktuellen Bedrohungslagen stellte Overhagen ebenso vor wie Rechtsbestimmungen zum Verteidigungsfall. Auch die Rolle Deutschlands bei NATO-Übungen bezog er in seine Überlegungen ein. Der Dozent beschrieb Risiken und Herausforderung im Bereich der zivilen Verteidigung und besonderen Lagen durch Terrorismus und Sabotage sowie Cyberattacken. In diesem Zusammenhang stellte er die These auf: "Letztlich wird der Fachkräftemangel entscheidend sein".
"Nach der Zeitenwende: PSNV-E in der Deutschen Marine" war das Thema des Referates von Militärdekan Christoph Sommer. "Können Sie Krieg?", fragte er die Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Sein Ziel: "Ich will versuchen, von Ihnen Verständnis zu bekommen für das, was wir tun." Sommer verglich die Bedingungen: "Das unmittelbare Zusammenleben mit denjenigen, die betreut werden oder betreut werden wollen, ist der Unterschied zur PSNV an Land." "Wir sind die einzigen Zivilisten an Bord, aber wir sind Teil der Besatzung", schloss er ab.
"Es wird Zeit, dass wir gefragt werden und es wird Zeit, dass wir uns einbringen", lautete der einleitende Satz von Dr. Frank Conrads, Landesfeuerwehrpastor des Landes Schleswig-Holstein, in seinem Vortrag zum Thema "Vorschläge für Qualitätsstandards in der PSNV-E". "Um Qualitätskriterien beschreiben zu können, muss man wissen, worum es bei den einzelnen Arbeitsschritten der Einsatznachsorge geht", erklärte er. Conrads beschrieb die Wirkfaktoren von PSNV-E-Maßnahmen und ging auf die erforderliche Ausbildung ein. "Theorie und Praxis müssen zusammenkommen, dann entsteht auch eine Einsatznachsorgekraft", resümierte er.
Der Erfahrungsbericht über die Amoktat bei den Zeugen Jehovas im März des vergangenen Jahres im Hamburg bildete das abschließende Referat. Martin Timmler erlebte den Einsatz als diensthabender A-Dienst der Feuerwehr Hamburg. Er beschrieb den Einsatzablauf, der mit einer Schießerei bei einem Gottesdienst der Religionsgemeinschaft begonnen hatte. Timmler schilderte seine persönlichen Eindrücke. "Die Disponenten in der Leitstelle haben Menschen sterben hören", berichtete er von den großen Herausforderungen für die Psychosoziale Notfallversorgung nicht nur direkt vor Ort.
DFV-Bundesbeauftragte für Feuerwehrseelsorge Erneli Martens und BBK-Referent Volker Harks führten durch die Veranstaltung: "Es war ein hervorragendes Symposium, wir hatten interessante Vorträge zu sehr guten Themen!", zogen sie gemeinsam positive Bilanz. Das 11. Symposium "Hilfe für Helferinnen und Helfer in den Feuerwehren" wird am Donnerstag, 15. Mai 2025, in Fulda stattfinden. Die Stiftung "Hilfe für Helfer" feiert 2025 ihr 25-jähriges Bestehen.