
Essam Aljalali und Youssef Fares kamen 2015 aus Syrien nach Waren (Müritz). Beide hatten in ihrem Herkunftsland den Beruf des Schneiders erlernt. Nun üben sie eine ähnliche Tätigkeit aus: sie nähen Verdecke und Planen bei der AR Sail GmbH in Malchow. „Wenn man sich auch an anderes Material gewöhnen muss, ist das Prinzip doch dasselbe“, sagen die beiden Wahl-Warener.
Der Arbeitstag von Essam Aljalali und Youssef Fares beginnt früh. Um halb sieben steigen die beiden Männer vor ihren Wohnungen in Waren (Müritz) in ihre Autos und fahren nach Malchow, um dort um sieben an der Nähmaschine zu sitzen. Bis halb vier Uhr nachmittags nähen sie dann in der Halle im Malchower Gewerbegebiet alles, was ihr Arbeitgeber, die Segelmacherei AR Sail GmbH, an diesem Standort herstellt: Verdecke, Matratzen, Planen... in allen Größen. „Wir arbeiten an Segelmacher-Maschinen und an normalen Nähmaschinen“, sagt Youssef Fares und zeigt auf die Geräte. „Das Material, das wir hier verarbeiten, ist in der Regel schwerer und starrer als der Stoff, aus dem wir früher Kleidung hergestellt haben. Das bedeutete für uns zunächst eine Umstellung, vor allem auch körperlich. Doch beide Tätigkeiten folgen demselben Prinzip“, fügt Essam Aljalali hinzu. Beiden macht das Nähen bei AR Sail viel Spaß, sagen sie.
Essam Aljalali aus Damaskus und Youssef Fares, der aus Aleppo stammt, kamen beide 2015 nach Deutschland und landeten in Waren. Der 36-jährige Syrer und sein 44-jähriger Landsmann lernten sich in der Erstaufnahmestelle kennen und hielten Kontakt. Nach einem Deutschkurs an der Volkshochschule und verschiedenen Jobs wurde der jüngere der beiden 2017 beim Jobcenter vorstellig, weil er mit seiner beruflichen Situation unzufrieden war: „Ich möchte richtig arbeiten, habe ich gesagt. Das Jobcenter hat mir dann die Arbeit hier bei AR Sail vermittelt. Vor zwei Jahren fragte ich dann den Chef, ob auch Youssef hier anfangen kann – wir sind beide gelernte Schneider, er für Kinder, ich für Damen. Nähen ist unser Beruf!“ Der Chef, Gerd Schneider, war einverstanden. Seit 2021 ist nun auch Youssef Fares bei AR Sail beschäftigt. Er hatte zuvor ebenfalls Deutschkurse belegt und einen Minijob als Fußbodenleger gehabt. Vor seinem Einstieg bei AR Sail absolvierte er ein einwöchiges Praktikum bei der Segelmacherei.
Die beiden Männer fühlen sich wohl in der Müritzregion. Sie haben sich gut eingelebt: Essam Aljalalis Frau ist Sozialarbeiterin und beim CJD Waren tätig. Dort kümmert sie sich um Menschen, die aus der Ukraine nach Deutschland geflüchtet sind. Die beiden Kinder gehen zur Schule. „Wir haben auch den deutschen Pass bekommen“, sagt der 36-jährige stolz. Youssef Fares´Frau arbeitet zwei Tage wöchentlich ehrenamtlich im Sozialladen in Waren. Sein ältester Sohn absolviert eine Ausbildung zum Krankenpfleger, die beiden mittleren Kinder sind Schüler, das jüngste Kind besucht den Kindergarten. Beide pflegen ihre Hobbies: Essam Aljalali hat einen kleinen Garten und hegt dort seine Pflanzen, zieht Blumen und Gemüse. Youssef Fares schwimmt gerne – in der Halle und draußen. „Als ich jünger war, habe ich lange Strecken geschafft – bis zu drei Kilometern“, sagt er und freut sich schon auf den Sommer, wenn die Seen warm genug sein werden für seinen Sport.