
Am 11.2. ist europaweiter Tag des Notrufes. Der Europäische Tag des Notrufs 112 ist ein jährlicher Aktionstag am 11. Februar, der vom Europäischen Parlament, vom Rat der Europäischen Union und von der EU-Kommission im Jahr 2009 gemeinsam und aufgrund der im Datum enthaltenen Notrufnummer (11.2.) eingeführt wurde, um die europaweite Gültigkeit des Euronotrufs 112 sichtbarer und die Vorteile der europaweiten Notrufnummer bekannter zu machen.
Das DRK in Mecklenburg-Vorpommern ist großer Leistungserbringer im Rettungsdienst des Landes und betreibt 84 Rettungswachen. Von dort starten täglich nahezu 1.500 Vollzeitkräfte in 200 Einsatzfahrzeugen. Ein herausfordernder Job. Die Statistik aus 2021 zeigt: 174.000 Notfälle und 45.000 Krankentransporte.
Hinter der Notrufnummer steckt ein komplexes Hilfeleistungssystem. Das passiert, wenn die 112 gewählt wird: Der Anrufende wird direkt mit einer zentralen Rettungsleitstelle verbunden. Speziell geschultes Fachpersonal fragt alle nötigen Informationen ab und sendet parallel das passende Rettungsmittel zum Notfallort.
Darüber hinaus leitet sie den Anrufer bzw. Ersthelfer während der Notfallsituation bei Erste-Hilfe-Maßnahmen telefonisch an.
112 nur im Notfall
Zwischen echtem Notfall und Unwohlsein muss unterschieden werden. Ein echter Notfall liegt vor: Bei Atemnot, Brustschmerzen, stark blutender Wunde oder Bewusstlosigkeit. Denn Rettungsmittel, die die Rettungsleitstellen zum Notfallort entsenden, sind endlich und sollten in jedem Fall für echte Notfälle reserviert bleiben.
Bei allgemeinen gesundheitlichen Problemen oder wenn Arztpraxen geschlossen haben, erhält man die richtige Hilfe unter der Rufnummer des ärztlichen Bereitschaftsdienstes 116117. Fälle für den ärztlichen Bereitschaftsdienst sind zum Beispiel Fieber, Durchfall, Ohrenschmerzen, eine akute Blasenentzündung oder akute Rückenschmerzen ohne Taubheitsgefühl oder motorischen Ausfällen.
"112" EU-weit gültig
Die Notrufnummer 112 gilt in allen 27 EU-Mitgliedsstaaten rund um die Uhr und ist für den Anrufenden kostenlos - sowohl von Festnetzanschlüssen als auch von Mobiltelefonen. In Deutschland kann auch dann ein Notruf getätigt werden, wenn das eigene Mobilfunknetz nicht verfügbar ist. In diesem Fall wird der Notruf automatisch über ein fremdes verfügbares Mobilfunknetz abgesetzt. Auch in einigen Ländern außerhalb der EU, z.B. in der Schweiz und in Südafrika, ist ebenfalls die 112 als Notrufnummer erreichbar.
Überlastung im Rettungsdienst führt zu Risiken
"Im Rettungsdienst ist eine dringende Entlastung nötig! Die derzeitige Überlastung führt nicht nur zu Risiken für die Bevölkerung, sondern auch zur Verschiebung der Belastung auf das Ehrenamt", bekräftigt Karl-Heinz Banse, Präsident des Deutschen Feuerwehrverbandes (DFV), die aktuelle Zustandsbeschreibung des "Bündnis pro Rettungsdienst" zu den Risiken im Rettungsdienst. Neben den etablierten Hilfsorganisationen und einigen weiteren lokalen Vertragsnehmern nehmen auch zahlreiche hauptamtliche Feuerwehren als Leistungserbringer am Rettungsdienst, dabei insbesondere in der Notfallrettung, teil. Pro Jahr werden hierbei durch die Feuerwehren bundesweit knapp 2,8 Millionen Notfalleinsätze und Krankentransporte im Rettungsdienst geleistet.
Wenn der Rettungsdienst ausgelastet ist, wird bei den hauptamtlichen Trägern Personal aus dem Brandschutz umgeschichtet. "Die dann im Einsatzfall fehlenden Kräfte werden gegebenenfalls über die Alarmierung ehrenamtlicher Feuerwehrangehöriger kompensiert. Die Entwicklung dorthin ist seit vielen Jahren absehbar und kommuniziert", warnt Banse. "Auch wenn die Landkreise und Kommunen als Rettungsdienst-Träger die primäre Verantwortung für die Organisation und Durchführung des Rettungsdienstes tragen, liegen wichtige Einflussfaktoren auf anderen Ebenen", erläutert er. "Wir sehen ebenfalls, dass ein dringliches Handeln im Rettungsdienst geboten ist und bieten unsere Mitarbeit bei der Reformierung an", resümiert der DFV-Präsident.
DFV-Vizepräsident Karl-Heinz Frank, der im DFV-Präsidium für den Bereich "Gesundheitswesen und Rettungsdienst" zuständig ist, erklärt: "Die dringend notwendige Entlastung des Rettungsdienst- und Leitstellenpersonals muss im Vordergrund der Bemühungen aller Verantwortlichen stehen, lässt sich aber nur durch ein ganzes Maßnahmenpaket realisieren. Dabei muss betont werden, dass die Ausweisung zusätzlicher Rettungsmittel alleine keine dauerhafte Abhilfe schaffen wird. Das hat die Entwicklung der letzten Jahre deutlich gezeigt, zumal die Planung und Realisierung neuer Rettungsmittel zeitlich immer deutlich auseinanderliegen werden. Letztendlich spricht auch die spürbare Personalknappheit bei ausgebildeten Notfallsanitätern dafür, auch an anderen Stellschrauben zu drehen."
Der Deutsche Feuerwehrverband formuliert aus Sicht der Feuerwehren im Rettungsdienst folgende Lösungsansätze:
- Reform des Sozialgesetzbuchs V hinsichtlich des Rettungsdienstes als eigener medizinischer Versorgungsleistung (nicht nur Transport)
- Ausweisung zusätzlicher Rettungsdienst-Kapazitäten ist sicherlich notwendig, löst strukturelle Probleme aber auf Dauer nicht, zumal chronische Personalengpässe bei Notfallsanitätern ein zusätzliches bundesweites Problem darstellen
- Deutliche (sichergestellte) Erhöhung der Erreichbarkeiten der Nummer 116 117 und daran angeschlossener Schnittstellen, um der weiteren "Bagatellisierung" des Notrufs 112 entgegen zu wirken
- Öffentlichkeitskampagne analog der "Rettungsgasse", um das Bewusstsein bundesweit herzustellen
- Umfängliche Sicherstellung des gesetzlichen verankerten, gleichrangigen Versorgungsauftrags sowohl im Rettungsdienst als auch im Bereich Brandschutz/Hilfeleistung durch Bereitstellung auskömmlicher Personalressourcen in den Haushalten
- Nur eine weiterhin multifunktionale Ausbildung der hauptamtlichen Feuerwehrkräfte ermöglicht entlastenden Wechsel vom Rettungsdienst in den Bereich Brandschutz/Hilfeleistung sowohl innerhalb von 24-Stunden-Schichten als auch mit Blick auf die Pensionsgrenze deutlich früher.
- Wandlung von persönlicher Haftung von Leitstellenpersonal bei Ablehnung von Rettungsmittelanforderungen in (beispielsweise) Amtshaftung
- Alle rechtlichen und gesellschaftlichen Möglichkeiten ausschöpfen, um Gewalt gegen Einsatzkräften entgegenzuwirken
Hintergrund: Der Deutsche Feuerwehrverband vertritt über seine Mitglieder rund 1,3 Millionen Angehörige in Freiwilligen Feuerwehren, Jugend-, Berufs- und Werkfeuerwehren an bundesweit 30.000 Standorten. Mehr als 60 Prozent der Feuerwehren mit hauptamtlichen Kräften rücken zu notfallmedizinischen Einsätzen aus und erbringen im Fall der Fälle 24 Stunden am Tag schnelle, kompetente und zuverlässige Hilfe.