„Vielfalt sichtbar machen“

Die Bildungsministerkonferenz (BMK) hat heute gemeinsam mit dem Bundesrat für Niederdeutsch und dem Minderheitenrat die Umsetzung ihrer Empfehlung zur Wissensvermittlung über die vier autochthonen nationalen Minderheiten und Volksgruppen in Deutschland sowie die Sprechergruppe Niederdeutsch der Fachöffentlichkeit vorgestellt. Als autochthon gelten jene Gruppen, die seit Jahrhunderten in Deutschland leben und eine eigene Sprache und Kultur pflegen. Im öffentlichen Bewusstsein und in der schulischen Bildung sind sie bisher jedoch meistens wenig sichtbar.
„Die autochthonen nationalen Minderheiten und Volksgruppen sowie die Sprechergruppe Niederdeutsch gehören zur kulturellen DNA unseres Landes. Ihre Geschichte, Sprache und Perspektiven müssen selbstverständlich Teil schulischer Bildung sein“, betonte Simone Oldenburg, Präsidentin der Bildungsministerkonferenz und Ministerin für Bildung in Mecklenburg-Vorpommern. „Die heutige Tagung hat gezeigt, wie vielfältig und praxisnah die Umsetzung gelingen kann – von Schülerbotschafterprogrammen bis zu digitalen Lernformaten. Die Vielfalt ist ein Schatz, den wir sehr viel sichtbarer machen müssen. Ich bin zuversichtlich, dass uns das gelingen wird.“
Gitte Hougaard-Werner, Vorsitzende des Minderheitenrates, sagte: „Dass die Wissensvermittlung über die nationalen Minderheiten sowohl in den Schulen als auch über den schulischen Kontext hinaus vorangebracht wird, ist uns ein wichtiges Anliegen. Sowohl die Empfehlung der KMK aus 2024 als auch die heutige Fachtagung zeigen, dass die Sichtbarkeit und Wissensvermittlung über unsere Gruppen nicht nur als bildungspolitisches Ziel formuliert ist, sondern bereits durch Projekte mit Leben gefüllt werden. Trotzdem bleibt es nach wie vor ein Kernanliegen von uns nationalen Minderheiten, ein selbstverständlicher Teil schulischer und außerschulischer Bildung in ganz Deutschland zu werden.“
Heinrich Siefer, Sprecher des Bunnsraat för Nedderdüütsch, ergänzte: „Das Wissen von- und übereinander schützt vor Vorurteilen, vor falschen Klischees, auch vor möglicher Ausgrenzung. Umso erfreulicher ist es, dass wir mit der KMK-Erklärung und der Fachtagung die Weichen für die Wissensvermittlung über die Sprechergruppe Niederdeutsch und die nationalen Minderheiten in Schulen stellen und Anregungen für die Umsetzung geben konnten.“
Die ganztägige Fachtagung in der Vertretung des Freistaates Sachsen beim Bund brachte Vertreterinnen und Vertreter aus Bildungspolitik, Wissenschaft und Zivilgesellschaft zusammen, um konkrete Wege für die schulische Verankerung des Wissens über die nationalen Minderheiten sowie die Sprechergruppe Niederdeutsch und damit einhergehend die kulturelle Vielfalt Deutschlands zu entwickeln. In Workshops und Projektvorstellungen wurden innovative Bildungsansätze präsentiert, die bereits erfolgreich zur Vermittlung von Wissen über die nationalen Minderheiten und die Sprechergruppe Niederdeutsch beitragen. Dazu zählen der „Minderheitenkoffer“ des European Center for Minority Issues (ECMI), das Escape-Room-Format „Minderheitenlabyrinth“ des Minderheiten-Kompetenz-Netzwerks sowie OER-basierte Lehrmaterialien zur Vermittlung von Niederdeutsch. Auch die Bildungsarbeit der Lausitzer Sorben, die Schülerbotschafterinnen und -botschafter der deutschen und dänischen Minderheiten in Schleswig-Holstein und das Programm „Bildungsbotschafter:innen gegen Antiziganismus“ stießen auf großes Interesse. Aktuell wird eine Sammlung von Materialien für die Wissensvermittlung über die nationalen Minderheiten und die Regionalsprache Niederdeutsch erstellt. Diese Materialien sollen zukünftig bei der Vorbereitung des Unterrichts unterstützen.
Die Fachtagung baut auf dem KMK-Beschluss vom 13. Dezember 2024 auf, der in Zusammenarbeit mit dem Bundesrat für Niederdeutsch und dem Minderheitenrat entstand. Ziel der Empfehlung ist es, Schülerinnen und Schülern in Deutschland ein grundlegendes Verständnis für die Geschichte, Kultur und Lebensrealitäten der dänischen Minderheit, der Lausitzer Sorben, der friesischen Volksgruppe, der deutschen Sinti und Roma sowie der Sprechergruppe Niederdeutsch zu vermitteln. Die Umsetzung soll v. a. über Lehrpläne, Fortbildungsangebote, neue Unterrichtsmaterialien und außerschulische Lernorte erfolgen.
Mit der heutigen Fachtagung wurde ein wichtiger Impuls gesetzt, um die Sichtbarkeit und Wertschätzung der autochthonen nationalen Minderheiten und Volksgruppen und der Sprechergruppe Niederdeutsch weiter zu stärken. Die Bildungsministerkonferenz unterstreicht damit ihren Anspruch, Vielfalt nicht nur zu benennen, sondern aktiv in die Bildungsarbeit zu integrieren.