
Großalarm für mehrere Freiwillige Feuerwehren aus der Müritzregion. Gestern Abend schrillten die Funkmelder und Sirenen in Alt Schwerin, Wredenhagen, Grabow-Below, Groß Plasten und Nossentiner-Hütte. Der gemeldete Großbrand loderte aber nicht in den eigenen Gemeinden – der Einsatzalarm der Leitstelle „Waldbrand in Lübtheen im Landkreis Ludwigslust-Parchim“. Hierher wurde der zweite erweiterte Löschzug des Landkreises Mecklenburgische Seenplatte beordert.
Bereits am frühen Montagnachmittag wurde über Notruf und über die Waldbrandzentrale ein Brand auf dem Truppenübungsplatz Lübtheen, nahe der Ortschaft Volzrade, gemeldet. Wenig später loderten auch Flammen bei einem weiteren Waldbrand im Hagenower Ortsteil Sudenhof nahe der B321. Dort hatte sich das Feuer bereits auf mehrere Hektar Waldfläche ausgedehnt. Auch Detonationen waren auf dem ehemaligen Militärgelände bereits zu hören. Die angrenzende B 321 wurde unterdessen wegen der starken Rauchentwicklung für den Straßenverkehr voll gesperrt.
Ein Polizeihubschrauber wurde in das Einsatzgebiet geschickt und hat Übersichtsaufnahmen vom Brandort gefertigt. Die Bilder wurden der Feuerwehreinsatzleitung übergeben, um eine schnellere Lageerkundung und Einsatzplanung zu realisieren. Mehrere Feuerwehren aus den umliegenden Gemeinden und aus dem gesamten Landkreis Ludwigslust-Parchim wurden für den Einsatz zur Waldbrandbekämpfung alarmiert.
Unterdessen lief auch die Brandbekämpfung auf dem Truppenübungsplatz Lübtheen auf Hochtouren. Binnen kurzer Zeit waren rund drei Hektar Wald von den Flammen betroffen.
Im Zusammenhang mit den Bränden nahe Lübtheen und Hagenow gewährleistet die Polizei derzeit weiterhin die reibungslose Zufahrt für alle Lösch- und Einsatzfahrzeuge in die Brandgebiete. Vereinzelt wurden am Rande der von den Bränden betroffenen Bereiche bereits Schaulustige festgestellt. Die Polizei appelliert, die Zuwegungen für alle Einsatzfahrzeuge unbedingt freizuhalten und nicht zu blockieren. Zudem ist das Betreten betreffender Waldgebiete aufgrund der Munitionsbelastung und der sich daraus ergebenden Explosionsgefahr in jedem Fall zu unterlassen.
Aktuell sind über 130 Hektar Fläche von den Waldbränden im Landkreis Ludwigslust-Parchim betroffen. Aufgrund der Rauchentwicklung kommt es regional zu Sichtbehinderungen. Für die eingesetzten Feuerwehren wurde ein Schichtbetrieb entwickelt. Heute sollen im Hagenower Waldbrandgebiet Panzer zum Einsatz kommen. Beim Waldbrand in Lübtheen werden Löschhubschrauber für die Brandbekämpfung erwartet. Wie lange der Einsatz der Feuerwehrkameraden aus der Müritzregion mit dem erweiterten Löschzug des Landkreises Mecklenburgische Seenplatte andauert, kann noch nicht abgeschätzt werden.
Straßensperrungen wegen Waldbrände
Wegen der Waldbrände in Hagenow und Lübtheen sind derzeit folgende Straßen gesperrt: Die B321 bleibt zwischen Hagenow und der A24 weiterhin voll gesperrt. Der Autobahnanschluss Bandenitz ist für beide Fahrtrichtungen weiterhin frei. Fahrzeugführer mit Zielrichtung Hagenow bzw. von Hagenow mit Zielrichtung Schwerin möchten bitte auf die L04 nach Wittenburg und im weiteren Verlauf über die L042 über Dümmer und Stralendorf bis nach Schwerin ausweichen. (und umgekehrt in entgegengesetzter Fahrtrichtung) Zudem ist aktuell die Landesstraße 06 zwischen Jessenitz und Vielank voll gesperrt.

In den Waldbrandgebieten nahe Lübtheen und Hagenow ist die Lage weiter schwierig. Mecklenburg-Vorpommerns Forstminister Dr. Till Backhaus war bis in die frühen Morgenstunden vor Ort und resümierte, dass sich die Lage grundlegend anders darstellt als beim Großbrand 2019. Er betonte, dass die Brandlast aufgrund des vielen Totholzes, das aus früheren Bränden stammt, weitaus größer ist und das Feuer mitunter ganze Schneisen überspringt. Rund um die Brandherde enstehe eine große Hitze, die in Kombination mit den wiederkehrenden Winden eine gefährliche Kombination darstellt.
„Oberstes Ziel ist es, nun noch mehr Wasser in die Fläche zu kriegen und die Ortschaft Volzrade vor den Flammen zu sichern. Ich danke den rund 300 Einsatzkräften aus der Region und freue mich über die Angebote aus anderen Bundesländern bei Bedarf unterstützend einzugreifen zu wollen“, so der Minister.
Backhaus betonte, dass seit dem Großbrand 2019 viel investiert wurde, um die Waldbrandprävention und -bekämpfung auf dem Truppenübungsplatz weiter zu verstärken: „Auf dem Gelände sind 15 neue Tiefbrunnen entstanden und Schutzstreifen angelegt worden, um insbesondere die umliegenden Ortschaften zu schützen. Darüber hinaus haben wir das Löschwasserentnahmenetz in der Region modernisiert. Über 100 künstliche Entnahmestellen wurden instandgesetzt; ebenso die entsprechenden Zufahrtswege. Auch wurden im Rahmen der Landesinitiative Wald neue Gerätschaften zur Bekämpfung von Entstehungsbränden und zur Waldbrandnachsorge beschafft, darunter zwei Löschboxen die im Westen und Osten des Landes stationiert sind.“
Ein wesentliches Mittel der Waldbrandprävention ist die Waldbrandüberwachungszentrale in Mirow mit ihrem automatisierten kameragestützten System zur Früherkennung von Bränden. Insgesamt 24 Kamerastandorte überwachen rund 332.000 Tausend Hektar Wald und damit 52 % der Gesamtwaldfläche des Landes. Die besonders gefährdeten Gebiete sind dabei lückenlos abgedeckt. Seit 2019 hat das Land noch einmal knapp 340 Tausend Euro in das System investiert. Avisiert wird zudem, auch Kamerastandorte in Brandenburg und Niedersachsen mit einzubinden.
Ausgebaut wurde ebenso in ein landesweites System von Waldbrandwundstreifen. Das sind künstlich angelegte Flächen im Wald, auf denen durch Beräumung, Astung und Bodenverwundung das brennbare Material auf ein Minimum reduziert wird und die im Ernstfall die Ausbreitung von Feuern bremsen. In den Jahren 2020 bis 2022 wurden jährlich im Schnitt 470 km solcher Streifen angelegt. 2018 waren es noch rund 300 km.
„Allein im Landeswald investieren wir jährlich 3,3 Millionen. Euro. Und in Kaliß ist das Projektzentrum Waldbrandschutz etabliert. Das Bauvorhaben wurde aus der Initiative „Unser Wald in MV“ mit rund 450.000 Euro finanziert. Das Waldbrandschutzprojekt THOR wurde auf den Weg gebracht und ist mit 2,5 Millionen Euro aus Mitteln des Waldklimafonds finanziert“, sagte Backhaus weiter. In Lübtheen komme in diesen Tagen auch eine der 2021 vorgestellten Löschboxen zu Einsatz. Ein mobiles System auf einem geländegängigen Forwarder, auf welche die Einsatzleitungen zur unterstützenden Waldbrandbekämpfung Wege wässern und somit die Ausbreitung des Feuers verhindern können.
Das Hauptproblem seien aber nach wie vor die munitionsbelasteten Flächen, mahnt der Minister. In MV seinen 57.400 ha Wald mit Kampfmitteln belastet.
„Ich bin froh, dass das Land und auch die BImA auf mein Drängen unseren Munitionsbergungsdienst gestärkt haben. Insgesamt 190 Mio. Euro zur Munitionsberäumung auf Bundesflächen, nicht nur im Wald stehen zur Verfügung. Zudem gab es 18 zusätzliche Stellen für unseren Munitionsbergungsdienst.
Die erhöhte Waldbrandgefährdung ist auch als Folge des Klimawandels ein Thema der Zukunft. Mit der Etablierung geeigneter Waldbrandpräventionsmaßnahmen sind wir zukünftig bei Katastrophenwaldbränden besser aufgestellt. Der Fokus liegt dabei immer primär auf den Schutz der Bevölkerung sowie der Schutz des Waldes und vielfältigen Funktionen.“