Erste Hilfe kann im Notfall Leben retten. Das ist bekannt. Doch Hand aufs Herz: Wie lange liegt der letzte Kurs zurück und wie ist es um das eigene notwendige Wissen und die Fähigkeiten bestellt, im Ernstfall auch richtig zu reagieren? Anlässlich des Welt-Erste-Hilfe-Tages am 9. September ruft Gerda Hasselfeldt, Präsidentin des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), dazu auf, das eigene Wissen auf den Prüfstand zu stellen – und zu handeln: „Das DRK bietet eine Vielzahl von Kursen, die helfen, das notwendige Wissen zu erwerben oder aufzufrischen. Wenn es darauf ankommt, darf man keine kostbare Zeit verlieren.“
„Jeder von uns kann ganz plötzlich in der Situation sein, Erste Hilfe leisten zu müssen“, sagt Dr. med. Bernd Müllejans, Landesarzt des DRK-Landesverbandes Mecklenburg-Vorpommern e.V. „Dann kommt es darauf an, dass man weiß, wie es geht. Die rasche Entscheidung, einem Menschen in einer Notfallsituation zu helfen, rettet Leben! Du brauchst nur zwei Hände, um vielleicht ein Leben zu retten! Es ist das Minimum, einen Notruf abzusetzen. Dazu sind in der Notfallsituation Handys da, nicht dazu, möglichst spektakuläre Fotos zu machen.“ Das betont Dr. Müllejans.
„Ohne Ersthelfer kommt unter Umständen auch der Rettungsdienst zu spät. Beim Kreislaufstillstand zum Beispiel entscheiden Minuten über das Leben des Notfallpatienten. Jeder soll wissen, wie er dann helfen kann. Es ist ganz einfach: PRÜFEN, RUFEN, DRÜCKEN! Diese drei Schritte retten definitiv Leben. PRÜFEN: Regiert der Patient? Atmet er? Nein? Dann: RUFEN: Die Notrufnummer 112 anrufen! Situation und Ort angeben. Dann: DRÜCKEN: Sofort mit der Herzdruckmassage beginnen! Ungefähr 100 Mal pro Minuten fest den Brustkorb in der Mitte drücken und wieder loslassen. Ohne Unterbrechung und so lange, bis der Rettungsdienst da ist,“ appelliert Dr. Müllejans.
„Auch die Jüngsten unter uns können wenigstens prüfen und rufen. Dazu müssen sie früh angeleitet werden. Und darum setzt sich das DRK seit vielen, vielen Jahren dafür ein, dass Erste-Hilfe-Unterricht ein Pflichtfach in den Schulen werden muss. Leider ist das in Deutschland immer noch nicht umgesetzt. Da sind uns Nachbarländer weit voraus.
Dabei wollen Kinder helfen können, sind begeistert und motiviert bei der Sache, wenn sie Erste-Hilfe-Maßnahmen beigebracht bekommen.“ Landesarzt Müllejans ergänzt: „Wir begehen am 9. September den Welt-Erste-Hilfe-Tag, aber eigentlich stehen die kommenden 38 Tage ganz im Zeichen von Erster Hilfe und Wiederbelebung, dann am 16.10.2023 ist Weltreanimationstag! Wir müssen diese 38 Tage nutzen, den Menschen die lebenswichtige Bedeutung Erster Hilfe regelrecht ins Gedächtnis zu brennen und ihnen die Angst nehmen, sie könnten irgendetwas falsch machen. Jeder ist in der Lage, Erste Hilfe zu leisten. Man kann nichts falsch machen! Falsch ist nur, nichts zu tun!“
In Mecklenburg-Vorpommern kam es im vergangenen Jahr zu deutlich mehr Rettungseinsätzen als in den Vorjahren. Mit fast 210.000 Einsätzen betrug der Anstieg rund elf Prozent, gab Gesundheitsministerin Stefanie Drese anlässlich des Welt-Erste-Hilfe Tages am 9. September bekannt.
Zum Teil sei dieser Anstieg dadurch bedingt, dass viele Menschen auch bei nicht akut gefährlichen oder gar leichteren Fällen den Rettungsdienst alarmierten, statt auf den ärztlichen Bereitschaftsdienst der kassenärztlichen Vereinigung (bundesweit einheitliche Telefonnummer: 116 117) oder die Sprechstunde beim Hausarzt zurückzugreifen, so Drese.
„Nicht notwenige Alarmierungen können auch ein späteres Eintreffen der Rettungskräfte bei echten Notfällen bedeuten“, verdeutlichte die Ministerin. Diese Folgewirkung bei missbräuchlicher Nutzung des Rettungsdienstes müsse deshalb stärker ins Bewusstsein gerückt werden, um unsere Rettungskräfte nicht noch zusätzlich zu belasten“, betonte Drese.
Der Welt-Erste-Hilfe-Tag ist nach Ansicht von Drese auch ein guter Anlass, alle Bürgerinnen und Bürger zu ermutigen, im Notfall beherzt als Ersthelferin oder Ersthelfer einzuschreiten, bis der Rettungsdienst vor Ort ist. „Jede und jeder kann so zum Lebensretter werden“, so die Ministerin. Denn der größte Fehler im Notfall sei nichts zu tun.
Für den Bevölkerungs- und Katastrophenschutz betonte Innenminister Christian Pegel zum Welt-Erste-Hilfe-Tag: „Egal ob auf Arbeit, in der Schule oder beim Sport: Unfälle und Notfälle können schnell passieren. Gut wenn man dann weiß, wie man sich und anderen helfen kann. Das ist jedoch nicht nur im täglichen Miteinander, sondern auch bei Katastrophen und großen Unglücksfällen essenziell. Wir kämpfen leider im Bereich des Bevölkerungs- und Katastrophenschutzes immer wieder mit Personalmangel aufgrund der demographischen Entwicklung im Land. Schon heute wären wir ohne die Hilfe derjenigen verloren, die sich in ihrer Freizeit ehrenamtlich engagieren. Ohne diesen aufopferungsvollen Einsatz wäre der Bevölkerungs- und Katastrophenschutz in Mecklenburg-Vorpommern nicht zu sichern. Die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer sind nicht nur bei Einsätzen ein eingeschworenes Team, sondern auch darüber hinaus eine Familie. Das erlebe ich immer wieder, deswegen an jeden, der Interesse hat: Machen Sie mit und melden sich bei einer Hilfsorganisation und unterstützen die Arbeit. Die Männer und Frauen werden Sie willkommen heißen und am Anfang mit Rat und Tat zur Seite stehen.“
Wer sich im Bereich der Ersten Hilfe weiterbilden will, kann zum Beispiel auf Kurse der Hilfsorganisationen zurückgreifen. Interessierte können ihr Wissen aber auch in den Sanitätszügen des Katastrophenschutzes oder der Medical Taskforce M-V vertiefen.
In der dortigen Ausbildung lernen die ehrenamtlichen Sanitäter unter anderem, wie man Verbrennungen und Wunden versorgt, Notfälle erkennt, und wie man Personen schonend transportiert. Weitere Informationen hierzu finden Interessierte auf den Internetseiten des Brand- und Katastrophenschutzes M-V oder bei einer Hilfsorganisation in ihrer Nähe.