Wildkatzen in der Müritz-Region
Müritz-Nationalpark unterstützt Monitoring-Programm

Nach einigen möglichen Sichtungen von Wildkatzen möchte man herausfinden, ob es nach Mecklenburg-Vorpommern zurückgekehrt sind. Dazu startet am 01. Februar 2025 ein Monitoring-Programm, an dem unter anderem der Müritz-Nationalpark beteiligt ist. „Felis silvestris“ macht sich gern rar. Die Europäische Wildkatze mit ihrem dichten graugetigerten Fell und dem buschigen Schwanz zeigt sich dem Menschen nur selten. Fern vom urbanen Lebensraum hält sie sich meist in großen zusammenhängenden und strukturreichen Laubwäldern und Laubmischwäldern auf. Dort findet sie viel Nahrung und kann sich gut verbergen. „Ich würde dieses scheue und heimlich lebende Tier als „kryptisch“ beschreiben“, sagt Lisa Hartz. Die Mitarbeiterin des Müritz-Nationalparks arbeitet an einem Monitoring-Programm mit, durch das man herausfinden möchte, ob die Europäische Wildkatze flächendeckend nach Mecklenburg-Vorpommern zurückgekehrt ist. Das wäre eine kleine Sensation, denn über 200 Jahre lebten keine Vertreter dieser Spezies hier. In den letzten Jahren wurden in der Müritz-Region immer wieder Tiere gesichtet, die Wildkatzen sein könnten. Zuletzt war das am Ostufer der Müritz im Müritz-Nationalpark der Fall. „Eine Wildkatze kann jedoch ohne genetischen Nachweis nicht zweifelsfrei als solche identifiziert werden“, erläutert Lisa Hartz.
Das Wildtier unterscheide sich zwar bezüglich Fellfarbe, Fellmuster, Körperbau und Kopfform von der Hauskatze, könne von weitem aber dennoch mit dieser verwechselt werden. Um sicherzugehen, sammelte man also Haare der vermeintlichen Wildkatze ein und schickte sie ans Senckenberg Zentrum für Wildgenetik ins hessische Gelnhausen. Das dortige Labor bestätigte: Die Haare stammten tatsächlich von einem Exemplar der Europäischen Wildkatze. Ob dieser Fund ein Einzelfall ist oder das Tier in größerer Zahl in die Region zurückgekehrt ist, soll nun das Monitoring-Programm klären. Es beginnt Anfang Februar, wenn die winterliche Paarungszeit der Katzen einsetzt, und dauert bis Ende April. „Dabei werden zehn mit Baldrian präparierte Lockstöcke in einem Raster am Ostufer der Müritz aufgestellt“, berichtet Lisa Hartz. Der Geruch des Baldrians soll die Katzen anziehen, so dass sie sich an den Stöcken reiben und dort Haare hinterlassen. Diese werden dann wieder im Labor ausgewertet und die Ergebnisse gemeinsam mit eventuellen anderen Funden oder Fotos zusammengestellt. Am Ende möchte man alles sowohl kartographisch als auch in einem Bericht festhalten. Für die Arbeit an den Lockstöcken sind sechs ehrenamtliche Helfer zuständig, angeleitet von zwei Rangerinnen des Nationalparks.
Für den Einsatz der Ehrenamtler ist Lisa Hartz sehr dankbar. „Ohne sie könnten wir das Monitoring nicht durchführen.“ Außer dem Nationalpark sind der BUND-Bundesverband, der BUND-Landesverband Mecklenburg-Vorpommern und der BUND-Regionalverband Neubrandenburg an dem Projekt beteiligt. Lisa Hartz ist diejenige, bei der die Fäden des Programms innerhalb des Nationalparks zusammenlaufen. Sie wird die gewonnenen Daten und Erkenntnisse auswerten. Dabei könnten auch die Erfahrungen hilfreich sein, die die Experten vom Bund für Umwelt und Naturschutz, BUND, Deutschland beisteuern. Denn in anderen Bundesländern forscht man bereits seit längerem zur Rückkehr der Wildkatze. Wie viele Exemplare des Tieres es in Mecklenburg-Vorpommern früher einmal gab und wann es genau von hier verschwunden ist, ist weitgehend ungewiss. „Für die waldreiche norddeutsche Tiefebene sind Angaben aus historischer Zeit dazu äußerst gering“, hat Lisa Hartz festgestellt. Sie vermutet, dass die Katzen intensiv bejagt wurden und man ihren natürlichen Lebensraum nach und nach zerstörte. „Die Gründe für das Verschwinden der Wildkatze sind die dieselben, die heute ihre Wiederausbreitung behindern“, resümiert die Nationalpark-Mitarbeiterin. Dazu gehörten intensive Nutzung der Landschaft, intensive Landwirtschaft, die Zerstörung alter strukturreicher Wälder und ein hohes Siedlungsaufkommen. „Zudem ist unsere Landschaft heute stark von Straßen zerschnitten. Auch das behindert die Tiere dabei, sich wieder anzusiedeln und auszubreiten“, betont Lisa Hartz.