
Das Museum „Kiek in un wunner di“ in der Inselstadt Malchow wird Anfang August fünfundzwanzig Jahre alt. In neun Räumen der alten Remise des Klosters kann man Alltagsgegenstände betrachten, die aus der Zeit zwischen dem späten 19. Jahrhundert und den siebziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts stammen. „Unsere Exponate regen die Besucher an, sich an Dinge zu erinnern, die sie längst vergessen glaubten“, sagt Martina Kurtz, die sich seit über zwei Jahren um den Museumsbetrieb kümmert.
„Kiek in un wunner di“ - schau rein und wundere dich. So heißt das Museum auf dem Kloster in Malchow, das in der ehemaligen Remise untergebracht ist, wo einst die Kutschen der Stiftsdamen standen. „Viele der Leute, die zu uns kommen, wundern sich wirklich“, berichtet Martina Kurtz und lacht. In neun Räumen sind Alltagsgegenstände aus fast hundert Jahren ausgestellt, die die Besucher auf eine Reise in die eigene Vergangenheit entführen: Im Erdgeschoss kann man eine historische Zahnarztpraxis und eine Sammlung alter Fahrräder bewundern. Im ersten Stock haben die Museumsmitarbeiter Stück für Stück aus den Exponaten ein antikes Kinderzimmer, ein Wohnzimmer, eine Küche, eine Schusterwerkstatt und eine Waschstraße aus alten Zeiten aufgebaut. Daneben findet man derzeit die Sonderausstellung „Schöttel un Pött“, Schüsseln und Töpfe, und natürlich das alte Schulzimmer. „Ein Schlafzimmer fehlt leider noch, dafür haben wir keinen Raum mehr“, bedauert Martina Kurtz. Das Grundkonzept blieb über die Jahre gleich. Aber partiell werden ab und an Gegenstände ausgetauscht: Im Frühjahr beispielsweise erhielt Martina Kurtz ein Paket mit Kasperlepuppen aus den 1930-er Jahren, die der Mutter der Absenderin gehört hatten. „Sie haben Gesichter aus Porzellan und passen gut in unsere Sammlung. Daher entfernten wir die alten Kasperpuppen aus Holz und stellten an ihrer Stelle die neuen auf.“ Die Holzpuppen fanden ihren Weg ins Depot, das sich in einer großen Halle hinter der Stadtwindmühle in Malchow befindet.
Dort schlummern sie jetzt gemeinsam mit zahlreichen anderen Exponaten, für die in der ehemaligen Remise kein Platz ist. Unter den Gegenständen, die man derzeit im Museum sehen kann, sind einige, die Martina Kurtz besonders ans Herz gewachsen sind. Die ältesten Sachen datieren aus dem späten neunzehnten Jahrhundert und gehörten den Stiftsdamen vom Kloster Malchow. „Hier ist zum Beispiel ein Eisschrank etwas späteren Datums. Er stammt aus dem Jahr 1913 und war ein Teil der Küche einer der Stiftsdamen, der Konventualinnen. Ebenfalls aus einer solchen Wohnung kommen eine Öllampe, eine Vase und ein Bild.“ Die Wirkungsweise eines kuriosen Objekts „zum Schmunzeln“ demonstriert Martina Kurtz vor Ort – ein geruchloses Zimmerklosett mit Wasserspülung aus dem 19. Jahrhundert. Doch auch die Exponate jüngeren Datums faszinieren sie: „Hier zum Beispiel ist ein ausklappbares Schrankbad, das in den 70-er Jahren in der DDR gebaut und genutzt wurde. Es war vor allem in kleinen Wohnungen sehr praktisch.“ Eine Vielzahl der Besucher blättere auch gerne durch die Fibeln verschiedener Jahrgänge, die im alten Schulraum ausgestellt sind. „Die Leute sind dann immer ganz vertieft. Unser Museum regt eben einfach dazu an, sich an viele Dinge zu erinnern, die man schon vergessen glaubte.“

Demnächst wird das „Kiek in un wunner di“, diese über Jahre liebevoll aufgebaute Sammlung, fünfundzwanzig Jahre alt. Martina Kurtz ist zwar erst seit rund zweieinhalb Jahren die verantwortliche Mitarbeiterin, aber sie hat sich in die Geschichte des Museums eingelesen: Am 8. August 1998 wurde der erste Raum mit Exponaten bestückt. Gudrun Knüppel und Dieter Breuer hatten diese gesammelt und sind daher als Museumsgründer zu betrachten. Der Vorläufer des Museums war eine kleine Ausstellung der Gegenstände in einem Klubhaus gewesen, die auf großes Interesse stieß. „Wenig später zog die Sammlung in fünf Räume dieses Gebäudes hier, das bis zur Wende den Kloster-Kindergarten beherbergt hatte und danach leer stand“, fasst Martina Kurtz zusammen. Als dann der Kultur- und Sportring Malchow e. V. (KSR) gegründet war, übernahm er die Betreiberschaft. Das Museum wuchs, weitere Räume kamen dazu. Unter anderem entstand im Jahr 2000 das historische Klassenzimmer mit Bänken aus der Goethe-Schule. Am Anfang suchten die Mitarbeiter noch gezielt mittels Aufrufen nach Ausstellungsgegenständen. Mittlerweile ergänzen sie die Sammlung nur dann, wenn sie etwas besonders Schönes oder Passendes zugeschickt bekommen. Das wird dann sofort inventarisiert, so wie zuletzt ein Atlas von 1903.
Das „Kiek in“ stößt auf großes Interesse bei den Besuchern Malchows. Im Jahr 2019 kamen rund 7.000 Besucher. Im vergangenen Jahr waren es immerhin wieder etwa 5.000. Martina Kurtz als verantwortliche Mitarbeiterin wird während der Tourismuszeit von einer Saisonkraft unterstützt. Daneben sind noch zwei ehrenamtliche Mitarbeiterinnen im Museum tätig: Brigitte Beckmann-Hakenbeck bietet historische Schulstunden auf Platt im alten Klassenraum an, Christiane Richter und Martina Kurtz selbst tun dies auf Hochdeutsch. Auch Führungen gehören zum Repertoire des Museums. Ab und an kann man zudem darin Veranstaltungen erleben, wie zuletzt die Rudolf-Tarnow-Rezitation von Günter Lachmann am 13. Juli. In der Nebensaison, wenn die Öffnungszeiten des „Kiek in“ etwas überschaubarer sind, kommt Martina Kurtz dann auch endlich dazu, schrittweise die Ausstellungsobjekte zu digitalisieren. Dafür greift sie auf die Karteikästen zurück, in denen die Exponate bereits analog erfasst sind. Große Fortschritte dabei machte sie bisher vor allem in der Schließzeit im Januar und Februar. „Ich baue mir dann hier unten im Erdgeschoss ein Fotostudio auf, fotografiere die Objekte und katalogisiere sie digital. In zwei Wintern habe ich schon drei Räume geschafft.“