Für diese Saison sind die Orgelfahrten übers Land beendet: Am 1. Oktober verklang gegen 17.45 in der Stadtkirche Malchow der letzte Ton, gespielt von Martin Hebert, Kantor der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Malchow. Er schloss „Meine Seele erhebt den Herren“ - Fuge über das Magnificat BWV 733 ab, ein Werk von Heberts Lieblingskomponisten Johann Sebastian Bach. Zuvor hatte das zahlreiche Publikum in der Stadtkirche ein abwechslungsreiches halbstündiges Programm erlebt, das von Martin Hebert an der Friese-Orgel von 1873 und von der Jugendkantorei Waren (Müritz) unter Leitung von Christiane Drese gestaltet wurde. Die vor allem geistlichen Stücke erklangen meist im Zusammenspiel von Orgel und Chor.
Als Reminiszenz an das Erntedankfest sangen Chor und Publikum auch zwei Strophen von „Der Mond ist aufgegangen“. Da die „Orgeltörn“ immer drei aufeinanderfolgende dreißigminütige Konzerte in geringem zeitlichem Abstand in einer Region umfasst, gehörten zu diesem Abschlusstag noch zwei weitere: Das ab 14.45 Uhr an der Lütkemüller-Orgel von 1858 mit Martin Hebert und dem Posaunisten Jan Diller und das ab 16 Uhr in der Kunst- und Kinokirche Nossentin mit Friedrich Drese an der Schwarz-Orgel von 1894. „Ein Teil des Publikums reist dabei stets von Station zu Station mit und erlebt jeweils ein anderes Programm“, sagte Eckhard Kändler, Pastor der evangelisch-lutherischen Kirchgemeinde Malchow, in seiner Einführung in der Stadtkirche.
Normalerweise bespielt man Dorfkirchen, denn die Reihe heißt ja auch „Orgelfahrten übers Land“. Da die Stadtkirche Malchow aber in diesem Jahr ihren 150. Geburtstag feiert, ebenso wie die Friese-Orgel darin, endete die 2023-er „Orgeltörn“ ausnahmsweise in einer Stadt. In gewisser Hinsicht ist das auch logisch: Die Veranstaltungsreihe wird von Kirchenmusikern des Landkreises Mecklenburger Seenplatte gemeinsam mit dem Mecklenburgischen Orgelmuseum in Malchow organisiert und realisiert. So kehrte sie am 1. Oktober sozusagen in den Heimathafen zurück. Gefördert wird die „Törn“ vom Landkreis und der Stiftung „Kirche mit Anderen“. Daher müssen sich alle Stationen im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte befinden. Da dieser bekanntlich sehr groß ist, kam man nach dem Start am 7. Mai in Duckow, Gielow und Basedow bei den nächsten Terminen auch schon bis Richtung brandenburgische Grenze. Zu den etwa einmal monatlich stattfindenden „Orgeltörns“ waren neben die namensgebenden auch anderen Instrumente zu hören, in diesem Jahr Trompete, Flöte, Querflöte, Violoncello und Gambe. Die „Orgeltörn“ entstand im Jahr 2021 zum „Jahr der Orgel“ und ist seitdem drei Mal erfolgreich gelaufen.
Mitorganisator Friedrich Drese, Leiter des Mecklenburgischen Orgelmuseums Malchow und Organist, ist mit der diesjährigen „Törn“ sehr zufrieden. „An manchen Orten haben wir schon zum zweiten Mal gastiert und immer noch kommt zahlreiches Publikum“, meint er. Natürlich sind zum Abschluss in Malchow mehr Leute erschienen, als es bei den Veranstaltungen in den Dorfkirchen der Fall war. Aber auch dort sitzen im Schnitt 50 bis 60 Leute in den Kirchenbänken. „Manchmal kommen spontan auch Urlauber, die irgendwo von der „Orgeltörn“ gelesen haben – sogar bei schönem Wetter“, berichtet der Musiker. Damit die Leute, die mit den Stationen „mitgehen“ wollen, genügend Zeit dafür haben, hat man den Plan im Vergleich zum Beginn ein wenig entzerrt. So können alle in Ruhe einen Parkplatz suchen und dann zu der Dorfkirche mit der spielbaren Orgel laufen.
Den Plan für die „Orgeltörn“ 2024 werden die Organisatoren in den nächsten Wochen entwerfen. „Sicher werden wir wieder im Mai anfangen und vielleicht auch neue Orte dabeihaben“, kündigt Friedrich Drese an. Über einen Gast des späten Nachmittags hat er sich übrigens besonders gefreut: Dick Sandermann aus den Niederlanden, der letzte Gastorganist der diesjährigen „Orgelmatineen“, der auch eine Komposition für die Station Kirche Nossentin beisteuerte, saß bei der Abschlussveranstaltung in Malchow im Publikum, bevor er wieder in die Heimat abreiste. „Das ließ er sich nicht nehmen“, meint Museumsleiter Drese, der auch für die „Orgelmatineen“ dieser Saison ein sehr positives Fazit zieht.