
Am Freitag nahmen Christiane Ulrich, freiberufliche Hebamme aus Malchow, und ihr Lebensgefährte Máximo Farah, ein in Berlin lebender Musiker aus Argentinien, ab 19 Uhr ihr Publikum mit auf eine Reise durch Máximos Geburtsland Argentinien. Vor etwa 35 Gästen präsentierten sie in einer Live-Reportage mit traditioneller argentinischer Folkloremusik unter dem Titel „Argentinien – Fremdes und Alltägliches“ das südamerikanische Land in seinem ganzen Facettenreichtum. Christiane Ulrich reist regelmäßig nach Lateinamerika, vor allem nach Mexiko. Daher gingen auch fünfzig Prozent der Einnahmen des Abends in der Malchower „Werleburg“ an die unabhängige selbstverwaltete Klinik Zitim im mexikanischen Chiapas. Dort hat Christiane Ulrich rund ein Jahr lang gelebt und vor allem indigene Frauen in der Schwangerschaft, bei der Geburt und während der Babyzeit der Kinder unterstützt und begleitet. Die anderen fünfzig Prozent des Eintritts kommen dem Veranstalter, der Stadtbibliothek Malchow, zugute.
Christiane Ulrich und Máximo Farah, in die traditionelle argentinische Gaucho-Kleidung gewandet, begannen den Abend mit dem Lied „Für meinen Schatten“. In der einsamen argentinischen Berglandschaft sei der eigene Schatten oft der treueste Begleiter, begründete die Hebamme dies in ihrer Begrüßung. „Viele Menschen kennen, wenn es um Musik aus Argentinien geht, nur den Tango. Doch es gibt zahlreiche andere Musikrichtungen, vor allem auf dem Land, die älter sind als der Tango“, so Christiane Ulrich zum Hintergrund der Musik. Máximo Farah sollte im zweiten Teil der Veranstaltung noch einen Eindruck davon geben. Der Musiker stammt aus Salta im Norden Argentiniens, welches eine der Stationen der Reise bildete. „Man sagt oft, Argentinien sei das Land der fünf Kontinente. Das stimmt. Es ist achtmal so groß wie Deutschland und bietet klimatisch eine Vielfalt, wie sie auf den verschiedenen Kontinenten zu finden ist – vom gemäßigten über das subtropische bis zum Höhenklima, ohne die kalten Regionen zu vergessen.“ Die erste Station der Reportage war die Hauptstadt Buenos Aires mit ihren unterschiedlichen Stadtteilen. Dabei erfuhren die Besucher unter anderem, wie man Mate trinkt und wie der Tango entstand. Danach führte die Route in ein Weindorf bei Mendoza an der Grenze zu Chile. In dieser Region werden siebzig Prozent aller argentinischen Weine angebaut. Das Dorf „La Cumbrecita“ wirkte wie aus den Alpen nach Argentinien transferiert. Tatsächlich gründeten es einst deutsche Auswanderer. Die deutsche Küche ist in dem Dorf mit den vielen Hotels noch sehr präsent. Danach ging es nach Salta, das in rund 1.200 Metern Höhe liegt. In „Salta la linda“, „Salta der Schönen“, lebt die Familie Máximos. Christiane Ulrich berichtete von einem Familiengeburtstag, wo pro Person rund ein Kilo gegrilltes Rindfleisch beim sogenannten „asado“ verzehrt oder zumindest einkalkuliert wurde. Bei einem Stadtrundgang zeigte sie auch die „empanadas“, gefüllte Teigtaschen, die es dort in allen Variationen mit unterschiedlichen Soßen zu essen gibt, erzählte von der Tradition der täglichen Siesta und den Folklorerestaurants, wo jeden Abend Musiker ihre Werke zum Besten geben. Von Salta aus reiste man weiter in die Provinz Jujuy mit ihrer Hochwüste, wo neugierige Lamas leben und Menschen auf Wanderdünen surfen. Trotz oder wegen seines extremen Höhenklimas finden in den Andendörfern ausgelassene Karnevalsfeiern statt, bei denen man sich mit einem weißen Schaum, „nieve“ - „Schnee“ - genannt, gegenseitig einsprüht. Den Abschluss bildete eine Ortschaft in der Nähe – wobei „Nähe“ dort relativ ist – Catayate, wo es fast nie regnet und wo ebenfalls Wein angebaut wird. Davon zeugen die Weinkarten auch einfacherer Restaurants: Die Karte mit den heimischen Weinsorten, die beispielhaft zu lesen war, ist mehrere Seiten lang.
Im zweiten, musikalischen Teil der Reise sang Máximo Farah verschieden Weisen aus seiner Heimat. „Etwa die Hälfte sind Eigenkompositionen, die anderen traditionelle Lieder aus Argentinien“, erzählte der Musiker. Das letzte Stück boten Máximo Farah und Christiane Ulrich wieder zusammen dar und schlossen damit den Kreis. „Ich singe sonst eher nicht vor Publikum und war natürlich entsprechend aufgeregt“, meinte die Hebamme. Die Fotos für die Reportage hat sie aus insgesamt drei Reisen zusammengetragen, die sie 2018, 2019 und 2023 allein oder gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten unternahm, verriet sie. Alles in allem war sie vier bis fünf Monate unterwegs und hat eine große Menge Fotomaterial gesammelt. Entsprechend lange hat es gedauert, die Reportage vorzubereiten und die Fotos auszusuchen, die Argentinien in all seinen Farben und Facetten wiedergeben. „Es ging immer um Auswählen und Weglassen, was umso schwieriger war, da es noch so viele andere Themen gibt, die das Land kennzeichnen. Eigentlich bewegen wir uns immer noch nur an der Oberfläche.“