
Autor Peter Rehfeldt hat bis zu seinem neunten Lebensjahr in Gotthun an der Müritz gewohnt. Auch danach war er in allen Schulferien dort bei seinen Großeltern. Er hat diesen Landstrich mit dem darin eingebetteten Ort nahezu verinnerlicht und seine Erinnerungen im Buch „Gotthun – Die Wasser der Müritz“ verewigt. Am 22. September 2022 gibt es ab 19 Uhr eine Autorenlesung mit Peter Rehfeldt in der Erzählkirche Sietow.
In dem Roman heißt es gleich auf den ersten Seiten: „Dort, wo die Müritz zur linken Seite hin ihre beiden Arme auf das trockene Land ausstreckte, mitten in diese Arme hinein, wie unter dem besonderen Schutz einer Mutter, schmiegte sich das Dorf Gotthun: Ein paar Händevoll Leute, und der Autor war mitten unter ihnen.“
Peter Rehfeldt lebte bis zum neunten Lebensjahr in dem kleinen Dorf Gotthun unweit der Müritz. Dort ist er die ersten beiden Klassen zur Schule gegangen und schon da hat sein Lehrer Bobien in ihm die Liebe zur deutschen Sprache geweckt. Dann ist die Familie der Arbeit des Vaters hinterher, nach Neubrandenburg, gezogen. Doch bis zur Lehre hin war Peter Rehfeldt in allen Schulferien bei seinen Großeltern in Gotthun.
In Neubrandenburg hat sich sein Interesse an Sprache und Literatur weiter vertieft. Dort hat er in Literaturzirkeln von erfolgreichen Mentoren recht früh das Rüstzeug erhalten, selbst literarische Arbeiten zu verfassen. Über Gedichte ist er in späteren Jahren zu kurzen Geschichten gelangt.
"Aus einem Nachdenken über die eigene Vergangenheit entstand der Gedanke, dies Erlebte in kleinen Kurzgeschichten festzuhalten. Da ich von Haus aus Lyriker bin, ich von meiner Jugend an Gedichte schreibe, eignete sich diese Literaturform ganz besonders. Als dann viele Kurzgeschichten fertig waren, drängten diese förmlich dazu, sie in einem Roman zusammenzufassen. Es sollte ein Roman der ganz anderen Art werden, eine Art Episodenroman. Als Klammer, um die einzelnen Geschichten zusammenzuhalten, fand ich ein Würfelspiel, das in unserer Familie sehr beliebt ist.
Im Roman agieren drei Personen: der Erzähler und Spieler, meine Tochter als Mitspieler und ihr Ehemann ebenfalls als Mitspieler. Wir drei spielen ein Würfelspiel, bei dem man mit zwei Würfeln eine Augenzahl ermittelt, über die dann Ereigniskarten gezogen werden können, durch die gemeinsam eine fiktive Ortschaft aufgebaut wird. Da gibt es Gebäudekarten, Straßenkarten, Gewässerkarten, Schaf/Wiesekarten, Getreide/Feldkarten, Erz/Gebirgskarten, Lehm/Grubenkarten, Holz/Waldkarten und auch Sonderkarten für bestimmte Gebäude, wie: Gaststätte, Ladengeschäft, Kirche, Rathaus und Post. Und bei jedem Würfeln, sei es die Person, die würfelt, die Augenzahl, die gezogene Ereigniskarte, das Anlegen von Straßen und Gebäuden, oder auch der Aufbau des Ortes an sich, kommen dem Erzähler blitzschnell Erinnerungen in den Sinn, die mit den Spielhandlungen in unmittelbarem oder mittelbarem Zusammenhang stehen. Zum Beispiel blendet die Sonne die Tochter beim Würfeln, und dann wird ein Erlebnis erzählt, wie sie als Kleinkind oben auf einer Anlegeleiter die Sonne mit einem Staubtuch putzen wollte, weil diese etwas zu trübe schien. Auch Erlebtes und Reflektiertes mit der dritten handelnden Person, dem Schwiegersohn, werden erzählt. Alle Episoden stehen immer im Zusammenhang mit dem Erzähler, von dem man dann beim Würfeln ebenfalls immer mehr erfährt. So wird auf sein besonderes Verhältnis zu Buchstaben, Worten und Zahlen hingewiesen. Zahlen haben z. B. für ihn eine ihnen innewohnende Bedeutung, die sich fast von allein in seiner Kindheit erschloss. Die Eins steht daher für seine Angel, weil sie aufgeschrieben wie ein Angelstock mit Sehne daran aussieht, und beim Würfeln der Eins wird dann jeweils eine Angelgeschichte erzählt. Diese Erinnerungen ereilen den Erzähler ungewollt und innerhalb kürzester Zeit, von den Mitspielern unbemerkt, und sind so plastisch, als würde alles in diesem Moment erlebt, mit Farben, Gerüchen und Gefühlen. So lernt der Leser die drei handelnden Personen im Verlauf des Romans immer besser kennen. Stück für Stück erschließt sich für ihn deren Persönlichkeit, und er wird angeregt, sich seine eigene Kindheit und Jugend ins Gedächtnis zurückzurufen, und dabei selbst erlebtes zu verarbeiten.
Die Drei werden bewusst nicht mit Namen benannt, um nicht Assoziationen des Lesers mit ihm schon bekannten Personen gleichen Namens zu fördern, was die Romanfiguren in vorgefertigte Schienen zwängen würde", so Peter Rehfeldt.
Die Autorenlesung mit Peter Rehfeldt aus dem Buch „Gotthun die Wasser der Müritz“ findet am 22. September 2022, um 19.00 Uhr, in der Erzählkirche Sietow statt und ist kostenfrei. Es wird um eine Spende für die Erzählkirche gebeten.