„Baumgeisterpfad“ um den Pätschsee bei Zislow
Hobbykünstlerin Uschi Janke gestaltet „Baumgeisterpfad“ in der Mecklenburgischen Seenplatte

Um den Pätschsee bei Zislow zu wandern, bietet zu jeder Jahreszeit Abwechslung: Ins Wasser gefallene alte Bäume gleichen Krokodilen, daneben gleiten Schwäne, fliegen Enten auf, lassen sich Blesshühner von den Wellen schaukeln. Doch die Natur bekommt nach dem Schwarz, Weiß und Graubraun der Vögel noch Farbtupfer: Von einer freiliegenden Wurzel schaut ein Gesicht – mit Augen, einem roten Bart und blauen Haaren. Das ist einer der rund 180 Baumgeister, die Uschi Janke seit 2017 auf dem Rundweg von Zislow um den See und zurück geschaffen hat. Das läuft meistens so: „Ich finde im Wald eine interessante Wurzel, schleppe sie nach Hause, besprühe sie mit Acrylfarbe und gestalte ihr Gesicht mit Naturmaterialien weiter. Dann bringe ich sie mit meinem Wägelchen zum Pfad und befestige sie an einem passenden Platz“, erzählt die Hobbykünstlerin.
„Sehen, einsammeln, hinstellen“, ist ihr Motto. Der „Baumgeisterpfad“ beginnt am Heimathaus in Zislow, führt zum Pätschsee, ein Stück um diesen herum, über den Campingplatz und endet wieder in Zislow. Er ist rund sechs Kilometer lang und an den Schildern mit den Baumgeistern zu erkennen. Beim Heimathaus liegen auch Flyer dazu aus. Die Idee für einen Wanderpfad bei Zislow stammt vom Touristik- und Heimatverein Zislow e. V. 2017 begann man, den stimmungsvollen Rundweg um den Pätschsee dafür zu gestalten. Die gebürtige Berlinerin Ursula Janke, die heute 69 Jahre alt ist und seit 2013 fest in Zislow wohnt, fand: Da fehlt noch ein kreatives Element! So begann sie, die schon immer gerne gebastelt hatte, die ersten Baumgeister herzustellen. Da ein Teil des Weges um den See auf Privatgrund liegt und nicht alle Besitzer mit dem Projekt einverstanden waren, sind die Geister nur an bestimmten Abschnitten des Wegs zu finden. „Leider bringen Leute, die meine Geister nachbauen, ihre Werke manchmal auch dort an, wo wir es eigentlich nicht dürfen. In der Regel nehme ich sie dann wieder weg.“
Einmal pro Woche unternimmt Uschi Janke einen Kontrollgang auf dem Pfad. Sie schaut dann auch, ob sie einzelne Elemente an den Geistern erneuern muss oder Exemplare unwiederbringlich verfallen. Manchmal stellt sie fest, dass Baumgeister gestohlen oder zerstört wurden. Mitunter findet sie zwischen ihren Werken welche anderer Kreativer, die aber mit Plastik oder Glitzer ausgestattet oder an lebende Bäume genagelt wurden. Auch diese Sachen entfernt sie. Wenn Uschi Janke auf dem Pfad werkelt, sprechen sie oft Besucher an und loben ihre Idee. „Von dieser positiven Resonanz bin ich überrascht. Ich hatte erwartet, dass die meisten einfach den Weg langlaufen, ohne zu sehr auf die Geister zu achten.“ Viele fotografieren die Baumgeister auch. Jetzt im Winter kann Uschi Janke vor Ort nicht viel tun. Aber danach steht wie jedes Jahr der Frühjahrsputz an. Dabei frischt sie nicht nur die Farben an den Stücken auf, die es nötig haben. In der kalten Jahreszeit erschafft sie in ihrem Garten meist einen Schwung von vier oder fünf neuen Geistern. „Wenn ich Zeit habe und das Wetter günstig ist, stelle ich die entlang des Pfades auf. Ab Ostern können sich dann Einheimische und Touristen an diesen Werken erfreuen.“