
Bildungsministerin Simone Oldenburg hat den Vorstoß des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder kritisiert, kurzfristig aus anderen Bundesländern Lehrkräfte abzuwerben und nach Bayern zu locken.
„Es ist unredlich, dass Bayern eine Abwerbeoffensive ankündigt“, sagte Bildungsministerin Simone Oldenburg.
„Wenn das so kommt, verabschiedet sich das Land aus dem Konsens der Kultusministerkonferenz. Die Vereinbarung gilt weiterhin, dass gezielte Werbe- und Informationsmaßnahmen in einem anderen Land nur im Einverständnis mit dem jeweiligen anderen Land durchgeführt werden. Bis jetzt hat uns Herr Söder nicht gefragt und sollte er es tun, erhält er stehenden Fußes eine Absage“, betonte Oldenburg.
Gerade erst im vergangenen September hatte die Amtschefkonferenz der Kultusministerkonferenz einmütig bekräftigt, dass die „Stralsunder Beschlüsse“ weiterhin gelten, wonach sich die Länder untereinander offensiv keine Lehrkräfte abwerben.
„Statt in den Wettkampf zu gehen, müssen wir auf Qualität setzen“, führte die Ministerin weiter aus. „Neben unserer erfolgreichen Lehrerwerbekampagne verbessern wir schrittweise die Rahmenbedingungen für Lehrkräfte und pädagogische Fachkräfte, um sie an unsere Schulen zu bringen und dort zu halten. Wir wollen Stellenbesetzungsverfahren schneller, sicherer und verlässlicher machen. Wir entbürokratisieren. Wir machen transparent. Wir stellen eine hohe Bildungsqualität auch dann sicher, wenn es sich nicht um grundständig ausgebildete Lehrkräfte handelt“, erläuterte Oldenburg. „Mit dem ‚Bildungspakt für Gute Schule 2030‛ gehen wir im respektvollen Austausch und auf Augenhöhe mit den Partnerinnen und Partnern – und das ist bundesweit einmalig – gemeinsam den Weg, den Lehrerberuf in unserem Bundesland attraktiver zu machen.“
Aus der Kultusministerkonferenz 2009 in Stralsund
- Im föderalen System der Bundesrepublik Deutschland obliegt es in erster Linie dem jeweiligen Land für eine ausreichende Zahl von Lehrkräften für die eigene Unterrichtsversorgung zu sorgen. Hierzu gehört insbesondere auch die Bereitstellung von ausreichenden Studienplätzen und Kapazitäten im Vorbereitungsdienst. Eigene Anstrengungen dürfen nicht mit Blick auf Potentiale anderer Länder unterbleiben.
- Die Länder bekennen sich zum Wettbewerb im kooperativen Bildungsföderalismus. Sie betonen in Wahrnehmung der ländergemeinsamen Verantwortung, dass fairer Wettbewerb eine vertrauensvolle Abstimmung vor allem bei der Rekrutierung von Lehrerinnen und Lehrern aus anderen Ländern bedeutet.
- Lehramtsstudierende erhalten in allen Ländern eine anspruchsvolle und auf ihre spezifische Berufsaufgabe ausgerichtete hochwertige Ausbildung. Damit länderübergreifend die Ziele und Anforderungen in den lehramtsbezogenen Studiengängen ebenso wie die Mobilität der Absolventen gewährleistet ist, hat die Kultusministerkonferenz nach dreijähriger intensiver Vorarbeit im Oktober 2008 „Ländergemeinsame inhaltliche Anforderungen für die Fachwissenschaften und Fachdidaktiken in der Lehrerinnen- und Lehrerausbildung“ verabschiedet.
- Quer- und Seiteneinsteigerprogramme sind kein Ersatz für die reguläre Lehrerausbildung. Sie sind ein sinnvolles Instrument zur Überbrückung personeller Engpässe und eine positive Bereicherung für die Schulen. Die Länder werden bei diesen Programmen qualitative Standards beachten.