
Seit einigen Jahren gedenkt die Inselstadt an jedem ersten Samstag im Mai feierlich der Befreiung des KZ-Außenlagers durch Soldaten der Roten Armee. Auch in diesem Jahr ist eine Gedenkveranstaltung geplant – am 6. Mai. Gelegenheit für eine Bilanz, was in puncto Aufarbeitung von Malchows „schwarzer Zeit“ bisher passiert ist und was noch geplant wird.
Sigrid Jacobeit und Dieter Kurth sind zwei Personen, denen die Malchower Stadtgeschichte sehr am Herzen liegt und die sich aktiv dafür einsetzen, dass vor allem die Zeit des Nazi-Regimes und des Zweiten Weltkriegs hier weiter aufgearbeitet wird. Die Professorin aus Fürstenberg an der Havel, Ethnologin und ehemalige Leiterin der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück, begleitet die Entwicklung des Gedenkorts „KZ-Außenlager Malchow“ wissenschaftlich. Das Außenlager Malchow gehörte zum KZ Ravensbrück, in dem vor allem Frauen untergebracht waren. Dieter Kurth, ehemaliger Lehrer, leitete bis vor einiger Zeit den Arbeitskreis Stadtgeschichte und war Malchows Stadtarchivar. Er engagiert sich immer noch bei der Erforschung und Dokumentation dessen, was in früheren Zeiten in der Inselstadt passierte. Auch er legt besonderes Augenmerk auf die „schwarze Zeit“.

Das Außenlager Malchow befand sich am Rande der Stadt, an der heutigen Lagerstraße. Seit mehreren Jahren steht dort eine Tafel, die verkündet, dass der Arbeitskreis Stadtgeschichte Malchow dort einen Gedenkort entwickelt. Bisher hat man einige Fundamente der ehemaligen Baracken für die Häftlinge freigelegt und eine große Informationstafel aufgestellt, auf der man zur Geschichte des Außenlagers und des Munitionswerkes, wo die Häftlinge arbeiten mussten, sowie zur Rolle Malchows bei den „Todesmärschen“ und zur Befreiung durch sowjetische Truppen am 2. Mai nachlesen kann. „Diese Tafel konnte mit eintausend Euro, die eine Sponsorenfamilie zur Verfügung gestellt hat, errichtet werden. Sie wurde bei einer Gedenkveranstaltung im November 2018 eingeweiht. Dabei sprach auch die Zeitzeugin Ingelore Prochnow, die 1945 als Baby mit ihrer Mutter auf dem Todesmarsch nach Malchow kam“, berichtet Dieter Kurth. Bürgermeister René Putzar unterstützte die Initiative, jedes Jahr am ersten Sonnabend im Mai mit einem feierlichen Gedenkakt den Jahrestag der Befreiung des Außenlagers zu begehen. In diesem Jahr findet die Veranstaltung am 6. Mai statt. Parallel dazu forscht man weiter zur Geschichte des Außenlagers – zum Beispiel erarbeiteten Schüler der Fleesenseeschule das Projekt „Hunger-Leid-Verbrechen-Tod“ zur KZ-Zwangsarbeit im Außenlager. „Dazu liegt eine Broschüre vor, mit der 2015 ein beachtliches Ergebnis der Arbeit präsentiert werden konnte“, sagt Sigrid Jabobeit. Regelmäßig trifft sich eine Arbeitsgruppe zur Erweiterung des Gedenkortes, der auch die Professorin angehört. Unter anderem plant man den weiteren Einsatz junger Freiwilliger aus den sogenannten internationalen Jugendcamps, die Ideen für die Weiterentwicklung des Gedenkorts erarbeiten. Es existiert bereits auch ein Modell für eine Skulptur, die an der Lagerstraße aufgestellt werden soll. „Zudem wird es einen Weg der Erinnerung geben, der rund einen Kilometer vom ehemaligen Lager zum einstigen Verwaltungsgebäude nahe der heutigen Thälmann-Siedlung führen soll“, kündigt Sigrid Jacobeit an.
Dieter Kurth weist auf eine weitere Tradition hin, mit der sich Malchow der Zeit um Kriegsende und kurz danach widmet. Dabei geht es um die „Werwolf-Tragödie“, bei der in Malchow 33 Jugendliche ums Leben kamen. „Um hieran zu erinnern, wird auch mit Unterstützung Herrn Putzars jährlich ein Opfergedenken während des Volksfests durchgeführt. Dem Bürgermeister liegt die Aufarbeitung dieser Zeit ebenso am Herzen wie uns. Diese Veranstaltung im Juli ist damit nicht nur ein Fest der Freude, sondern auch des Gedenkens“, betont Dieter Kurth.