Aus dem Gebäudekomplex der katholischen Kirche in Malchow soll mittelfristig ein Begegnungszentrum werden. Dort könnten unter anderem Beratungsstellen, Vereine und Initiativen einziehen. Die Stadt Malchow habe bereits signalisiert, das Vorhaben unterstützen zu wollen, sagt Eckhard Kändler, Pastor der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Malchow, die das geplante Begegnungszentrum mitgestalten und mitnutzen möchte.
Dass Kirchen und andere geistliche Bauten in Epochen des Wandels anders genutzt werden als ursprünglich vorgesehen, ist bekannt. So zogen zum Beispiel in der Rostocker Nikolaikirche schon in DDR-Zeiten Mieter in mehrere Wohnungen ein, die unter dem Dach des Sakralbaus geschaffen worden waren. Man hatte sich für dieses Modell entschieden, weil man die Kirche weder denkmalgerecht neu gestalten noch abreißen wollte. Eine so drastische Veränderung ist für den Gebäudekomplex der katholischen Kirche in Malchow nicht geplant. Aber neue Ideen dafür braucht es dennoch. Denn die katholische Pfarrei Waren, zu der die katholische Kirchengemeinde Malchow gehört, betreibt ein „stringentes Gebäudemanagement“, wie es Eckhard Kändler, Pastor der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Malchow, ausdrückt. Das bedeutet zu entscheiden: Welche Häuser kann und will man in Zeiten des Strukturwandels halten – und welche aufgeben? „Für Gebäude, die man eigentlich abgeben muss, gibt es jedoch nach dem Vorbild des Erzbistums Hamburg ein Modell, dies zu vermeiden: Existiert ein Konzept für eine Nutzung, kann man das Haus für die Gemeinde erhalten, auch wenn die Nutzung nicht auf die Gemeinde beschränkt ist“, erläutert Eckhard Kändler. Da die räumliche Situation der evangelischen Kirchengemeinde in der Inselstadt nicht ideal ist – so liegt beispielsweise das Gemeindehaus auf der Insel und damit ein ganzes Stück vom leicht erreichbaren Zentrum entfernt – hatten die beiden Gemeinden zunächst überlegt, ob sie das Areal der katholischen Kirche gemeinsam nutzen wollen. Es liegt in der Stauffenbergstraße und besteht neben der eigentlichen Kirche aus einem Pfarrhaus und einem leerstehenden Gebäude im Hinterhof, das zwischenzeitlich als Kapelle diente.
„Wir haben aber schnell gemerkt, dass das auch für uns beide zusammen eine Nummer zu groß war. Daher nahmen wir Kontakt zur Stadtverwaltung und zum Kultur- und Sportring Malchow (KSR) auf. Diese teilten uns mit, dass auch die Stadt Bedarf an öffentlich nutzbaren Räumen hätte.“ Generell habe die Inselstadt nicht genug Möglichkeiten, wo sich Menschen begegnen könnten, meint Eckhard Kändler. „Beratungsstellen sind meist in Waren (Müritz) oder Röbel/Müritz, einige Vereine haben auch nicht genügend Raum, während der Saal der „Werleburg“ für viele Zwecke wiederum zu groß ist“, begründet der Pastor. Der Ort mit dem Arbeitstitel „Begegnungszentrum Malchow“, für den man alle drei Gebäude auf der Stauffenbergstraße zum Teil oder gänzlich einbeziehen könnte, würde Raum bieten für ein Repair-Café, eine Hausaufgaben-Gruppe, Vereine, Initiativen, die Diakonie oder die Caritas... Ideen gibt es viele. „Man muss sich immer fragen: Was schafft Begegnungen zwischen den Menschen?“ so Eckhard Kändler. Die beiden Kirchengemeinden würden das Zentrum natürlich auch nutzen – rein kirchlich definiert wäre es aber nicht. „Jeder, der den Geist des Hauses mitträgt, der ein Miteinander auf Augenhöhe und die Akzeptanz des Anderen festlegt, ist willkommen.“
Die Beteiligten haben ihr Projekt bereits in der Stadtvertreterversammlung und in zwei Ausschüssen vorgestellt und dort signalisiert bekommen, dass die Stadt Malchow das Vorhaben unterstützen will. „Das bedeutet uns sehr viel“, betont Eckhard Kändler. Bevor konkrete Beschlüsse folgen und man dann auch über die Finanzierung reden kann, müssen die am Begegnungszentrum Interessierten eine passende Rechtsform für sich finden. „Wahrscheinlich werden wir für Umbau und Betreibung einen Trägerverein gründen, dem neben den Gemeindevertretern Abgesandte der Stadt und des KSR angehören, vielleicht auch Privatleute, Sozialträger und Unternehmen. Damit könnten wir zum Beispiel Förderanträge stellen.“ Die Gebäude sollen im Besitz der katholischen Kirche bleiben, müssten aber sicher energetisch saniert und teils barrierefrei gestaltet werden. Eckhard Kändler hofft, dass man den Verein spätestens zu Beginn des kommenden Jahres ins Leben rufen und dann die ersten baulichen Schritte gehen kann.