Den Boden- und Düngungstag in Linstow hat Agrar-Staatssekretärin Elisabeth Aßmann am Mittwoch mit einem Vortrag zum Thema „Bewirtschaftung von Moorböden, Herausforderungen und Chancen für die Landwirtschaft Mecklenburg-Vorpommerns“ eröffnet. Die Veranstaltung haben die Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei MV (LFA MV) und die LMS Agrarberatung organisiert.
„Wir stehen vor großen Herausforderungen. Der Klimawandel, der Verlust der Biodiversität und der schlechte Zustand des Landschaftswasserhaushaltes setzen uns unter enormen Handlungszwang. Wir erarbeiten gerade ein Klimaschutzgesetz unter der Prämisse, bis 2040 klimaneutral zu sein. Den Mooren kommt dabei eine besondere Bedeutung zu, denn sie gehören zu den größten CO2-Emittenten. In MV gibt es Moor- und andere kohlenstoffreiche Böden auf einer Fläche von 285.294 Hektar. Das entspricht 12,4 Prozent der Landesfläche. Sie verursachen Emissionen in Höhe von 6.075.241 t CO2e/a“, sagte Aßmann.
Ein Schritt in Richtung Klimaneutralität ist die Vereinbarung zum Ausstieg aus der Ackernutzung auf Moorböden und zur kontinuierlichen Wasserstandsanhebung auf Grünland im aktuellen Koalitionsvertrag. Von besonderer Bedeutung hierbei ist die Moorschutz- und Landnutzungsstrategie, welche die Landesregierung derzeit erarbeitet. So soll insbesondere die Landwirtschaft weitere Anreize erhalten, trockengelegte Moorflächen wiederzuvernässen und eine torferhaltende Bewirtschaftung zu erproben. Im Zentrum stehen dabei Fördermöglichkeiten für nasse Bewirtschaftungsformen wie die moorschonende Stauhaltung und die MoorFutures.
„Wir verfolgen das Konzept ‚Schutz durch Nutzung‘. Landwirtschaftliche Flächen bleiben erhalten, auch wenn mit höheren Wasserständen bislang Ertragsminderungen einhergehen. Mit der moorschonenden Stauhaltung können wir diese Ertragsminderungen nun auch im Rahmen der GAP ausgleichen und die Klimaschutzleistung honorieren. Das Programm ist ein großer Erfolg. Die Antragszahlen zeigen: Die Landwirtschaft ist bereit, den Weg in eine nasse Landnutzung zu gehen. Im Rahmen der Agrarumwelt- und Klimaschutzmaßnahme (AUKM) ‚Moorschonende Stauhaltung und Paludikultur‘ wurden 2023 mehr als 1.200 Hektar, 2024 ca. 20.000 Hektar gefördert. Im Rahmen der AUKM ‚Naturschutzgerechte Grünlandnutzung‘ wurden mehr als 5.000 Hektar und im Rahmen der AUKM ‚Acker in Grünland‘ wurden im vergangenen Jahr 270 Hektar gefördert“, sagte Aßmann.
Anstelle öffentlicher Fördermittel können Landnutzer auch private Mittel durch Zertifikate wie MoorFutures als Instrument nutzen. Das Kompetenzzentrum Ökowertpapiere hilft, durch Honorierung von Klimaschutzleistungen nasser Moore Einkommen zu generieren. Alternativ steht auch die neue MoorAgentur zur Verfügung.
Aßmann stellte auch das Forschungsprogramm der LFA zur Grünlandbewirtschaftung bei moorschonender Stauhaltung vor. Es beinhaltet unter anderem die Etablierung von überflutungstoleranten Gräsern auf Flächen mit temporärer Überflutung außerhalb der Vegetationszeit sowie die weitere landwirtschaftliche Nutzung von Flächen mit höheren Grundwasserständen bei deutlich reduzierten THG-Emissionen. „Im Ergebnis sehen wir, dass Stauhaltung auf Moorböden nicht nur den THG-Ausstoß reduziert, sondern gleichzeitig Erträge sichert“, sagte sie.
Anhand von Best-Practice Beispielen, einem Betrieb in Vorpommern und einem in Mittelmecklenburg, stellte sie dar, dass auch auf wiedervernässten Mooren eine landwirtschaftliche Nutzung möglich ist.
„Moorschutz ist Klimaschutz! Alle Moore von MV müssen spätestens 2040 wiedervernässt sein. Dieses Ziel erreichen wir nicht, wenn wir Moorschutz ausschließlich als Nischenthema des Naturschutzes begreifen, bei dem es darum geht, große Flächen aus der Nutzung zu nehmen. Moorschutz ist auch eine Frage der Landnutzung und damit in den meisten Fällen der Landwirtschaft“, sagte die Staatssekretärin.
Ein Themenschwerpunkt des Boden- und Düngungstages ist der Phosphor. Er gehört wie Stickstoff für den Pflanzenbau zu den sogenannten Grundnährstoffen. Eine ausreichende Versorgung mit Phosphor ist für eine gesunde Ernährung unserer Kulturpflanzen notwendig. Mit einem Übermaß an Phosphor sind jedoch negative Umweltwirkungen verbunden. So wird die Eutrophierung der Seen und auch der Ostsee wesentlich durch anthropogene Phosphoreinträge bestimmt. Die landwirtschaftliche Phosphordüngung gleicht aber seit Jahren die Phosphor-Abfuhr, die durch den Verkauf des Erntegutes entsteht, nicht aus. Die Folgen werden in den Ackerböden sichtbar. Prof. Peter Leinweber von der Universität Rostock stellte mit seinem Vortrag Ergebnisse aus acht Jahren Phosphorforschung vor und gab einen Überblick zu einem nachhaltigen Phosphormanagement.
Es folgten zwei Fachvorträge zum Versorgungszustand der Böden in MV mit Grundnährstoffen sowie zu wissenschaftlichen Erkenntnissen einer neuen Fruchtfolgegestaltung, um die P-Mobilisierung aus dem Boden zu verbessern. Abgerundet wurde das Programm mit aktuellen Informationen zur Umsetzung der Düngeverordnung von der Zuständigen Stelle für landwirtschaftliches Fachrecht und Beratung (LFB) der LMS.