
Am 23. April 2023 haben es die Einwohner der Inselstadt Malchow in der Hand und können mit ihrem Kreuz auf dem Stimmzettel mitentscheiden, in welche Richtung die Zukunft der Mecklenburgischen Kleinstadt geht. Zur Bürgermeisterwahl von Malchow gehen am 23.04.2023 drei Kandidaten ins Rennen. Bürgermeister René Putzar (parteilos) möchte gerne eine weitere Amtszeit. Verkäuferin Ramona Stein als Einzelbewerberin und Lehrer Michael Meyer von der CDU gehen ebenfalls ins Rennen.
Der Nordkurier wird am 12. April 2023 um 18 Uhr ein Wahlforum, moderiert von Chefreporter Ingmar Nehls in der Werleburg organisieren und die drei Bürgermeisterkandidaten mit Fragen löchern. Das Kinder- und Jugendparlament von Malchow will ebenfalls die Anwärter auf den Bürgermeisterposten am 20.04.2023 in der Malchower Werleburg vorstellen. Über die „Infoseite der Malchower Kommunalpolitik“ wurden allen drei Kandidaten bereits im Vorfeld die Möglichkeit eingeräumt, über ihre Eindrücke, Ziele und Visionen zur Entwicklung der Inselstadt Malchow zu informieren.
Hier ein erster Kandidatencheck mit den Fragen von Mirko Henschler über die „Infoseite der Malchower Kommunalpolitik“. Ramona Stein und Micheal Meyer beantworteten die 22 Fragen. Bürgermeister René Putzar will seine Antworten zum Thema Bürgermeister Malchow auf dem Nordkurier-Wahlforum und auf der Podiumsdiskussion des Kinder- und Jugendparlaments geben:
- Warum möchten Sie und warum sollten die Bürger*innen unserer Inselstadt Sie als Bürgermeister*in (wieder) wählen?
Ramona Stein: Warum: Ich möchte Bürgermeisterin werden, damit sich in Malchow etwas ändert. Wählen Sie mich, damit Sie als Bürgerinnen und Bürger in Zukunft stärker - und vor allem früher - in die Entscheidungen der Stadt einbezogen werden.
Michael Meyer: Malchow ist meine Heimat, in der ich aufgewachsen bin. Daher wünsche ich für Malchow die bestmögliche Entwicklung. Durch meine sachliche und unvoreingenommene Art werde ich den Blick auf die Entwicklung unserer Stadt richten. Dabei werde ich ein Bürgermeister „zum Anfassen“ sein, der jede/n Bürger/in integriert, der sich mit seiner Kritik, Anregungen und Ideen in die Entwicklung unserer Stadt einbringen möchte.
- Wo sehen Sie Malchow im Jahr 2050?
Ramona Stein: Warum: Ich sehe Malchow als familienfreundliche und lebenswerte Stadt für alle Einwohner und Gäste. Neben der verkehrsgünstigen Lage wird dies auch für einen gestärkten Wirtschaftsstandort sorgen.
Michael Meyer: Malchow 2050 ist eine mecklenburgische Kleinstadt, dessen Energiebedarf zu 100% aus erneuerbaren Energien gedeckt wird. Hierfür kann jede/r Hausbesitzer/in seine Dachflächen für die Gewinnung von Sonnenenergie nutzen. Außerdem sind in der Stadt kleine Busse unterwegs, die Einkaufsmärkte, Museen, Ärzte und touristische Orte anfahren. So ist der Verkehr deutlich reduziert und Malchower/Innen werden mobiler sein. Dies wird durch einen barrierefreien öffentlichen Raum unterstützt. Malchow wird 2050 gewachsen sein. Moderne Schulen mit optimalen Lern- und Lehrbedingungen, attraktive Eigenheimstandorte, Mietwohnungen sowie altersgerechte Wohnungen und eine gut medizinische Versorgung mit Fachärzten wird Malchower/Innen überzeugen, in ihrer Heimat zu bleiben und neue Menschen nach Malchow ziehen.
- Was läuft in unserer Inselstadt Malchow gut und was eher nicht?
Ramona Stein: Warum: Was läuft gut: - unser jährliches Volksfest, - unsere Feuerwehr/Jugendfeuerwehr, - die Bibliothek, die Vereine und unsere Museen - neue Kinderspielplätze / Was läuft nicht gut: - der Verkehr und die Verkehrsanbindungen, - Sanierungsstau im Seniorenheim, - Unterstützung der Fleesenseeschule, - Stadtvertreter*innen und Bürger*innen werden oft nachträglich und unvollständig zu anstehenden Beschlüssen/ Entscheidungen baulichen Umgestaltungen/geplanten Projekten informiert z.B.: Strandstr., Kreisverkehr, Projekt Tuchfabrik/Bergstr., Verkehrsgarten an der Grundschule, Gehwege und Straßen.
Michael Meyer: Jedes Jahr bin ich von dem bürgerschaftlichen Engagement in Malchow begeistert. So viele Menschen wirken in Vereinen daran mit, dass in Malchow viele Veranstaltungen stattfinden können. Genauso beeindruckt mich die ständige Einsatzbereitschaft unserer Feuerwehr. Hier wurde und wird Geld an der richtigen Stelle investiert! Ausbaufähig scheint mir die Kommunikation Verwaltung – Politik – Bürger/innen. Hier heißt es mehr bürgernähe und Transparenz wagen.
- Welches Projekt wollen Sie gleich nach Ihrer möglichen Wahl zum Rathauschef*in anpacken?
Ramona Stein: Den kleinen Stadtverkehr und den Jugendtreff
Michael Meyer: Als neuer Bürgermeister möchte ich als allererstes meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kennenlernen. Daher werde ich Gespräche führen, um die Bedürfnisse und Potentiale im Rathaus einschätzen zu können. Hinsichtlich der Stadtentwicklung ist die „Alte Weberei“ ein Projekt, das mich beschäftigen wird. Hier möchte ich zusammen mit allen Beteiligten darauf achten, dass
möglichst viel Wohnraum für die Malchower/Innen geschaffen wird. Außerdem werde ich mir die Prioritäten bei der Straßensanierung ansehen und ggf. so anpassen, dass dort angefangen wird, wo der Bedarf am größten ist. Schließlich möchte ich von Beginn an alle Malchower/Innen dazu einladen, die Stadt freundlicher zu gestalten, z.B. durch das Pflanzen von Blumen und Bänke in Parks oder entlang beliebter Gehstrecken aufstellen.
- Wie sehen Sie die finanzielle Situation unserer Inselstadt?
Ramona Stein: Da ich Mitglied im Finanzausschuss bin, weiß ich wie die Finanzen der Stadt sind. Es ist immer noch Geld da, es nimmt aber stetig ab und die Tendenz ist negativ. In den letzten Jahren haben wir es nicht geschafft, unsere geplanten Investitionen umzusetzen, das Zinstief zu nutzen und Fördermittel maximal abzuschöpfen. Um den negativen Trend umzukehren, sind künftig Maßnahmen einzuleiten, die die Leistungsfähigkeit der Stadt auf Dauer sichern. Ich meine damit aber nicht vordergründig, in die Geldbörse der Bürgerinnen und Bürger zu greifen, sondern eher, zu schauen, wie die Mittel besser verteilt und anders eingesetzt werden können.
Michael Meyer: Leider ist gegenwärtig festzustellen, dass die laufenden Kosten im Haushalt der Stadt nicht ohne Rückgriff in das städtische Sparbuch bezahlt werden können. Das ist kritisch, da es der Stadt den finanziellen Spielraum nimmt. Langfristig laufen wir damit auch Gefahr, uns die freiwilligen Leistungen, mit denen wir unsere Vereine und das kulturelle Leben unserer Stadt unterstützen, nicht mehr leisten können. Zukünftig müssen hier somit alle Haushaltspositionen im Sinne einer sparsamen Haushaltspolitik auf den Prüfstand.
- Was soll man nach acht Jahren Bürgermeistertätigkeit über Sie sagen?
Ramona Stein: Unsere Bürgermeisterin war immer für die Bürger*innen da und hat viel für die Stadt bewirkt.
Michael Meyer: Nach 8 Jahren Bürgermeistertätigkeit soll man sich auf weitere 8 Jahre freuen können. Ich möchte alles dafür machen, dass ich als bürgernah wahrgenommen werden. Ich möchte ein Bürgermeister sein, der stets ein offenes und vorurteilsfreies Ohr für die
Wünsche, Probleme und Anregungen der Malchower/Innen hat. Wenn dies bei den Menschen nach 8 Jahren Amtstätigkeit wahrgenommen wird, bin ich sehr zufrieden.
- Werden Sie sich um neue und sichere Fahrradwege kümmern und wie sehen Sie das Thema Mobilität unter Berücksichtigung der heimischen Fahrradfahrer und des Fahrradtourismus?
Ramona Stein: Die Stadt muss das Förder- Sonderprogramm „Stadt und Land“ nutzen und schnellstens eine Radverkehrsplanung mit dieser Förderung erstellen. Damit hätten wir einen Punkt für ein ganzheitliches Mobilitätskonzept abgearbeitet.
Michael Meyer: Um den PKW-Verkehr in der Innenstadt zu reduzieren, setze ich auch auf den Ausbau der Radwege in unserer Stadt. Immer dort, wo Straßen saniert werden, sollte auch ein Radweg oder Fahrradstreifen mit eingeplant werden. Aber auch bei den vorhandenen Straßen muss nochmal überlegt werden, wie man Malchow in das Radwegenetz von Plau bis nach Waren einbinden kann.
Eine große Lücke bildet hier für mich vor allem die Insel. Das vorhandene Kopfsteinpflaster ist für das Radfahren ein verkehrs- und Gesundheitsrisiko. Hier muss eine Lösung zusammen mit der Denkmalschutzbehörde gefunden werden. Die zweite Lücke die es zu schließen gilt, ist der Streckenabschnitt der Rostocker Straße von der L20 bis zum Ortseingang. Da hier eine Oberflächenerneuerung geplant ist, sollte auch gleich an die Radfahrer gedacht werden.
- Was sind Ihre Ideen und Gedanken für die Entwicklung in Bezug auf den Schulstandort Malchow sowie die Digitalisierung unserer Schulen?
Ramona Stein: Das Wichtigste ist: mit den Schulleitungen zusammen die Schulen bestmöglich auszustatten und durch einen guten Ruf auch neue Lehrkräfte zu gewinnen. Kooperation statt Konkurrenz mit den Schulen in Röbel und Plau.
Michael Meyer: Die beiden Schulen in Malchow müssen attraktive Standorte für die Eltern, Schüler/Innen sowie die Lehrer/Innen sein. Durch den Neubau von Unterrichts- und Aufenthaltsräumen wird daran in der Goetheschule intensiv gearbeitet. Ich werde mich dafür einsetzen, dass auch an der Fleesenseeschule in das Schulgebäude wieder investiert wird. Mehr Platz für Aufenthalts- und Arbeitsräume sowie für die Umsetzung moderner Unterrichtskonzepte und den Ausbau des Ganztags- und Wahlpflichtangebotes machen die Schule attraktiv auch für neue Schüler/Innen und junge Lehrkräfte. Um die wachsende Zahl multimedialer Arbeitsmittel auch sinnvoll nutzen zu können, braucht es eine gute Internetverbindung. Momentan reicht sie nicht. Hier werde ich bei den Anbietern mit Nachdruck für eine schnelle Anbindung der Schulen an das Glasfaser-Netz eintreten.
- Wie stehen Sie zum Thema erneuerbare Energie und wie kann man das Thema Ihrer Meinung nach in Malchow umsetzen?
Ramona Stein: Das Thema ist sehr wichtig für den Erhalt unseres Planeten und für unseren Geldbeutel. Mittelfristig sollten die Stadtwerke zum Koordinator für den umfassenden Dachausbau mit Photovoltaik entwickelt werden. Windenergie nutzen – wo sie die Natur und die Menschen nicht beeinträchtigt. Ladestationen für E-Bikes an stark besuchten Orten, z.B. an der Drehbrücke, an den Schulen und am Kloster errichten.
Michael Meyer: Erneuerbare Energie ist ein Zukunftsthema für Malchow. Langfristig möchte ich Malchow unabhängig von fossilen Energieträgern machen. Dazu müssen alle Formen der erneuerbaren Energien einbezogen werden. Zusammen mit den Stadtwerken und auch den Denkmalbehörden müssen alle öffentlichen Dachflächen für die Gewinnung von Solarenergie erschlossen werden. Gleichzeitig müssen Regeln entwickelt werden, die allen Malchower/Innen ermöglicht, ihre privaten Dachflächen für Solaranlagen zu nutzen. Auch über Windkraftanlagen sollte breit diskutiert werden. Vielleicht lassen sich im Einvernehmen mit den Bürger/Innen in Malchow und Umgebung nutzbare Flächen finden. In diesem Zusammenhang ließe sich auch das Thema grüner Wasserstoff vorantreiben, der als Ersatz für Erdgas genutzt werden könnte.
- Welchen Beitrag kann Malchow für den Klimaschutz leisten?
Ramona Stein: Es sind einige Dinge, welche man leisten kann, z.B.: Blühstreifen statt Grünstreifen, Bäume erhalten und - wo möglich - mehr Bäume und Büsche anpflanzen, Digitalisierung der Verwaltung, Straßenbeleuchtung insektenfreundlich erneuern, Tourismus umweltschonend gestalten, Landschaft- und Städteplaner sollten umweltbewusster Projekte planen.
Michael Meyer: Malchows kann etwas für den Klimaschutz im Bereich der Verkehrsreduzierung beitragen. Wenn mehr Menschen aufgrund eines guten Radwegenetzes auf das Fahrrad umsteigen, wäre dies positiv. Wenn weniger PKWs unterwegs wären, weil durch erneuerbare Energien angetriebene Kleinbusse in der Stadt unterwegs sind, wäre das genauso positiv für die Luft in Malchow. Aber auch die Pflege und der Ausbau unserer Wälder wäre ein guter Beitrag für das Klima. Lassen Sie uns gemeinsam alle öffentlichen Flächen sinnvoll bepflanzen, damit unser Stadtklima sich positiv entwickelt.
- Was halten Sie von der Bewegung „Fridays for future“?
Ramona Stein: Ihre Ziele sind absolut nachvollziehbar. Es ist beachtlich, dass sie immer wieder so viele Menschen mobilisieren können.
Michael Meyer: Ich finde es gut, dass junge Menschen Verantwortung für ihre Zukunft übernehmen wollen. Die jüngsten Aktionen der „letzten Generation“ gegen Kulturgegenstände und öffentliches Eigentum finde ich jedoch zu extrem, um damit Verständnis und Unterstützung bei der Bevölkerung für die wichtigen Anliegen der Bewegung zu erzeugen. Ich würde es begrüßen, wenn die Aktivist/Innen die öffentliche Aufmerksamkeit nutzen würden, um in die demokratischen Entscheidungsstrukturen einzusteigen und dort zu versuchen, mit Mehrheiten ihre Forderungen umzusetzen.
- Wie sehen Sie unsere Stadtverwaltung, Ihre Struktur und Aufgabenerfüllung? Sehen Sie hier Handlungsbedarf und wenn ja wo und wieso?
Ramona Stein: Ich bin zwar Stadtvertreterin, aber die Zusammenarbeit mit der Verwaltung erfolgt über die Ausschuss- und Fraktionsvorsitzenden. Mir ist aber auch aufgefallen, dass das Personal recht häufig wechselt. Ich würde versuchen, die Gründe dafür mit einer Mitarbeiterbefragung zu klären. So könnte man auch die Arbeitsorganisation optimieren und über technische Ausstattung, Qualifizierung und Home- Office nachdenken. ---Alles steht und fällt mit der Zufriedenheit der Mitarbeiter---
Michael Meyer: Die Mitarbeiter/Innen in der Stadtverwaltung erledigen ihre Aufgaben so gut es ihnen möglich ist. Es ist anzuerkennen, dass sie aufgrund des Fachkräftemangels unter einer hohen Arbeitsbelastung stehen. Die Gewinnung von Personal in der Stadtverwaltung bleibt eine große Aufgabe für jeden Bürgermeister/In. Um hier voranzukommen, möchte ich die Stadtverwaltung als Ausbilder entwickeln. Auch das Einstellen von Hilfskräften muss geprüft werden. Immerhin ist die Fachhochschule für öffentliche Verwaltung in Güstrow nicht weit entfernt. In den letzten Jahren haben viele Mitarbeiter/Innen unsere Stadtverwaltung verlassen.
Ich denke, hier ist auch eine Verbesserung des „Betriebsklimas“ durch wertschätzendes Verhalten nötig. In der Struktur der Verwaltung möchte ich dem Bereich Ordnung wieder mehr Geltung verschaffen. Dadurch soll auch in der gesamten Stadt den Themen Ordnung,
Sauberkeit und Sicherheit mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden.
- Wie stehen Sie zum Thema Zusammenarbeit und Umgang mit der gewählten Stadtvertretung und den Mitgliedern der Ausschüsse unserer Inselstadt Malchow?
Ramona Stein: Gegenwärtig sehe ich die Zusammenarbeit und den Umgang als kompliziert an. Um benötigte Informationen zu bekommen, muss ich häufig mehrmals nachfragen. Auch oft darf ich, eigentlich öffentliche Unterlagen, nur unter Aufsicht im Rathaus einsehen. Das kostet Zeit für die Mitarbeiter und für mich in meinem Ehrenamt. Diese Verträge und Zusatzinformationen kann man scannen und im Ratsinformationssystem für die Stadtvertreter und Ausschussmitglieder hinterlegen. Ich würde mich für ein gläsernes Rathaus einsetzen.
Michael Meyer: In Ausschusssitzungen ist von der Verwaltung häufig zu hören, dass überall dort, wo die Stadtvertretung aus gesetzlichen Gründen gefragt werden muss, diese auch einbezogen wird. Diese Haltung möchte ich nicht einnehmen. Ich möchte die
Stadtvertreter/Innen und die berufenen Bürger/Innen in den Ausschüssen möglichst häufig in die Entwicklung von Projekten und Vorlagen einbeziehen. Vor allem die Ausschüsse sind Arbeitsgremien und dort irgendwelche Vorlagen der Verwaltung ständig nur abzunicken, weil diese Vorlagen dringend beschlossen werden müssen, wird der Bedeutung der Ausschüsse nicht gerecht. Ein wertschätzender Umgang soll die Zusammenarbeit zwischen mir als Bürgermeister und den Gremien prägen. Nicht immer wird man einer Meinung sein, aber die anderen Positionen sind zu hören, wahrzunehmen und in die Entscheidungsfindung wertfrei einzubeziehen.
- Was halten Sie von Bürgerbeteiligung bei städtischen Projekten?
Ramona Stein: Ich finde generell, dass Bürgerbeteiligung wichtig ist, um der Politikmündigkeit und der allg. Unzufriedenheit entgegenzuwirken. Außerdem haben die Bürger*innen stadt- und ortsspezifische Sichten und Kenntnisse, welche unbedingt mit beachtet werden sollten. So können Vorhaben besser angepasst, kommuniziert und letztlich breiter akzeptiert werden.
Michael Meyer: Eine frühzeitige und ernstgemeinte Bürgerbeteiligung bei städtischen Projekten soll zu einem Grundsatz meiner Arbeit als Bürgermeister werden. In der Bevölkerung gibt es sehr viele Ideen und Know-How, was sehr gut für die Entwicklung öffentlicher Projekte genutzt werden muss. Immerhin sind solche Projekte im Interesse aller Malchower/Innen. Zu Beginn solcher Projekte sollte es stets eine Bedarfsabfrage bei den Anwohnern geben. Dies schließt natürlich nicht aus, dass die Verwaltung Vorschläge unterbreitet,
welche den verwaltungsrechtlichen Rahmen beschreiben. Aber die konkrete Ausgestaltung der Projekte sollte auch durch die Bürger/Innen beeinflussbar sein. Nur auf diese Weise stehen auch die Menschen hinter den Projekten der Verwaltung.
- Eines der aktuellen Projekte ist die „Alte Weberei“. Wie sehen hier Ihre Vorstellungen aus? Halten Sie die aktuelle Herangehensweise in Bezug auf einen neuen Investor für korrekt und würden Sie hier eine Bürgerbeteiligung auf Grund der Größe des Projektes sowie der enormen Wichtigkeit für die Stadtentwicklung in Betracht ziehen?
Ramona Stein: Mit der bisherigen Herangehensweise wurden die Bürger nicht und die Stadtvertreter*innen zu spät einbezogen. Ich würde, auch wenn es wieder Zeit kostet, alles auf Anfang setzen. Der neue Prozess sollte in der Reihenfolge: Bürgerinformation und Beteiligung, neue Ausschreibung mit den erarbeiteten Kriterien und Vergabe durch die Stadtvertretung ablaufen.
Michael Meyer: Das Gelände der „Alten Weberei“ ist eines der letzten Filetstücke in der Stadtentwicklung und besitzt daher eine besondere Bedeutung. Das über dieses Projekt über so viele Jahre in Hinterzimmern und unter Ausschluss der Öffentlichkeit entschieden wurde, halte ich für falsch. Bei solchen Projekten muss zu Beginn immer auch eine Einwohnerversammlung stehen, damit von Anfang an klar ist, welche Anforderungen v.a. die Anwohner/Innen an die Entwicklung ihrer Nachbarschaft haben. Nun ist der Prozess schon weit fortgeschritten und es wurden unter nachträglicher Beteiligung einiger Stadtvertreter/Innen Entscheidungen für die Projektentwicklung getroffen. Da aber die konkrete Gestaltung des Geländes noch aussteht, sehe ich trotzdem noch die Möglichkeit und die Notwendigkeit die Malchower/Innen zu beteiligen.
- Unser Malchower Kloster ist laut ISEK (Integriertes Stadtentwicklungskonzept) eines unserer wichtigsten Entwicklungschancen und bietet viel Potential. Wie stehen Sie hierzu und wie sehen Sie hier die Zukunftsaussichten?
Ramona Stein: Das Kloster Malchow, mit seinem geschlossenen Gebäudebestand – hauptsächlich aus dem 19 Jahrhundert, soll als lebendiges Kulturdenkmal und Kulturzentrum für Einheimische wie Gäste weiterentwickelt werden. Ziel ist es, ein tragfähiges Zukunftskonzept für das Kloster mit seinen musealen Einrichtungen zu entwickeln und mit einem vielfältigen Kulturprogramm an Ausstellungen, Konzerten, Führungen, Lesungen und Vorträgen, Freilichtkino, Gartentreff, Workshops sowie gastronomischen Angeboten, ein Treffpunkt für alle Altersgruppen.
Michael Meyer: Die Marke Kloster ist gut für unsere Stadt und wird weiter gestärkt. Gerade die Erschließung des Klosters als Wissenschaftsstandort in Zusammenarbeit mit dem Bildungsministerium und Universitäten ist gerade im Hinblick auf die zukünftige
Finanzierung und Unterhaltung der Anlage von großer Bedeutung und zu begrüßen. Ich möchte aber auch, dass das Kloster mehr ist als nur ein Museums- und Wissenschaftsstandort. Es soll ein Ort zum Leben mit ganztägigen Unterhaltungsangeboten (Café, Kulturkneipe, Restaurant, Spielplatz usw.) sein. Bei diesem Thema dürfen wir aber auch nicht den Rest der Stadt vergessen. Das Kulturangebot darf sich nicht nur auf das Kloster beschränken. Ich möchte an einem Museumskonzept „westliche Altstadt“ arbeiten. Auch das DDR-Museum sowie die Aufarbeitung und Präsentation der Geschichte rund um das „Lager“ verdienen unsere Aufmerksamkeit.
- Was sind Ihre TOP 5 in Bezug auf das Thema Stadtentwicklung Inselstadt Malchow?
Ramona Stein: Jugendtreff, Schulen, Kinderbetreuung, Verkehrskonzept: Gehwege, kl. Stadtverkehr für alle Wohngebiete, Radwegenetz, Klima- und umweltfreundliche Stadt, Wohnen für Jung und Alt, Entwicklung Kloster
Michael Meyer: Wohnungsbau, Schulentwicklung, Freizeitmöglichkeiten für Jugendliche, Sicherung des Gesundheitsstandortes, Straßensanierung.
- Die Verkehrssituation auf unserer Insel löst immer wieder Gesprächsbedarf und Kritik aus. Wie sehen Ihre Vorstellungen aus, um die Verkehrssituation auf der Insel und im innerstädtischen Bereich attraktiver und zukunftssicher zu gestalten?
Ramona Stein: Als Sofortmaßnahme: Umsetzung des ISEK von 2018, in der Mitte der Fahrbahn ein Fahrradstreifen einsetzen oder Belag überziehen. Dann das Problem im Rahmen eines Verkehrskonzeptes mit Bürgerbeteiligung angehen.
Michael Meyer: Aufgrund persönlicher Erfahrungen in anderen Urlaubsregionen halte ich es für sinnvoll, den touristischen Verkehr vor der Insel auf Parkflächen abzulenken. Mit den großen Parkplätzen auf dem Kloster und an der Friedrich-Ebert-Str. haben wir die
Möglichkeit dazu. Touristen, die sich zu Fuß durch die Innenstadt bewegen, könnten auch zu einer Belebung z.B. der Güstrower Str. führen. Zusätzlich sollten verkehrssichere Fahrradstreifen geschaffen werden und der Lieferverkehr außerhalb der Stoßzeiten stattfinden. Schließlich sollte ein absolutes Halteverbot außerhalb gekennzeichneter Parkflächen durchgesetzt werden. Da dieses Thema bereits Jahrzehnte diskutiert wird, sollten grundsätzlich alle Ideen noch einmal zusammengetragen und mit den Einwohner/Innen priorisiert werden. Daraufhin sollten Testphasen beginnen, damit wir eine reale Rückmeldung bekommen, die Impulse zur Verbesserung geben.
- Der Zustand diverser Straßen in unserer Inselstadt lässt stark zu wünschen übrig. Wir wissen, dass es Prioritäten gibt, man finanzielle Mittel benötigt und ein jeder sich eine Verbesserung dessen wünscht. Welche Gedanken haben Sie hierzu und wie möchten Sie das finanziell umsetzen?
Ramona Stein: Die Verkehrssicherheit der Gehwege und Straßen muss trotz Prioritätenliste gewährleistet werden. Das sehe ich als Pflichtaufgabe für die Stadt, für die ausreichend Mittel bereitgestellt werden müssen. Die Verkehrssicherheit ist keine freiwillige Aufgabe.
Michael Meyer: Gerade aus finanzieller Sicht lässt sich nicht alles auf einmal umsetzen. Deshalb muss es bei der Haushaltsplanung jedes Jahr Schwerpunkte geben, die für jedes Haushaltsjahr durch Politik und Verwaltung festzulegen sind. In einem Jahr könnte der Schwerpunkt somit Straßen heißen, sodass dort mehr Mittel zur Verfügung gestellt werden. Ganz bestimmt ist ein Kriterium bei der Schwerpunktsetzung auch, wie Akut ein Problem drängt. Gerade bei den Straßen werde ich eine Straßenbegehung veranlassen, sodass die Verwaltung genau weiß, welche Straße den schlechtesten Zustand hat und deshalb als erstes erneuert wird.
- Wenn Sie nicht als Bürgermeister*in gewählt werden, bleiben Sie dann der Kommunalpolitik bzw. unserer Inselstadt ehrenamtlich in irgendeiner Weise erhalten und wenn ja, wie?
Ramona Stein: Ja, ich bleibe Stadtvertreterin und werde weiter in den Ausschüssen mitarbeiten. Ich bleibe Notfallseelsorgerin, werde die künstlerischen Hinterlassenschaften von Sieghard Dittner mit aufarbeiten im Kulturzentrum Kloster Malchow/Kunstmuseum und ich werde mich auch weiterhin einfach um Dieses und Jenes kümmern. Eins gilt immer: Nach der Wahl ist vor der nächsten Wahl.
Michael Meyer: Auch wenn ich dafür kämpfe, als Bürgermeister meiner Heimatstadt gewählt zu werden, werde ich auch nach der Wahl meine bisherigen ehrenamtlichen Tätigkeiten im Gartenverein, der CDU Malchow, in der Schule und den Ausschüssen der Stadt beibehalten und ausbauen. Dabei wird dann auch die Wahl der Stadtvertreter 2024 eine Rolle spielen.
- Was ist Ihre größte Schwäche?
Ramona Stein: Schokotorte
Michael Meyer: Wahrscheinlich sind es Süßigkeiten. Ich nasche sehr gerne. Vor allem eine Tüte Tropifrutti hält bei mir nicht lange. Bezogen auf meine Persönlichkeit ist ein gewisser Perfektionismus Stärke und Schwäche zugleich. Bei Projekten und Entscheidungen wäge ich Vor- und Nachteile intensiv ab, was mich vor „Schnellschüssen“ bewahrt.
- Haben Sie aktuell ehrenamtliche Aktivitäten und wenn ja, welche sind es?
Ramona Stein: Notfallseelsorgerin im Team Müritz/Johanniter - Mitglied des Kulturzentrums Kloster Malchow - Stadtvertreterin - Ausschussmitglied im Bildungs-, Amts-, Finanzausschuss - weiterhin versorge ich den Kindergarten: Spatzennest mit Dekomaterial, Tannengrün, Osterzweigen, Holz zum Basteln… auch das Seniorenheim bekommt immer mal Sträuße, Gestecke oder Deko.
Michael Meyer: Aktuell bin ich Vorsitzender der Kleingartensparte „Frühlingsbote“ e.V. und somit zusammen mit meinem 8-köpfigen Vorstandsteam Ansprechpartner für alle Probleme und Anregungen der 264 Kleingärtner/Innen in unserer Anlage. Darüber hinaus bin ich als Vorsitzender des LehrerInnen-Rates stellvertretender Vorsitzender der Schulkonferenz der Fleesenseeschule. In der Kommunalpolitik bin ich Vorsitzender des CDU-Ortsverbandes Malchow, 2. stellvertretender Vorsitzender des Bildungs- und Sozialausschusses und begleite den Finanzausschuss regelmäßig als stellvertretendes Mitglied.