Bundesfachtagung in Stralsund: Drese hebt Bedeutung der Produktionsschulen für junge Menschen mit multiplen Problemlagen hervor

In der Hansestadt Stralsund findet am Mittwoch und Donnerstag die diesjährige bundesweite Fachtagung der Produktionsschulen statt. Sozialministerin Stefanie Drese hob in ihrem Grußwort zur Eröffnung die große Bedeutung der Produktionsschulen für junge Menschen hervor, die auf dem Weg in ihr Leben gezielte Unterstützung benötigen.
Drese verwiese darauf, dass bundesweit mehr als 80.000 junge Menschen ohne Lehrstelle sind. Gründe dafür sind oftmals multiple Problemlagen, Lernbeeinträchtigungen, mangelnde Berufsreife oder schulverweigerndes Verhalten.
„Vor diesem Hintergrund bekommt das Konzept der Produktionsschule eine besondere Bedeutung. Denn dort wird in der Überzeugung gearbeitet, dass in jedem und jeder ihrer Teilnehmenden ganz eigene individuelle Potenziale, Talente und Fähigkeiten schlummern, die es zu entdecken, zu fördern und zu stärken gibt. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Produktionsschulen geben diesen jungen Menschen eine dritte Chance“, verdeutlichte Drese.
Produktionsschulen sind betriebsähnliche Bildungseinrichtungen mit verschiedenen Werkstätten. In ihnen werden sozial benachteiligte und individuell beeinträchtigte junge Menschen mit mehrfachen arbeitsmarktlichen Vermittlungshemmnissen an die Aufnahme einer Ausbildung bzw. Erwerbstätigkeit auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt durch produktionsorientiertes Lernen und Arbeiten herangeführt. Ziel ist es, ihnen die Chance zu eröffnen, sich auf die Berufsreife vorzubereiten sowie an ausbildungsverbessernden und fachpraktischen Bildungsmodulen teilzunehmen.
Die Zielgruppe der Produktionsschulen besteht aus jungen Menschen im Alter von 15 bis 25 Jahren in der Regel nach Vollendung der allgemeinen Schulpflicht, die noch keine berufliche Erstausbildung erworben haben, grundsätzlich aber eine Berufsausbildung anstreben. Der Zugang der Teilnehmenden erfolgt in der Regel freiwillig auf Initiative der jungen Menschen.
Drese: „Gerade in unseren heutigen Zeiten, mit vielen krisenhaften Entwicklungen und hohen Anforderungen und auch Erwartungen an die junge Generation ist das pädagogische Modell des produktiven Lernens in Werkstätten unter betriebsgleichen Bedingungen eine sinnvolle Alternative. Dadurch können junge Menschen, die Schwierigkeiten im regulären Bildungssystem haben, betriebsnahe praktische Fertigkeiten in bestimmten Berufszweigen erwerben. So wird ihnen eine Orientierung zur Aufnahme einer Berufsausbildung ermöglicht.“
Hintergrund:
Bundesweit gibt es derzeit rund 200 Produktionsschulen (PS) mit rund 7.500 Plätzen. In Mecklenburg-Vorpommern bestehen derzeit fünf verschiedene Produktionsschulen mit insgesamt 320 Plätzen, in der Trägerschaft von drei Trägern: CJD (PS Müritz, PS Vorpommern-Rügen, PS Vorpommern-Greifswald), Jugendhilfe Stadt und Land e.V. (Hanseproduktionsschule Rostock) sowie All Pütter gGmbH (PS Westmecklenburg). Sie stellen ein niederschwelliges, unverzichtbares Angebot beim Übergang Schule/Beruf dar. Seit 2004 erfolgt eine Förderung der Produktionsschulen durch das Land über den Europäischen Sozialfonds (ESF). In der aktuellen Förderperiode erhalten die Träger bis 2028 aus Mitteln des ESF+ 27,7 Millionen Euro für Personal- und Sachkosten.