Cornelius von Schwerin
„Circular Art Society“ für Kreative als Ort und „Zentrum für Zirkuläre Kunst“
Cornelius von Schwerin ist seit 15 Jahren den „alten Gemäuern“ von Lübz verbunden: Er sanierte gemeinsam mit seinem Geschäftspartner das ehemalige Kaufhaus, restauriert derzeit für sich ein kleines Doppelhaus in der Altstadt und engagiert sich in der „Circular Art Society“, die Kreative in das „Zentrum für Zirkuläre Kunst“ bringt. Diese Einrichtung befindet sich ebenfalls in einem altehrwürdigen Bau in Lübz.
„In dem Haus gibt es wirklich keinen rechten Winkel!“ Cornelius von Schwerin schaut von außen an den Wänden des Gebäudes Kirchenstraße 20 in Lübz empor und schüttelt leicht den Kopf. Das Innenleben der Industriellenvilla aus dem späten 19. Jahrhundert zu betrachten, ist in der kalten Jahreszeit nicht sehr sinnvoll. Denn da es in den elf Ateliers und anderen Räumen darin keine moderne Heizung gibt, steht es im Herbst, Winter und zeitigem Frühjahr weitgehend leer. Erst wenn es warm wird, öffnet das „Zentrum für Zirkuläre Kunst“ erneut seine Türen. Dann können Besucher auch wieder sehen, was es mit dem Begriff „zirkulär“ auf sich hat: Hier wird viel Kunst gezeigt, die dem Gedanken des Kreislaufs und der Wiederverwertbarkeit verpflichtet ist. So ist auch das Haus selbst kein, auf modern getrimmter und steriler Ort mit weiß gekalkten Wänden, wie es anderswo oft zu erleben ist, sondern immer noch im positiven Sinne unfertig. „Jeder Kreative, der hier wirkt und ausstellt, hinterlässt Spuren – Farbspritzer, Pinselstriche.... So lebt das Gebäude und entwickelt sich stets weiter“, sagt Cornelius von Schwerin.
Cornelius von Schwerin im Künstlerkollektiv Lübz-Plau-Goldberg
Das Haus an der sehr präsenten Stelle in der Kirchenstraße, das nach wie vor der Stadt Lübz gehört, stand lange leer und verfiel vor sich hin, erzählt von Schwerin. Die Künstlerin Julia Theek, die sich ebenfalls für das „Zentrum“ engagiert, sprach die Stadtverwaltung darauf an, ob man es nicht wiederbeleben und für künstlerische Zwecke umwidmen könne. Dafür gründete sich vor einigen Jahren der Verein „Circular Art Society“ e. V., der mittlerweile über zehn Mitglieder hat. Neben Julia Theek trat ihm auch Cornelius von Schwerin bei, der vor rund 15 Jahren nach Lübz gekommen war und ab 2010 mit seinem Geschäftspartner das alte Kaufhaus saniert und zur Heimstätte eines E-Commerce-Unternehmens gemacht hatte. „Zum Verein gehören Leute aus Lübz, aber auch aus anderen Teilen Deutschlands. Den englischen Titel haben wir gewählt, weil wir möglichst viele Menschen ansprechen wollen, auch überregional und international.“ Die „Circular Art Society“ fungiert als Schnittstelle zwischen der Stadt Lübz als Betreiber des Hauses und Kreativen, die dort arbeiten, ausstellen oder Veranstaltungen anbieten wollen. Für die Sicherung und den Erhalt des Gebäudes hat die Stadtverwaltung zweckgebundene Fördergelder investiert. Eine der ersten Veranstaltungen hier war die Ausstellung der Sieger des sogenannten Upcycling-Kunstpreises.
Damals entstanden unter anderem die Mosaiken aus Scherben, ein Drache aus alten Keramikteilen und die „Windhäuser“, die heute noch zu sehen sind. Seit mehreren Jahren beteiligt sich das „Zentrum“ auch an der Aktion „Kunst offen.“ In diesem Jahr ging es gemeinsam mit dem Künstlerkollektiv Lübz-Plau-Goldberg den nächsten Schritt und zeigte im Rahmen der Veranstaltung „Lupinale“ Werke dieser Kreativen. Geschätzte 500 bis 600 Besucher schauten sich diese sehenswerten Ausstellungen an. Darauf sind Cornelius von Schwerin und die anderen Vereinsmitglieder sehr stolz. Ähnliche Aktivitäten planen sie für das kommende Jahr. „Der Hof bietet eine tolle Lage für ein Café auf Spendenbasis. Es wäre großartig, wenn sich so etwas realisieren ließe“, sinniert von Schwerin. Für den gebürtigen Kölner, der einen Grafentitel im Namen führt, ist Lübz seit etwa fünfzehn Jahren „seine“ Stadt. „Sie ist wunderschön, müsste allerdings besonders im Winter noch ein wenig belebt werden“, meint er. Nach einem Jurastudium in Göttingen und mehreren Jahren Berufstätigkeit in Buchholz bei Hamburg entschloss er sich 2010, hier sein Familienleben aufzubauen. Seine beiden Söhne sind in Parchim geboren und wachsen in der Region auf. „Ich wollte schon damals den Menschen einen Grund geben, hierzubleiben und nicht abzuwandern.
Daher war es mir auch wichtig, berufliche Aussichten für die Menschen in Lübz zu schaffen. So offerierte das Unternehmen von Anfang an Möglichkeiten, einen Beruf zu lernen.“ Es bildete die regional ersten Kaufleute für E-Commerce aus. 2023 veräußerte Cornelius von Schwerin seine Anteile an dem ehemaligen Start-Up, das mittlerweile sogar einen Ableger in Vietnam gegründet hatte. Bereits 2022 hatte er ein Doppelhaus auf der Straße Im Tiefen Tal gekauft, das um 1865 gebaut worden und in keinem guten Zustand war. „Dieses ist mein viertes Sanierungsprojekt nach meinem Elternhaus, dem alten Kaufhaus und meinem vorigen Wohnhaus in Passow“, berichtet er. So hat der Jurist mittlerweile Erfahrungen im Restaurieren gesammelt. Das Bauen ist für ihn, der sonst viel am Bildschirm sitzt, eine Art Therapie. Seine Fortschritte dokumentiert er in einem Bautagebuch im Internet. Wie lange noch, ist unklar. „Da man in diesem Prozess im wahrsten Sinne des Wortes immer wieder neue Baustellen entdeckt, kann man schlecht sagen, wann der Ausbau fertig sein und wie viel Geld er gekostet haben wird.“ Am Ende möchte er in einer der Hälften leben, die andere vermieten. Die Zeit, in der sich als Privatier ganz der Sanierung widmen konnte, ist für ihn allerdings vor kurzem zu Ende gegangen: Seit dem 1. Dezember arbeitet er bei der Stadtverwaltung Parchim als Verwaltungsjurist. „Bei allem, was ich tue, möchte ich etwas schaffen und bewegen“, betont Cornelius von Schwerin.