Digitalisierung in der Müritz-Region und Mecklenburg-Vorpommern: Was tut sich?

Die Seen glänzen, die Wälder rauschen, die Dörfer halten zusammen, während in Mecklenburg-Vorpommern hinter den Kulissen kräftig modernisiert wird. Verwaltung, Wirtschaft und Tourismus arbeiten an digitalen Lösungen, die zum ländlichen Profil passen und trotzdem Tempo machen. Förderprogramme geben Rückenwind, regionale Netzwerke sorgen für Know-how, neue Anwendungen im Tourismus zeigen, wie all das im Alltag ankommt.
Dabei wird sichtbar, dass es nicht nur um Technik geht, sondern auch um Mentalitäten, die sich ändern müssen. Menschen vor Ort beginnen, Chancen in der Digitalisierung zu sehen, die zuvor eher mit Städten assoziiert wurden. Dadurch entsteht eine Dynamik, die nicht nur in Zahlen, sondern auch in Geschichten spürbar wird.
Digitale Strategien und Förderprogramme als Motor des Wandels
Mecklenburg-Vorpommern stützt vor allem kleine und mittlere Unternehmen, die das Rückgrat der regionalen Wirtschaft bilden. Zuschüsse für Hardware, Software und Prozessinnovation erleichtern Investitionen, die ohne Unterstützung oft aufgeschoben würden. Ziel ist Wettbewerbsfähigkeit trotz knapper Fachkräfte, außerdem eine Produktion, die effizienter plant, steuert und dokumentiert. Die Möglichkeit, Projekte bis Oktober 2025 einzureichen, signalisiert Verlässlichkeit statt Strohfeuer. Förderlogik und Schwerpunktsetzung greifen ineinander, denn Handwerk, Produktion und Tourismus profitieren am stärksten, wenn Planung, Auftragsabwicklung und Kundenkontakt digital verzahnt werden.
Zusätzlich entsteht für viele Betriebe ein Nebeneffekt: Sie rücken plötzlich stärker in den Fokus, weil Kunden moderne Services erwarten. Auch die regionale Wertschöpfungskette verändert sich, da Zulieferer und Partner von denselben Tools profitieren. So bilden sich Netzwerke, die weit über einzelne Unternehmen hinausreichen.
Chancen und Hürden: wo Mecklenburg-Vorpommern noch aufholen muss
Fortschritte beim Ausbau sind sichtbar, doch nicht überall gleich schnell. Funklöcher und langsame Anschlüsse bremsen jede Software aus, ganz gleich wie klug sie gebaut wurde. Hinzu kommen Verfahren, die digital beginnen und analog enden, was Tempo kostet und Frust erzeugt. Gleichzeitig verschiebt sich touristische Aufmerksamkeit, wenn an der Küste neue Attraktionen entstehen.
An der Ostsee entsteht mit der Spielbank in Rostock ein Angebot mit deutlicher Sogwirkung auf Gäste, die Entertainment, Abendprogramm und urbanes Flair suchen. Diese Profilierung stärkt die Küste im Erlebnissegment und zieht mediale Aufmerksamkeit sowie Investitionen an. Für die Müritz-Region ergibt sich daraus kein Nachteil, vielmehr eine klare Abgrenzung, auch weil sich das Glücksspiel in den letzten Jahren ins Internet verlagert hat und so sind die neuesten Casinos aktuell fast ausschließlich virtuell zu finden. Das Seenland positioniert sich mit Natur, Ruhe und Familienfreundlichkeit, ergänzt durch digitale Services wie Reiseführer-App, smarte Buchungen und eine Gästekarte mit Mehrwert.
Genau dieser Kontrast hilft, Zielgruppen sauber zu unterscheiden und die eigenen Stärken präzise auszuspielen. Während die Ostsee Impulse über Events und Nightlife setzt, überzeugt die Müritz mit entschleunigten Angeboten, verlässlicher Infrastruktur und Informationen, die unterwegs funktionieren.
Entscheidend ist eine Gastreise, die vom ersten Klick bis zum Check-out reibungslos bleibt und damit Komfort bietet, ohne den Charakter der Region zu übertönen. Gelingt das, entsteht ein scharfes Profil, das nicht gegen die Küste arbeitet, aber dafür im Verbund des Landes unterschiedliche Bedürfnisse bedient.
Behördenmodernisierung und E-Government – Verwaltung wird digitaler
Die Modernisierung endet nicht am Werkstor. Das Zentrum für Digitalisierung Mecklenburg-Vorpommern bündelt IT-Kompetenzen der Landesverwaltung, treibt gemeinsame Dienste voran und stärkt Sicherheit. Es geht um mehr als Formulare im PDF-Format. Digitale Antragsstrecken, automatisierte Prüfprozesse und klare Schnittstellen verkürzen Wege, gleichzeitig steigen die Ansprüche an Datenschutz und Verfügbarkeit.
Dass Unternehmen weiterhin bürokratische Belastungen monieren, zeigt die Baustellen, denn Prozesse sind online erreichbar, Entscheidungen dauern dennoch zu lang. Fortschritt und Reibung liegen eng beieinander, weshalb Prioritäten, Zuständigkeiten und Fristen sauber orchestriert werden müssen. Manche Kommunen haben bereits bewiesen, dass es schneller geht, wenn Abläufe konsequent neu gedacht werden. Dort zeigt sich, wie viel Potenzial in einer modernen Verwaltung steckt, die nicht nur digitalisiert, sondern auch vereinfacht. Gerade dieser Mut zum Neuentwurf wird am Ende über den Erfolg entscheiden.
Digitale Infrastruktur und Netzwerke, die ländliche Regionen stärken
Die Müritz-Region liegt in einer Landschaft, die touristisch glänzt, wirtschaftlich aber oft als Peripherie gilt. Genau deshalb zählen Netzwerke, Beratung und Weiterbildung. Das Zukunftszentrum MV+ begleitet Betriebe bei der Einführung neuer Tools, bei der Organisation von Arbeit und beim Zusammenspiel von Digitalisierung und Nachhaltigkeit.
In den Technologie- und Gründerzentren der größeren Städte entstehen Kontakte zu Entwicklern, Dienstleistern und potenziellen Partnern, die im dünn besiedelten Raum schwerer zu finden sind. Regionale Zusammenschlüsse schaffen zudem Sichtbarkeit für Angebote aus Handel und Gastronomie, was sich in Krisenzeiten als belastbar erwiesen hat und nun als stabiles Fundament dient.
Solche Netzwerke wirken wie Katalysatoren, die Ideen schneller in die Praxis tragen. Gerade kleine Betriebe erfahren dadurch, dass sie mit ihren Herausforderungen nicht alleinstehen. Wer Teil dieser Gemeinschaft wird, profitiert von Erfahrungswissen und kann Fehler vermeiden, die andere bereits gemacht haben. So wachsen gegenseitiges Vertrauen und eine digitale Kultur, die sich über Jahre verstetigt.
Urlaub wird digital: touristische Innovationen rund um die Müritz
Tourismus prägt die Seenplatte und passend dazu bündelt ein digitaler Reiseführer im PWA-Format Informationen zu Sehenswürdigkeiten, Veranstaltungen und Mobilität, dazu kommen thematische Tipps für Familien oder Regentage. Die digitale Gästekarte entwickelt sich vom Eintrittsnachweis zum Mehrwertinstrument mit Vergünstigungen und buchbaren Leistungen.
Anbieter gewinnen eine Plattform für ihr Marketing, Gäste behalten den Überblick und die Region erhält Daten, die Nachfrageprofile und Saisonverläufe sichtbar machen. So lassen sich Angebote präziser planen und Budgets zielgerichteter einsetzen, was im Wettbewerb mit starken Ostsee-Standorten spürbare Effekte bringen kann. Die Gäste profitieren von weniger Papierkram und mehr Servicekomfort, während Gastgeber ihr Angebot gezielt erweitern können.
Bildung, Fachkräfte und digitale Teilhabe – Zukunftsfragen, die über Technik hinausgehen
Digitalisierung gelingt nur mit Menschen, die sie anwenden. Deshalb rücken digitale Kompetenzen in Schule, Ausbildung und Weiterbildung in den Vordergrund. Es geht nicht allein um Programmieren. Gefragt ist eine Souveränität im Umgang mit Daten, Tools und kollaborativem Arbeiten, die den Alltag in Betrieben erleichtert. Für ländliche Räume spielt das eine besondere Rolle, denn kleinere Arbeitgeber können Spezialisierung seltener intern abdecken.
Gelingt dieser Dreiklang, hat die Müritz-Region beste Karten, ihren Charakter zu bewahren und dennoch digital erwachsen zu werden. Der digitale Wandel wird damit nicht als Bruch, sondern als Weiterentwicklung spürbar, die Tradition und Moderne zusammenführt.
Für die Region bedeutet das, dass sie sich zukunftsfähig positioniert, ohne ihre Identität zu verlieren. Wenn genau dieser Spagat gelingt, kann die Müritz zum Beispiel dafür werden, wie Digitalisierung im ländlichen Raum funktioniert und das macht sie am Ende auch über die Landesgrenzen hinaus interessant.