
Elke und Dieter Reincke betreiben den Dorfkonsum in Kogel. Einwohner und Gäste können hier aus einem Grundsortiment an Waren des täglichen Bedarfs auswählen und einen DHL-Schalter nutzen. Außerdem treffen sich regelmäßig Frauen aus dem Dorf zum Frühstück. Die Reinckes, die im Rentenalter sind, hoffen, dass sie den Laden noch einige Jahre führen können. „Wenn er mal schließt, werden die Leute ihn vermissen“, sagt Elke Reincke.
Die Einrichtungen, um die sich das Dorfleben drehte, gab es früher fast in jeder Ortschaft: LPG, Gemeindeverwaltung, Schule, Gaststätte – und Konsum. Nach der Wende schlossen Arbeitgeber vor Ort, Leute zogen der Arbeit hinterher, parallel öffneten Supermärkte. Das war der Tod für viele der kleinen Dorfkonsums, die nicht mehr rentabel waren oder nicht mehr gefragt – oder beides. Dass damit auch viel Lebensqualität und Miteinander verloren ging, merkten die Menschen erst, als es diesen Dorfmittelpunkt nicht mehr gab. Die Einwohner von Kogel, derzeit rund sechshundert, waren gut dran: „Nach der Wende und dem Wegfall seines Arbeitsplatzes bei der LPG übernahm mein Bruder Dieter den Konsum“, berichtet Elke Reincke. Die gelernte Verkäuferin hatte gemeinsam mit ihrer Kollegin Dagmar Tretow bereits seit den 1970-er Jahren hinter der Verkaufstheke des Konsums gestanden oder an der Kasse gesessen. Nun war sie froh, dass es eine Zukunft für den Laden und damit auch für ihre Arbeit gab. Die Geschwister Reincke betrieben zeitweise mit mehreren Mitarbeitern fünf Konsums in Kogel und Umgebung. Vor rund zehn Jahren mussten sie den vorletzten schließen, den in Satow. Die Verkaufsstelle in Kogel konnten sie halten.
Nach der Wende investierte Dieter Reincke viel in den Laden mit seinen 300 Quadratmetern Einkaufsfläche im Flachbau neben den Plattenbauten aus DDR-Zeiten: Er erneuerte Türen und Fenster, ließ eine neue Kühltruhe einbauen, riss eine Trennwand heraus. Die schönen schwarz-beigen Fliesen vor der Theke mit den Wurst- und Käsewaren und den Salaten stammen dagegen noch aus der DDR. Kogeler und Gäste können hier außerdem beispielsweise Konserven, Kosmetika, Reinigungsmittel, Eis, Obst, Gemüse und Backwaren kaufen. „Wir haben einen Backofen, in dem wir jeden Morgen frische Brötchen backen“, sagt die Verkäuferin. Am DHL-Schalter nimmt sie zudem Briefe an und verkauft Marken. Auch die Öffnungszeiten sind im Vergleich zu früheren Zeiten relativ unverändert. Im Winter kommen im Schnitt zwanzig Kunden pro Tag, im Sommer zur Touristenzeit doppelt so viele, schätzt Dieter Reincke. Unter den Einheimischen sind Kogeler, Satower, Rogeezer.... „Ein Kunde fährt wegen unserer Wurstwaren sogar regelmäßig von Malchow hierher“, fügt Elke Reincke hinzu.
Der Dorfladen in Kogel ist mehr als ein Konsum. Elke Reincke und Dagmar Tretow, die noch stundenweise aushilft, kennen die meisten Kunden mit Namen und wechseln stets einige Worte mit ihnen. Jeden Mittwoch treffen sich zudem rund zehn Frauen aus Kogel hier zum Frühstück in der Sitzecke. Der Konsum hat vor einigen Jahren die Plakette „Neue Dorfmitte“ erhalten. Über dieses Projekt fördert es die Landesregierung, wenn sich Menschen dafür engagieren, dass Dorfmittelpunkte erhalten werden. Dieter Reincke konnte mit den Mitteln daraus unter anderem die veraltete Kühltechnik durch neue ersetzen. Die Geschwister hoffen, dass ihre Gesundheit – beide sind in den 70-ern – es zulässt, dass sie den Laden noch eine Weile betreiben können. Das ist nicht selbstverständlich, denn er bringt viel Arbeit mit sich. Nachfolger ist leider keiner in Sicht. „Wenn der Konsum mal schließt, werden die Leute ihn vermissen“, meint Elke Reincke.