
Das DDR-Museum in Malchow, das 1999 im ehemaligen „Film-Palast“ eröffnete, zeigt unzählige Gegenstände aus dem Land im Osten Deutschlands: vom kleinen Eislöffel mit Namensprägung bis zum Kinderwagen aus Zeitz. Bei vielen dieser Alltagsdinge ist Berühren ausdrücklich erlaubt. „Kinder spielen zum Beispiel gerne hier mit ihren Eltern oder Großeltern mit dem Spielzeug und den Brettspielen aus der DDR-Zeit“, sagt Museumsleiterin Susanne Reichert, die es sich mit Isabell Krukenberg und Gisela Grochowski im nostalgischen Wohnzimmer gemütlich gemacht hat.. In der kommenden Saison können die Besucher zusätzlich eine Sonderausstellung mit Exponaten zum 75. Jahrestag der Friedensfahrt erleben.
Das markante Gebäude auf der Kirchenstraße in Malchow, das vor der Wende mehrere Jahrzehnte den „Film-Palast“ beherbergte, ist heute ein Ort der Fülle: „Das Haus ist vom Keller bis zum Dach voller interessanter Dinge aus der DDR-Zeit. Diese hat man am Anfang, nach der Museumsgründung im Jahr 1999, lange nur gesammelt und noch nicht archiviert. Seit einigen Jahren holen wir das Katalogisieren und Archivieren dieser Gegenstände nach“, berichtet Susanne Reichert, die das DDR-Alltagsmuseum seit 2018 leitet. Wie viele Gegenstände das Museum mittlerweile besitzt, ist unmöglich zu schätzen. Die großen Exponate, wie Kinderwagen aus Zeitz oder Fahrräder von „Diamant“ oder „Mifa“, wären zwar noch leicht zu zählen, doch zum Inventar gehören natürlich auch die kleinen, wie die typischen Plaste-Eislöffel mit aufgeprägten Vornamen darauf. Damit fast jedes Stück einmal sichtbar wird, tauscht das Museums-Team regelmäßig die Exponate auf den zwei Etagen aus: Was eben noch auf dem Tisch oder in der Vitrine stand, wandert ins Depot und umgekehrt. Alle Gegenstände sind Schenkungen aus der Bevölkerung, zum Beispiel nach Haushaltsauflösungen. Das Museum kauft selbst nichts an. „Haben wir ein wichtiges Exponat nur einmal, kommt es nur in die Vitrine und ist so weitgehend vor Diebstahl geschützt. Ist es mehrfach vorhanden, stellen wir ein zweites Exemplar zum Anfassen zur Verfügung“, sagt Susanne Reichert. Das Team kann dabei wenig beeinflussen, was abgegeben wird: Von Fernsehern, Kameras, Skiern und Schlittschuhen beispielsweise besitzt das Museum bereits ausreichend Exemplare. Kinderwagen, Mopeds von „Simson“, Fotos aus dem Alltagsleben oder Zigarettenschachteln – davon hätte die Leiterin gern noch mehr. „Für das Museum wünschen wir uns auch, mal eine originale DDR-Telefonzelle oder eine Bahnhofswaage ausstellen zu können, aber die Suche danach gestaltet sich schwierig, vor allem, weil diese Dinge nicht kostenfrei zur Verfügung gestellt werden“, kommentiert sie.

Das DDR-Museum agiert in einem Verbund der Malchower Museen, der unter dem „Dach“ des Kultur- und Sportrings Malchow e. V. (KSR) zusammengefasst ist. Zum Team gehören neben Susanne Reichert die festen Mitarbeiterinnen Gisela Grochowski und Isabell Krukenberg sowie die Saisonkräfte Christine Siegel und Konrad Jahn, die sich zwischen April und Oktober vor allem um die Kasse kümmern. Außerdem sind oft junge Erwachsene hier beschäftigt, die ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) absolvieren. Derzeit ist dies der 20-jährige Paul Dahlke, der unter anderem hilft, die Buchbestände des Museums zu katalogisieren, und einen Teil der sogenannten „Phono-Ecke“ neugestaltet, wo es um Musik in Ost und West geht. „Bücher, vor allem Kinderbücher, haben wir recht viele. Einige sind in unserem Kinderzimmer untergebracht. Die restlichen bewahren wir auf dem Dachboden auf. Die vorhandenen Bücher digital zu erfassen und zu katalogisieren, wird wohl noch eine Weile dauern. Zudem kommen ja immer neue hinzu“, erzählt Susanne Reichert. Neben dem Kinderzimmer verfügt das Museum zum Beispiel noch über Bereiche zu Kino, Hochzeit, Schulanfang, Mode oder Urlaub. Zu den Exponaten gibt es Erklärungen, die weitgehend auf ideologische Einordnungen verzichten. „Wir zeigen hier den DDR-Alltag, losgelöst von der Politik“, betont das Team. Die rund 300 bis 400 Besucher, die in der Hauptsaison täglich das Haus besuchen, sollen sich darin wohlfühlen: Susanne Reichert und ihre Kolleginnen versuchen es so einzurichten, dass eine von ihnen stets bei ihrem Rundgang durchs Museum Fragen beantworten und Gegenstände schnell wieder an ihren Platz stellen kann, wenn ein Gast sie dort deponiert hat, wo sie nicht hingehören. „Man kann die Sachen gerne in die Hand nehmen. Es ist auch ausdrücklich erlaubt, dass Kinder mit ihren Eltern oder Großeltern im Kinderzimmer mit dem Spielzeug und den Brettspielen spielen oder unsere Besucher in den Polstermöbeln im Foyer Platz nehmen“, sagt Susanne Reichert.
Derzeit bereitet man sich in dem unverwechselbaren Haus mit dem sehenswerten, leider baupolizeilich gesperrten Kinosaal auf die kommende Saison vor. Zum Angebot soll auch eine kleine Sonderausstellung zum 75. Jahrestag der Friedensfahrt gehören, die man mit Exponaten aus dem Friedensfahrt-Museum in Kleinmühlingen und aus Rostock gestalten wird. Susanne Reichert hat dafür eine Konzeption für zwei Vitrinen entwickelt, in denen das Team Trikots, Urkunden, Fotos und Kataloge zeigen möchte. Auch ein Rennrad aus der damaligen Zeit wird dabei zu sehen sein. In der Hauptsaison von April bis Oktober öffnet das Museum täglich von 10 bis 17 Uhr, wobei im April der Montag noch Schließtag sein wird. Im November und Dezember kann man die Sammlung im ehemaligen „Film-Palast“ nur an den Wochenenden besichtigen, Januar, Februar und März war in den letzten Jahren durchgängig geschlossen. „Dieses Jahr haben wir als Versuch erstmalig in den Winterferien geöffnet und schauen nun, wie viele Besucher das anlockt“, sagt die Museumsleiterin.