
In Deutschland ist die Zahl der Baugenehmigungen für Wohnungen im ersten Halbjahr 2023 deutlich zurückgegangen. Die bundesweiten Genehmigungen sanken im Vergleich zum Vorjahr um beachtliche 27,2 Prozent, was auf gestiegene Baukosten und suboptimale Finanzierungsbedingungen zurückgeführt wird. Nicht nur in der Müritzregion wurden einige Bauvorhaben nicht im geplanten Umfang in Angriff genommen. Angesichts dieser Entwicklung betont Bundesbauministerin Geywitz das Potenzial von Fertighäusern als mögliche Lösung zur Stabilisierung des Wohnungsmarktes.
Welche Vorteile für die Fertigbauweise sprechen
Es gibt deutliche Unterschiede zwischen Massivhäusern und Fertighäusern. Ein Massivhaus wird direkt auf der Baustelle errichtet, meist aus Stein, während die Hauptbestandteile eines Fertighauses im Werk hergestellt und dann auf der Baustelle zusammengesetzt werden. Durch standardisierte Bauelemente, ein erfahrenes Bauteam und fixe Kosten können Fertighäuser in der Regel günstiger angeboten werden als Massivhäuser. Doch nicht nur die Baukosten sprechen für ein Fertighaus.
Im Gegensatz zu Massivhäusern können Fertighäuser in relativ kurzer Zeit errichtet werden. Sobald das Fundament beziehungsweise die Bodenplatte steht, können die vorgefertigten Bauelemente, die entweder in Holzständer- oder Holztafelbauweise hergestellt werden, innerhalb weniger Tage zu einem bewohnbaren Haus zusammengesetzt werden. Da keine Materialien wie Beton oder Mörtel verwendet werden, sind die Trocknungszeiten minimal.
Fertighäuser sind oft mit modernster Technik ausgestattet, seien es Pelletheizungen, optimierte Lüftungssysteme oder intelligente Haustechnik. Die aufeinander abgestimmte Technik bietet den Vorteil eines geringeren Energieverbrauchs und damit niedriger Kosten.
Wer sich für ein Fertighaus entscheidet, hat stets einen zentralen Ansprechpartner für die verschiedenen Belange, die im Zusammenhang mit dem Bau eines Eigenheims entstehen. Dieser Service umfasst häufig auch die Interaktion mit den lokalen Behörden, Unterstützung bei der Finanzierung und gegebenenfalls Hilfe bei der Grundstückssuche.
Bundesbauministerin setzt auf serielles Bauen
Bundesbauministerin Klara Geywitz spricht sich im Zuge der Lösungsansätze für den Wohnungsmangel in Deutschland für das serielle Bauen aus. In einem Interview mit der „Leipziger Volkszeitung“ äußerte die SPD-Politikerin, dass der serielle Wohnungsbau ein effizienter Weg sei, rasch neuen Wohnraum zu schaffen. Sie wies darauf hin, dass es bei Einfamilienhäusern bereits einen hohen Anteil an serieller Vorfertigung gebe - unter dem Begriff Fertighaus, der breite Akzeptanz finde.
Zudem betonte Geywitz die Bedeutung der Sanierung von Plattenbauten (WBS 70), nicht nur um die Mietkosten im Zaum zu halten, sondern auch um zusätzlichen Wohnraum bereitzustellen. In der Hauptstadt Berlin werden derzeit Projekte realisiert, bei denen auf bestehende WBS 70-Gebäude drei zusätzliche Geschosse in Holzbauweise aufgesetzt werden.
Obwohl Plattenbauten in manchen Regionen nicht unbedingt als erstrebenswerte Wohnform gelten, betont Geywitz, dass Innovationen im seriellen Bauen, wie die Verwendung von Holz oder die Anpassung der Grundrisse, neue Möglichkeiten eröffnen. Gerade in dicht besiedelten Innenstädten sei die Minimierung der Bauzeit wichtig. Sie räumte jedoch ein, dass die Bebauung von Innenhöfen oder Nachbargrundstücken in manchen Städten auf Widerstand stoßen könnte.
Mecklenburgische Seenplatte – positive Lage mit Negativprognose
Im vergangenen Jahr wurden im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte 305 Wohnungen neu gebaut. Davon waren 219 Wohnungen in Ein- und Zweifamilienhäusern. Diese Zahl ist nahezu identisch mit der des Vorjahres. Für die verschiedenen Wohnformen, darunter Ein- und Zweifamilienhäuser sowie Reihen- und Mehrfamilienhäuser, wurden in der Region Bauausgaben in Höhe von rund 56,7 Millionen Euro getätigt. Für das laufende Baujahr sieht IG BAU-Bezirkschef Wolfgang Ehlert allerdings dunkle Wolken am Horizont. Steigende Baukosten, hohe Zinsen und strenge staatliche Bauvorschriften machten das Bauen immer schwieriger.
Angesichts dieser Prognosen ist es möglich, dass auch in der Müritzregion die Fertigbauweise weiter an Bedeutung gewinnen wird.