
In Zeiten sich überschlagender Ereignisse werden Details wieder wertgeschätzt, die in ihrer Erscheinung für Beständigkeit und Tradition stehen. Taschenuhren sind solche Wertgegenstände. Ihren im Vergleich zur Armbanduhr praktischen Malus kompensieren sie mit Charakter. Als bedeutender Bestandteil der Haute Horlogerie repräsentieren sie einen luxuriösen Lebensstil, dessen Entwicklung ab etwa 1540 einsetzt und bis in die Anfänge des 20. Jahrhunderts reicht. Heute werden wieder viele Taschenuhren hergestellt, sodass der Faden aufgenommen ist.
Die schönsten Kleinode
Wer sich für wertvolle historische und kunstvoll gefertigte Taschenuhren interessiert, findet bei Chrono24 ein reiches Portfolio an Taschenuhren für Sammler. Chrono24 repräsentiert den weltweit größten Marktplatz für gebrauchte Luxusuhren, sodass für jeden Geschmack etwas dabei ist. Unsere Einblicke in die Geschichte der Taschenuhren unterstützen Sie bei der Einordnung der Kleinode in die Epoche der Herstellungszeit und schärfen Ihr Verständnis für die Zusammenhänge in puncto Funktionalität, Stil und Ästhetik.
Peter Henlein und die oberitalienischen Pioniere
So wie der Buchdruck die Schlüsseltechnologie des 15. Jahrhunderts war, war die neuzeitliche Uhr die prägende Innovation des 14. Jahrhunderts. Geboren war die Kirchturmuhr, die den Takt der Zeit fortan regelte und für die Entwicklung der Moderne nicht weniger bedeutsam war als das mechanische Buchdruckverfahren mit beweglichen Lettern durch Johannes Gutenberg. Da die ersten Uhren bei der Zeitmessung von schweren Gewichten abhängig waren, waren Tisch- und Turmuhren die ersten modernen Zeitmesser.
Der Schlossermeister Peter Henlein aus der Tüftlerstadt Nürnberg löste das Problem der Gewichtgebundenheit durch die Innovation der gespannten Zugfeder 1540. Dennoch kann Henlein nicht als Erfinder der Taschenuhr gelten, da die ersten Taschenuhren schon Jahrzehnte zuvor in Oberitalien auftauchten. Vermutlich holte Henlein sich hier wertvolle Inspirationen für sein Schaffen. Henleins Taschenuhren waren dosenförmig, und er pflegte sie in der Form eines Bisamapfels zu gestalten, womit die damals beliebten kunstvollen Behälter für Duftstoffe gemeint sind, die gern an einer Halskette getragen wurden.
Die Erfindung kommt an
Die neuartigen Taschenuhren avancierten schnell zu einem Statussymbol. Ähnlich wie bei den Bisamäpfeln verbanden sich ästhetische und nützliche Gesichtspunkte miteinander. Enorm war der Mehrwert, denn erstmals musste man weder Zuhause sein noch in der Nähe einer Kirche, um die Zeit abzulesen. Die Nachfrage nach Taschenuhren war hoch, und so fand sich für Uhrmacher ein reiches Betätigungsfeld. Sie wetteiferten um die Herstellung der schönsten, genauesten und beeindruckendsten Taschenuhren.
Technologische Meilensteine
In den folgenden Jahren gelangen den Uhrmachern verschiedene Weiterentwicklungen. Die Erfindung der „Schnecke“ genannten Spiralfeder 1658 durch Huygens, der Gangregler 1675 und der Stiftengang erhöhten die Ganggenauigkeit der Taschenuhren. Mit den Repetierschlagwerken konnten die Uhren ab 1676 zur vollen Stunde schlagen. Die Weckerfunktion erblickte schon ca. 1600 das Licht der Welt, der Minutenzeiger 1687 und der Sekundenzeiger um 1800. Ab 1700 ließen sich die ersten Taschenuhren ohne Schlüssel aufziehen.
Als Thomas Mudge 1760 den Ankergang erfand, schuf er die Voraussetzungen für eine weitere Optimierung der Ganggenauigkeit der Zeitmesser sowie für eine einfachere und günstigere Konstruktion. Mit der Chronometerhemmung durch Pierre le Roy 1769 war die Ganggenauigkeit der Taschenuhren soweit fortgeschritten, dass von ersten Präzisionsuhren die Rede sein konnte.
Nur drei Jahre später sorgte die Kommahemmung durch Jean-Moise Pouzait für weitere Fortschritte. Dadurch konnten die Taschenuhren robuster gegen Temperaturschwankungen gemacht werden. 1770 entwickelte der Schweizer Uhrmacher Abraham-Louis Perelet die erste Taschenuhr mit automatischem Aufzug. 1822 folgte die Taschenuhr mit Stoppfunktion.
Stilistische Modeerscheinungen
Die frühen Bisamapfel- und Dosenuhren wurden schnell um ovale Konstruktionen erweitert, die den Spitznamen „Nürnberger Eier“ verpasst bekamen. Erst im 17. Jahrhundert wurden Taschenuhren so flach, dass sie in jede Westentasche passten. 1570 waren die ersten Taschenuhren sechs- oder achteckig, während im Barock mit seinem Vergänglichkeitsthema Taschenuhren mit Totenköpfen reüssierten. Ebenfalls kunstvoll war die Anwendung der Emailmalerei ab 1632 sowie die Verwendung von Edelsteinen, von denen die Sorten Achat und Jaspis besonders begehrt waren. Christopher Pinchbeck erfand 1722 eine Legierung aus Kupfer und Zink, die dem Edelmetall Gold ähnelte.
Das Automatenzeitalter warf seine Schatten kurz vor der Wende zum 19. Jahrhundert durch Figurenspiele in Form glockenschlagender Wesen und sich drehender Mühlräder voraus. Schnell folgten Taschenuhren, die musizieren konnten, während um dieselbe Zeit die ersten Perlen die Taschenuhren schmückten. Der 1800 von Abraham-Louis Breguet erfundene Tourbillon mit Unruh, Unruhspirale und Hemmung in einer filigranen Fassung war ein weiterer Meilenstein in der Uhrengeschichte. Zeitgenössisch hergestellte Taschenuhren greifen gern Motive aus der Schatzkammer dieser historischen Uhrmacherkunst auf.