
Bereits zum zwölften Mal hatte der Naturschutzbund Deutschland zur „Stunde der Wintervögel“ aufgerufen. Im Zeitraum vom 6. bis 9. Januar 2022 sollten während der bundesweiten Aktion Vögel gezählt werden, die binnen einer Stunde beispielsweise Futterhäuschen oder andere Standpunkte anfliegen. Noch bis zum heutigen 17. Januar 2022 können die Daten online übermittelt werden. Eine erste Zwischenbilanz wurde bereits veröffentlicht.
Im Mittelpunkt der diesjährigen Vogelzählung standen bekannt und oft weit verbreitete Vogelarten wie Meisen, Finken, Rotkehlchen und Spatzen. Bundesweit wurden in 114.864 Gärten 4.129.443 Vögel gezählt. 167.794 Vogelfreunde haben ihre Beobachtungen an den NABU gemeldet.
Der Haussperling dominierte, auch mit einem leichten Rückgang, in diesem Jahr zur „Stunde der Wintervögel“ die Vogelzählung. Einen deutlichen Zuwachs gab es bei den Meisen. So wurden Kohlmeisen und Blaumeisen vermehrt in den Gärten beobachten. Bei den Kohlmeisen wurde eine Zunahme um 17 Prozent, bei der Blaumeise um 20 Prozent registriert. Auch in der Population der Amseln wurde durch die „Stunde der Wintervögel“ eine Steigerung verzeichnet.
Auffällig bei der Vogelzählung 2022 war, dass eigentliche Waldvögel wie Eichelhäher, Buntspecht und Kernbeißer häufiger in den Gärten beobachtet wurden. „Vermutlich sind sie wegen des Wetterumschwungs und vielleicht auch aufgrund einer geringeren Menge an Baumsamen besonders häufig in die Gärten und an die Futterstellen gekommen“, heißt es seitens des NABU.
Oft gestellte Fragen hat der Naturschutzbund in seinen FAQ beantwortet:
Warum findet die Stunde der Wintervögel an mehreren Tagen statt?
Wie bei der „Stunde der Gartenvögel“ haben wir ein langes Wochenende von Freitag bis Sonntag gewählt, damit möglichst viele Menschen teilnehmen und sich an einem dieser Tage für eine Stunde der Vogelbeobachtung widmen können.
Warum soll ich nur im Garten oder in einem Park zählen?
Die Beschränkung auf den Siedlungsbereich – also Gärten, Parks, Friedhöfe, aber auch Innenhöfe oder Balkone – entspricht der Schwesteraktion „Stunde der Gartenvögel“ im Mai. Im Mittelpunkt beider Aktionen stehen die häufigeren Vögel rund um Haus und Garten, über deren Bestände wir zum Teil weniger genau Bescheid wissen als über manche Seltenheit in der Vogelwelt. Damit die Ergebnisse auf Städte und Dörfer als eigene Lebensräume bezogen werden können, heißt das: Bitte wirklich nur dort und nicht im Wald oder in der Feldflur die Vögel zählen.
Der Luftraum zählt übrigens dazu. Ein Vogel muss sich nicht im Garten oder am Futterhäuschen niederlassen, es zählt auch, wenn er vorbei- oder drüberfliegt.
Kann ich auch an mehreren Orten zählen?
Dem Engagement sind hier keine Grenzen gesetzt. Wer Zeit und Gelegenheit hat, im Laufe der vier Tage mehrfach zu zählen, kann das gerne tun. Wichtig ist, dass es sich um verschiedene Orte handelt – zum Beispiel zuerst am eigenen Haus, dann im entfernt gelegenen Schrebergarten – und dass jede Beobachtungsstunde getrennt gemeldet wird.
Warum wird nach Futterhäuschen gefragt?
Wir möchten einerseits erfahren, wie verbreitet Futterstellen eigentlich sind. Zuverlässige Zahlen gibt es nämlich nicht. Außerdem gibt es immer wieder Diskussionen darüber, welche Arten denn überhaupt an Futterhäuschen kommen.
Das Wetter hat großen Einfluss auf die Ergebnisse. Warum wird es nicht ebenfalls protokolliert?
Da das Wetter innerhalb des Wochenendes und in den verschiedenen Region Deutschlands stark variieren kann, werten wir diesen Effekt auf die Vogelzählung als Zufallsfaktor. Wenn jede Einzelbeobachtung noch mit dem örtlichen Wetter kombiniert wäre, würden außerdem zusammenfassende Auswertungen nahezu unmöglich.
Während meiner Beobachtungsstunde habe ich weniger Vögel gesehen als üblich. Verfälscht das nicht die Ergebnisse?
Jede Zählung ist immer nur eine Momentaufnahme. Je mehr Menschen aber an der Stunde der Wintervögel teilnehmen, desto genauer werden die Ergebnisse. Abweichungen und auch einzelne Fehlbestimmungen werden auf diese Weise minimiert. Einige Teilnehmer*innen werden weniger Vögel sehen, als tatsächlich gerade anwesend sind, andere werden mehr Vögel beobachten als im Durchschnitt dieser Tage. So können sich die Zählungen am Ende ausgleichen und wir erhalten über die große Datenmenge einen repräsentativen Überblick über die Verbreitung unserer Gartenvögel im Winter.
Was macht der NABU mit den Ergebnissen?
Die Ergebnisse erscheinen nach der Eingabe sofort online. Meldungen, die uns per Post oder telefonisch erreichen, werden von einem Eingabeteam zeitnah erfasst. Anschließend werden die Beobachtungsdaten überprüft und erkennbare Fehler korrigiert. Am Ende steht eine bundesweite Auswertung nach Vogelarten, Bestandszahlen, Bestandstrends (falls möglich) und Beobachtungsorten. Der NABU-Bundesverband und seine Landesverbände analysieren die Ergebnisse und erhalten dadurch eine Fülle wertvoller Informationen über die Vogelwelt. Diese können wiederum eine wichtige und hilfreiche Grundlage für Aktivitäten im Vogelschutz sein.
Was sagt uns die Stunde der Wintervögel?
Ziel der Aktion ist es, ein sowohl deutschlandweites als auch regional möglichst genaues Bild von der Vogelwelt in unseren Städten und Dörfern zu erhalten. Dabei geht es nicht um exakte Bestandszahlen aller Vögel, sondern vielmehr darum, Häufigkeiten und Trends von Populationen zu ermitteln. Damit dies repräsentativ ist, sollen die Populationsdaten über mehrere Jahre verglichen werden. So werden neue Kenntnisse zur Entwicklung einzelner Vogelarten sowie zu regionalen Unterschieden gewonnen.
Anders als bei der „Stunde der Gartenvögel“, bei der es „nur“ um die Brutvögel geht, lassen sich im Winter auch Erkenntnisse über Gäste gewinnen, die aus kälteren Regionen zu uns kommen. Zudem wird man über die Jahre sehen können, inwieweit sich das Zugverhalten mancher bei uns brütenden Arten ändert. Die bisherigen Aktionen zeigen, dass immer mehr „klassische Zugvögel“ auch im Winter bei uns bleiben.