Aus der Erzählkirche wird Sietow up un dal
Initiative will Veranstaltungen im Amt Röbel-Müritz retten
Im April lief die Förderung für das Projekt „Erzählkirche Sietow“ aus. Mit Hilfe dieser hatten zahlreiche Veranstaltungen rund um die Kirche in Sietow-Dorf stattgefunden. Der Arbeitskreis, der sie organisierte, macht nun als Initiative weiter. „Für uns alle war klar: Wir geben das nicht auf, was wir über die rund zwei Jahre aufgebaut haben“, sagt Mitglied Elke Tertocha. Das siebenköpfige Team suchte sich neue Unterstützer und Veranstaltungsorte und konnte so bereits im Mai wieder Veranstaltungen auf die Beine stellen. „Sietow up un dal“ heißt die Initiative, die aus dem Projekt „Erzählkirche Sietow“ hervorging. Für des Plattdeutschen Unkundige wie die Autorin erläutert Elke Tertocha, was dieser Name im Hochdeutschen bedeutet:
„Es heißt so viel wie „Sietow auf und nieder“ oder „Sietow unten und oben“. Damit spielen wir darauf an, dass unser Einzugsgebiet nicht nur aus dem Ort Sietow selbst besteht, sondern vor allem auch aus Sietow-Dorf direkt an der Müritz, aus Zierzow und aus Hinrichsberg, das jenseits der Landstraße nach Röbel auf dem Hügel liegt.“ Bereits die Veranstaltungen der „Erzählkirche“ hatten neben der thematischen auch eine räumliche Bandbreite: So fanden in der mit Fördergeldern dafür umgebauten Sietower Dorfkirche Erzählcafés, Lesungen, Ausstellungen, Konzerte oder Kinovorführungen statt, auf dem Gelände rundum Kurse wie der Sensen- und Dengelkurs und Märkte wie der Flohmarkt und der Handwerkermarkt. In einer Holzhütte unweit des Kirchhofs hatte das Organisationsteam eine Büchertauschstube eingerichtet. Im „Sportlerheim“ in Sietow kamen öfter Senioren zum Ü-60-Frühstück zusammen. „Wir haben regelmäßig Aktivitäten organisiert, um Menschen zusammen und ins Gespräch miteinander zu bringen“, beschreibt Elke Tertocha, worum es bei dem Projekt ging. Sie gehörte zum Arbeitskreis aus sieben Ehrenamtlichen um die Koordinatorin Susanne Heinrich, die über eine Projektstelle bezahlt wurde. Dieses Gremium hatte die Fäden für alles in der Hand. Die Idee, Fördermittel für das Projekt zu beantragen, war ursprünglich aus dem Sietower Kirchenvorstand und der Kirchengemeinde gekommen.
Doch nach mehr als zwei Jahren lief die Förderung dann im April aus. Für Elke Tertocha und die anderen Ehrenamtlichen, die alle in Sietow und Sietow-Dorf leben, war es klar, dass sie dennoch weitermachen würden: „Wir wollten doch das, was wir uns aufgebaut hatten, nicht aufgeben! Über die Jahre hatten wir tolle Rückmeldungen bekommen – sowohl persönlich als auch über das Gästebuch der Kirche. Das alles motivierte uns, neue Veranstaltungsorte und neue Unterstützer zu suchen.“ Das Team war dabei erfolgreich: So findet seit Mai der Flohmarkt am Hafen Sietow statt, das Erzählcafé ebenso wie das Ü-60-Frühstück im Sportlerheim. Konzerte und Kino locken in die Tenne der Feldsteinscheune auf der Dorfstraße zu Familie Dietze, die sich auch um die Öffentlichkeitsarbeit der Initiative kümmert. Das derzeit siebenköpfige Team kann auf die Unterstützung der Gemeinde, einiger Gastronomen und der Diakonie Güstrow bauen. Unter Einkünften verbuchen sie unter anderem die Standgebühren des Flohmarkts. Davon zahlen sie die Gagen der Künstler, die bei den Konzerten oder Lesungen auftreten. „Ab kommendem Jahr müssen wir aber sicher Fördermittel einwerben“, sagt Elke Tertocha.
Ob die Kirche irgendwann wieder als Veranstaltungsort zur Verfügung stehen wird und, falls ja, zu welchen Konditionen, ist noch nicht klar. Dazu muss die Initiative mit der Kirchgemeinde verhandeln. Diese bestimmt darüber, wie die Kirche genutzt wird. Das Bewusstsein, etwas Sinnvolles für ihren Heimatort, seine Bewohner und Gäste zu tun, beflügelt die Ehrenamtlichen. „Es ist einfach toll, mit Leuten zu arbeiten“, fasst es Elke Tertocha zusammen. Innerhalb der Initiative sind alle gleichberechtigt tätig. Jeder tut das, was er am besten kann, sei es Organisieren, Öffentlichkeitsarbeit oder den Überblick über die Finanzen zu haben. Das Team investiert viel Zeit und Mühe in sein großes Ziel, das Leben in der Gemeinde zu bereichern. „Es ist schwer zu schätzen, wie auf viele Stunden sich die Arbeit im Monat summiert, weil die Veranstaltungen recht unterschiedlich verteilt sind. Doch zwanzig Stunden kommen mindestens zusammen, denke ich. Finden viele Sachen gleichzeitig statt, sind es auch schon einmal zwanzig Stunden pro Woche – ein Halbtagsjob!“