In diesem Herbst feiert die Stadtkirche Malchow mit einer Festwoche ihr 150-jähriges Bestehen. Doch was zeichnet die steinerne Jubilarin eigentlich aus? Eckhard Kändler, der Pastor der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Malchow, kennt die Stadtkirche, seit er 2013 seinen Dienst in der Gemeinde antrat. „Besucher loben an ihr vor allem das Holzgewölbe und die eindrucksvollen farbigen Glasfenster. Für mich besticht die Kirche durch ihre Proportionen, die einfach harmonisch sind. Schön ist auch, dass sie auch mit einer überschaubaren Zahl an Leuten in den Kirchenbänken gut gefüllt wirkt.“
In der Sommersaison, wenn die Touristen da sind, wandert das kleine Büchlein mit den Eckdaten zur Malchower Stadtkirche, das im Sakralbau ausliegt, täglich durch mehrere Hände. Jetzt, Mitte Oktober, nach Saisonende, wartet es auf einem Tisch auf die Interessenten des kommenden Jahres. Eckhard Kändler, der Pastor der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Malchow, nimmt das Buch zur Hand und schlägt es auf der ersten Seite auf. Hier sind die Maße der neogotischen Kreuzkirche verzeichnet: Das Längsschiff, das von Ost nach West geht, misst einundvierzig Meter, das Querschiff von Nord nach Süd achtundzwanzig. Vom Mittelgang bis zum Gewölbescheitel ist das Werk, das der Schweriner Baumeister Georg Daniel 1873 in rotem Backstein vollendet hat, rund fünfzehn Meter hoch. Die Spitze des Kreuzes auf dem Turm ragt achtundvierzig Meter in die Höhe. Wie viele Besucher die Kirche genau fasst, dazu ist nichts verzeichnet. Alte Angaben aus der Zeit, bevor die sogenannte Winterkirche im vorderen Teil gebaut und erweitert wurde, nennen die Zahl neunhundert. Abzüglich der Fläche für die Winterkirche, die für Wintergottesdienste und andere Veranstaltungen entwickelt wurde, schätzt Eckhard Kändler die Kapazität auf derzeit rund 450 Plätze. Diese befinden sich alle ebenerdig. Denn reguläre Stuhlreihen für Publikum auf den Emporen wie in manchen anderen Kirchen gibt es hier nicht. Der Pastor öffnet das Gästebuch, das auf einem runden Tisch der Kommentare harrt. „In den Einträgen loben die Gäste vor allem zwei Dinge hier: das Holzgewölbe und die Fenster mit ihren auffälligen Darstellungen aus farbigem Glas.“ Eine Sonderstellung hat dabei das erneuerte Rundfenster über der Orgel inne, das man nur vom Kircheninneren aus sehen kann, weil von außen der Turm die Sicht versperrt. Lange befand sich dort nur eine Holzabdeckung. Das Originalfenster, das den König David mit seiner Harfe zeigte, war nicht mehr auffindbar. Bei einem Künstlerwettbewerb vor einigen Jahren gestaltete man ein ähnliches Motiv, das der Aussage des vierunddreißigsten Psalms folgt und auf zwei Metern im Durchmesser eine stilisierte Harfe vor gelbem Hintergrund präsentiert. Eckhard Kändlers Blick wandert vom neuen Fenster wieder zum Gesamtbild der Kirche. Als Pastor kennt er viele unterschiedliche Gotteshäuser. „Doch dieses ist von den Proportionen her einfach ein harmonischer Bau, der auch gut gefüllt wirkt, wenn nicht jeder Platz in den Reihen besetzt ist.“ Auch den großzügigen Altarraum schätzt Kändler, der viel Platz für einen Chor oder eine Leinwand und somit gute Bedingungen für Veranstaltungen bietet.
Als seit zehn Jahren hier amtierender Pastor verbringt Eckhard Kändler natürlich vergleichsweise viel Zeit in der Stadtkirche. Er leitet die sonntäglichen Gottesdienste und die Dienste zu besonderen Anlässen wie Hochzeiten oder Beerdigungen. Ab und an finden auch Vorträge oder Konzerte in der Kirche statt. „Außer mir sind noch weitere Leute öfter hier anzutreffen, zum Beispiel die rund zwanzig Freiwilligen, die im Sommer die „Offene Kirche“ betreuen, oder unser Kantor Martin Hebert, wenn er an der Orgel übt.“ Eine besondere Beziehung zur Stadtkirche Malchow haben auch die Mitglieder des Fördervereins, die Veranstaltungen wie die Sommer-Ausstellungen organisieren. Seit Eckhard Kändler das Gotteshaus kurz vor seinem Probegottesdienst 2013 das erste Mal sah, hat sich am Bau neben dem Einbau des Glasfensters hinter der Orgel einiges getan: Ein großer Teil der Elektrik inklusive der Beleuchtung wurde erneuert, die Orgel aufwändig saniert, die Toilette modernisiert. Für die Festwoche zum 150. Geburtstag der Kirche kündigt der Pastor einen weiteren Schritt an, bei dem ein ehemaliger Zustand in besserer Form wiederhergestellt wird: Die Weihe der roten Paramente beim Festgottesdienst am 5. November. Paramente sind Vorhänge für Altar und Kanzel, deren Farbe anzeigt, wo man sich innerhalb des Kirchenjahres befindet. Es gibt sie in vier Hauptfarben. „Die weißen und grünen Paramente sind noch vorhanden, die roten und die violetten aber verschwunden. Daher haben wir die Paramentenwerkstatt Stift Bethlehem in Ludwigslust damit beauftragt, neue in diesen zwei Farben herzustellen.“ Für dieses Vorhaben hat die Kirchengemeinde Spenden eingeworben. Denn die relativ großen Paramente wurden extra für die Malchower Stadtkirche entworfen und dann handgewebt, was seinen Preis hat. Neben den roten fertigte man violetten Exemplare an. Diese sollen bei dem Gottesdienst ebenfalls gezeigt werden. Ihre Weihe ist aber erst für den ersten Advent geplant. Die violetten Paramente stehen unter anderem für die Advents- und die Passionszeit vor Ostern, während die roten beispielsweise zu Pfingsten und zu Kirchweihfesten eingesetzt werden.
Zu der Festwoche mit dem Auftakt am Reformationstag, einem Vortrag am 2. November und Gottesdienst und Konzert am 5. November sind alle willkommen, die sich mit der Stadtkirche Malchow verbunden fühlen. „Das sind unter anderem die, die für die Paramente gespendet haben, aber auch ehemalige Mitarbeiter der Gemeinden, die Stadtvertreter und natürlich alle Malchower und Gäste“, so Eckhard Kändler.