Sie wollte ein Tier – und bekam viele: Die heute 12-jährige Annabell Schwartz besuchte vor drei Jahren das Tierheim Malchow, um dort einen Hund zu adoptieren. Doch die Tierheimleiterin empfahl ihr, erst einmal an den Wochenenden herzukommen, die Hunde und Katzen hier kennen zu lernen und den Umgang mit ihnen zu üben. Seitdem hilft die Schülerin regelmäßig samstags mehrere Stunden im Tierheim Malchow. Zuhause hat sie nun zwei Katzen und möchte später als Grundschullehrerin mit Schulhunden arbeiten.
Gespräch am großen Tisch im Tierheim Malchow. Eine junge Familie sitzt Leiterin Margret Kuhlmann gegenüber. Die kleine Tochter, vielleicht sieben Jahre alt, möchte gern einen Hund aufnehmen. „Was weißt Du denn schon über Hunde?“ fragt die Tierheimleiterin. Die Kleine zählt auf: dass sie Auslauf brauchen, dass eine Leine wichtig ist, was sie fressen.... Annabell Schwartz geht vorbei und lächelt. Vor drei Jahren hat sie gemeinsam mit ihrer Mutti der Leiterin auf diese Fragen geantwortet und weiß daher, dass Margret Kuhlmann potenzielle Interessenten gründlich darauf abklopft, ob sie einem Tier wirklich ein gutes Zuhause bieten können. „Als ich damals fragte, ob ich einen Hund adoptieren könnte, war ich erst neun Jahre alt. Deshalb empfahl mir Frau Kuhlmann, dass ich mich zunächst mal an den Wochenenden mit den Tieren hier vertraut machen soll, bevor ich eine solche Entscheidung treffe“, erzählt die heute 12-jährige Gymnasiastin aus Waren. Seitdem nimmt sich Annabell in ihrem mit Schule, Kanutraining und Geigenspiel gefüllten Wochenplan fast jedes Wochenende mehrere Stunden Zeit, um im Tierheim Malchow zu helfen. Was vor drei Jahren als Reinschnuppern gedacht war, hat sich zur festen Routine entwickelt, zu einer Aufgabe, die Annabell gern erledigt und auf die sie sich jede Woche wieder freut. Noch fahren Mutter oder Oma sie von der Warener Westsiedlung zum Tierheim, aber bald möchte sie alleine mit dem Zug fahren und denkt natürlich auch schon darüber nach, in ein paar Jahren den Führerschein zu machen.
An den ersten Sonnabenden vor drei Jahren durfte Annabell noch nicht viel selbstständig mit den Tieren tun. Sie erledigte ein paar gärtnerische Arbeiten, kuschelte mit den Katzen, half beim Füttern und begleitete die Mitarbeiter bei den Spaziergängen mit den Hunden. „Jetzt gehe ich alleine mit den meisten Hunden raus und mache oft auch das Futter für die Tiere alleine fertig“, berichtet das Mädchen. Auch nicht so angenehme, aber notwendige Tätigkeiten wie das Säubern der Katzenklos stehen manchmal an. „Vor kurzem habe ich außerdem dabei geholfen, die kleinen Katzen mit der Flasche zu füttern. Das war schön.“ Bei ihrer Arbeit mit den Tieren hat Annabell viel darüber gelernt, wie man mit ihnen umgehen muss: „Geduld ist sehr wichtig. Vor einer Weile hatten wir einen Kater hier, der von seiner Gefährtin getrennt worden war und aus Kummer weder fressen noch trinken wollte. Ich habe mich dann immer zu ihm gesetzt, ihn gestreichelt, mit ihm geredet. Dafür haben die Mitarbeiter meist keine Zeit. Nach einer Weile fing er allmählich wieder an, Futter und Wasser aufzunehmen.“ Auch Konsequenz gegenüber dem Tier gehört für Annabell dazu, zum Beispiel, wenn sie einem Hund beim Spaziergang die Grundkommandos beizubringen versucht. Die Schülerin bemüht sich, gerecht mit allen Lebewesen im Heim umzugehen. „Grundsätzlich mag ich jeden Hund und jede Katze, doch mit Tieren aus Qualzuchten tue ich mich schwer. Sie tun mir einfach so leid und können doch nichts dafür.“ Besonders liebgewonnen hatte sie vor einiger Zeit Hund Tommy. „Der kleine Kerl hat gut gehört, ging gerne und manierlich an der Leine. Ich habe ihn natürlich vermisst, als er eines Tages vermittelt war, aber mich vor allem für ihn gefreut, weil er ein Zuhause gefunden hat.“
Die Tiere, die nun bei Annabell und ihrer Familie leben, sind keine Hunde, weil für deren artgerechte Haltung momentan nicht genügend Zeit wäre, sondern Katzen: Kater Findus und Katze Gisela, ein dreifarbiges Tier, das auch aus dem Tierheim Malchow stammt. Doch Hunde spielen in Annabells Plänen für später eine große Rolle: Sie möchte Grundschullehrerin werden und sich dann einen Hund anschaffen, den sie zum Schulhund oder Therapiehund ausbilden lassen kann. „Weil viele Kinder gegen Hundehaare allergisch sind, habe ich schon geschaut, welche Züchter Labradoodles anbieten, eine Kreuzung zwischen Labrador und Pudel, deren Haare keine Allergien hervorrufen. Ich habe auch bereits Videos über die richtige Ernährung dieser Hunde angeguckt und eine Akademie gefunden, die Schulhunde ausbildet“, berichtet das zielstrebige Mädchen. Schulhunde sind im Unterricht anwesend, helfen den Kindern, Stress abzubauen, und können sogar in Lernspiele einbezogen werden. Vielleicht führt Annabell Schwartz´ Weg also auf Umwegen doch noch zum Hund.