Hilfsarbeit muss keine Sackgasse sein
Warum Hilfsarbeit besser als Bürgergeld ist
Für Personen ohne Ausbildung ist die Verführung groß, sich die Plackerei zu ersparen und ihren Lebensunterhalt durch Bürgergeld zu finanzieren. Bereits zum Jahreswechsel 2022/23 stieg der damalige Hartz-IV-Satz um 11,8 Prozent als Ausgleich für die hohe Inflation. Im Zuge der Umstellung von Hartz IV auf das heutige Bürgergeld gab es einen zusätzlichen Aufschlag von 12 Prozent. Mit dem Bürgergeld verabschiedete sich die SPD von ihrem Schröderschen Erbe des Förderns und Forderns. Es gibt mehr Geld, weniger Druck und selbst der Name klingt angenehmer.
Das Lohnabstandsgebot bleibt gewahrt
Dennoch wäre ein dauerhaftes Leben mit Bürgergeld für alle arbeitsfähigen Menschen aus verschiedenen Gründen ein Irrweg. Stellenangebote für Helfer finden Interessierte auf dieser Website und der Berufseinstieg lohnt sich auch für Unqualifizierte. Zunächst ist bekanntlich nicht nur das Bürgergeld gestiegen, sondern ebenso der Mindestlohn. Hierbei erhöhten sich die Bezüge durch die Maßnahmen der Ampelregierung von 10,45 Euro im Jahre 2022 auf 12,41 Euro 2024. Außerdem wird die Lohnuntergrenze im kommenden Jahr bei 12,82 Euro liegen. Die kräftigen Erhöhungen sowohl der Sozialhilfe als auch des Mindestlohns erhöhen zwar das Risiko einer Inflation, bewahren allerdings trotz gegenteiliger Behauptungen das Lohnabstandsgebot, das besagt, dass sich Arbeit lohnen muss. Verstärkend kommt hinzu, dass sämtliche Prognosen der Ampelregierung keine Zukunft geben. Die CDU hat wiederum als stärkste Oppositionspartei unter ihrem Generalsekretär Carsten Linnemann nach langen Jahren unter der Ära Merkel wieder ihr konservatives Profil geschärft und angekündigt, die Bürgergeldreform ebenso zu kippen wie die Legalisierung von Cannabis. Sie möchte die von Hartz IV bekannte Leitlinie des Förderns und Forderns wieder einführen, sodass mit erheblichen Leistungskürzungen und neuen Pflichten für Arbeitslose zu rechnen ist, sich aktiv um eine Wiedereingliederung zu kümmern.
Endstation Arbeitslosigkeit
Hinzu kommt, dass Menschen, die sich dauerhaft auf der sozialen Hängematte ausruhen, sich jeder Perspektive berauben. Stattdessen werden die Lücken im Lebenslauf mit jedem Jahr Sozialhilfe größer und erschweren die Chance auf Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt kontinuierlich. Darüber hinaus sind sich Soziologen und Psychologen darin einig, dass ein Leben in dauerhafter Abhängigkeit vom Staat kein erfülltes Leben sein kann. Arbeitslose fühlen sich vielmehr wertlos, hilflos, erniedrigt und abgehängt. Selbst- und Fremdbeurteilung bilden durchaus eine Einheit. Die Gefahr, psychische Erkrankungen zu erleiden, die ohnehin zu einer Epidemie in der Postmoderne werden, steigt rapide. Internationale Meta-Studien zeigen ein eindeutiges Bild und belegen, dass das Risiko einer psychischen Erkrankung mit der Arbeitslosigkeit von 16 auf 34 Prozent steigt. Das mit einer Beschäftigungslosigkeit zusammenhängende Boreout ist die Kehrseite des Burnouts und führt bei Betroffenen zu einem ähnlichen Stresslevel.
Unsere Tipps für das persönliche Vorwärtskommen
Da eine Hilfsarbeit zugegebenermaßen alles andere als attraktiv ist, geht es darum, seine Beschäftigung als Hilfsarbeiter als Sprungbrett zum beruflichen Aufstieg zu nutzen. Für dieses Ziel ist allein die Tatsache, dass es durch die Tätigkeit gelingt, zu einer selbstverständlichen Arbeitsroutine zurückzufinden, eine wesentliche Karrierevoraussetzung. Weiterhin sammeln Hilfsarbeiter in ihrem Betrieb wichtige Erfahrungswerte, sie lernen die Arbeitswelt von innen kennen und können ihre Arbeitszeit trotz ihrer Position auf der untersten Sprosse der Hierarchieleiter im Unternehmen zum Netzwerken nutzen.
Weiterbildung als Schlüssel zum Aufstieg
Der Staat bietet zahlreiche Angebote für die Weiterbildung. So kann die Arbeitsagentur die Lehrgangskosten einer abschlussorientierten Fortbildung ganz oder teilweise übernehmen. Die Qualität der Förderung wird dabei in einem „klassischen Individualverfahren“ festgestellt, sobald der Antrag gestellt worden ist. Ebenso können sich Beschäftigte eines Betriebs zusammentun und einen Sammelantrag für die Förderung stellen. Hierbei erfolgt die Kostenübernahme in Form von Pauschalen. Überdies ermöglichen Volkshochschulen und Abendschulen geringqualifizierten Beschäftigten einen höheren Schulabschluss über den zweiten Bildungsweg. Wer sich auf die Kultur des lebenslangen Lernens einlässt, kann sich selbst bei einer schwierigen Ausgangslage hocharbeiten und bleibt auf dem Laufenden in einer sich rasant verändernden Arbeitswelt. Gerhard Schröder, der als Kriegswaise aus armen Hause kam und nicht aufs Gymnasium durfte, hat sich durch Bildung von Hilfsarbeiter auf der Baustelle zum Bundeskanzler hochgearbeitet. Die Digitalisierung hat wiederum neue Möglichkeiten geschaffen, seine Talente, zum Beispiel in Bezug auf Texterstellung, IT-Dienste, Webdesign und kreatives Arbeiten, zu monetarisieren. Der Traum, durch das Internet reich zu werden, lebt, und die Anzahl an Freiberuflern hat sich in Deutschland laut der Historie von Statista von 514.000 im Jahre 1992 auf nunmehr 1.471.000 Menschen nahezu verdreifacht. Das sollte Ansporn genug sein, es diesen Glücklichen gleichzutun.