
Die ehrenamtliche Initiative „Müritzer für Tiere“ unterstützt Menschen mit ihren Tieren, die in Not geraten sind. So müssen die Menschen sich nicht von ihren Lieblingen trennen, die in ihrem Leben eine wichtige Rolle spielt. Zu der Initiative gehören Doreen Krugmann, Claudia Mohnke, Aileen Becker, Peggy Kühne, Mathes Mielentz, Sigrid Mielke und Sophie Gödecker. „Bei unserem Handeln profitieren wir von der Erfahrung, die wir über die Jahre erworben haben, und von unserer Kenntnis davon, wie Mensch und Tier ticken“, sagen die beiden Tierfreundinnen Sigrid Mielke und Sophie Gödecker, die sich nach und nach ein großes Netzwerk in der Müritzregion aufgebaut haben.
Annas Geschichte steht für die zahlreicher Katzen, Hunde und Kleintiere, denen die Initiative seit 2014 schon geholfen hat. „Ein Mann, der in einer geschützten Werkstatt arbeitet, bekam das Tier als Babykatze geschenkt und war nun nach drei Jahren völlig überfordert mit ihr. Denn die Katze zeigte seit einiger Zeit ein Verhalten, dass er von ihr nicht kannte“, berichtet Sophie Gödecker. Unter anderem kratzte das Tier die Tapeten von den Wänden, wurde ihm gegenüber aggressiv und ließ sich nicht mehr streicheln. „So etwas hat Gründe und die muss man herausfinden. Katzen sind sehr empfindliche Tiere und zeigen, wenn ihnen etwas nicht passt.“ Der Mann gab auf Anraten seiner Betreuerin die rund vierjährige Anna an die Initiative ab. Anfang Januar zog sie bei Sophie Gödecker ein, die ein Pflegestelle für Katzen und Kleintiere hat.
Sie beobachtete sie, ging auch mit ihr zum Tierarzt und fand dabei heraus, dass Anna sich unwohl fühlte, weil sie Zysten an den Eierstöcken und eine Futterallergie hat“, berichtet Sophie Gödecker. In diesem Fall musste das ehrenamtliche Team von „Müritzer für Tiere“ entgegen seinem Credo „Mensch und Tier sollen möglichst zusammenbleiben“ Mann und Katze trennen. Das geschah aber zum Besten beider. Der Mann aus der geschützten Werkstatt hat versprochen, Futterspenden für die Katze vorbeizubringen. Anna wohnt jetzt für die nächste Zeit im Haushalt der Tierschützerin und ihrer Familie, zu der ihr Mann Mathes, zwei gemeinsame Kinder und einige Vierbeiner gehören. Sie teilt sich die Pflegestelle aktuell mit der einjährigen Artgenossin Karla. Beide können perspektivisch gerne zu anderen Tierfreunden umziehen und müssen auch nicht zusammenbleiben.

Die Vermittlung von Anna und Karla fällt in den Aufgabenbereich von Sophie Gödecker. Bei der Initiative kümmert sich jeder selbst darum, dass die Tiere ein gutes Zuhause finden, da die Inhaber der Pflegestellen die Tiere am besten kennen und abschätzen können, zu wem Hund, Katze oder Vogel passen könnte und zu wem nicht. Nicht jeder Interessent bildet mit jedem Tier ein gutes Team. Die junge Mutter ist eigentlich in Vollzeit als Bauzeichnerin tätig. Momentan befindet sie sich im Erziehungsurlaub. Sie ist eine der ersten Ansprechpartnerinnen für Tierfreunde in Not, hat den Überblick über die Finanzen der Initiative, koordiniert die Aktivitäten und sorgt für die Präsenz in den sozialen Medien. Sigrid Mielke, die ebenfalls in Waren wohnt, schreibt als ehemalige Journalistin Texte zu den einzelnen Projekten, erledigt Fahrdienste und ist ebenso Ansprechpartnerin bei Sorgen rund ums Tier. Die Probleme der Tierhalter werden meistens gemeinschaftlich abgearbeitet und gelöst. Darüber hinaus gehören noch etwa acht Leute zum engeren Kreis der Initiative, die es seit 2014 gibt. Unter anderem ist das Claudia Mohnke, die eine Hundepension betreibt und eine Pflegestelle für einen Hund oder zwei Hunde anbieten kann. Bei ihr wohnt seit August Hund Spike. „Der dreijährige Bully-Mix kam zu uns, weil seine Besitzerin in eine betreute Wohnung umziehen musste und Spike dort nicht mit einziehen durfte. Er war bereits mehrfach zur Vermittlung inseriert. Es gibt jedoch bisher keine Interessenten für ihn“, erzählt Sophie Gödecker. Spike mag es sehr, berichtet sie weiter, wenn „sein“ Mensch Zeit für ihn hat. Er möchte auf jeden Fall mit im Haus oder in der Wohnung leben. Wenn sich ein Interessent für den Hund gefunden hat und er ihn in der Pflegestelle und bei Spaziergängen nach und nach kennen lernt, wird dies von Mitarbeitern der Initiative hilfreich begleitet werden.
„Wir sind eine Gruppe von Leuten, die Menschen helfen wollen, die mit ihren oder anderen Tieren in Not geraten sind, und die nicht in einer Vereinsstruktur arbeiten wollten“, sagt Sigrid Mielke. Die Gruppe hat sich über die Jahre ein großes Netzwerk aus kooperierenden Institutionen und Einzelpersonen – wie Pflegestellen und Tierärzten – aufgebaut, das über die Müritz-Region hinausgeht, wo die Initiative beheimatet ist. Sie organisiert Hilfe bei der Versorgung mit Futter, stellt finanzielle Zuschüsse zur Kastration oder für den Tierarztbesuch zur Verfügung und bringt und hält Mensch und Tier zusammen, indem sie Tiere neu vermittelt, wenn diese ihr Zuhause verlieren, oder für diejenigen, die sich ein Tier anschaffen möchten, den Kontakt zu den Pflegestellen herstellt. „In diesen Fällen führen wir lange Kennenlerngespräche und loten so aus, ob es passt. Dabei kommen uns unsere Erfahrung und unsere Kenntnis des Wesens von Mensch und Tier zu Gute, die wir uns über die Jahre angeeignet haben“, kommentiert Sigrid Mielke.
„Müritzer für Tiere“ hat sich als Initiative bewusst gegen die Vereinsstrukturen entschieden und somit auch gegen das Recht, Spendenbescheinigungen ausstellen zu dürfen. Dennoch gehören dauerhafte Sponsoren aus der Region zu ihrem Netzwerk, wie auf der Homepage verzeichnet. „Zudem können uns Tierfreunde einmalige – etwa für die notwendige Operation eines Tieres - oder regelmäßige Spenden überweisen. Manche Leute stecken auch Geld in die Spendendosen, die wir in Geschäften aufgestellt haben“, erzählt Sophie Gödecker, die sich um die korrekte Buchführung kümmert. Sie befürchtet, dass in Zeiten steigender Inflation die Notlagen von Mensch und Tier zunehmen werden und die Bereitschaft zu spenden abnehmen wird. Das spornt sie an, mit ihrer wichtigen Arbeit weiterzumachen. „Dies gilt ebenso für die anderen aus der Gruppe. Wir haben alle noch eigene Tiere und nehmen uns dennoch oder gerade deshalb die Zeit, uns um Hunde, Katzen oder Kleintiere in Not zu kümmern, weil wir unsere Mitgeschöpfe lieben“, sagt Sophie Gödecker.
Derzeit landen mehr und mehr Tiere bei den Pflegestellen, die mit „Müritzer für Tiere“ zusammenarbeiten. Das hat wahrscheinlich mit den steigenden allgemeinen Kosten tun, was sich vor allem bei Tierarztbehandlungen bemerkbar macht. „Daher werden wir unsere Hundepflegestelle bei Claudia Mohnke erweitern müssen. Ein großer Doppelzwinger soll dort entstehen“, kündigt Sigrid Mielke an. Grundsätzlich sind natürlich immer finanzielle Zuwendungen willkommen, ebenso wie neue Mitstreiter oder auch Tierfreunde, die bei einzelnen Aktionen helfen. Sie alle tragen dazu bei, dass Menschen und Tieren in Not der Rettungsring zugeworfen werden kann, der auf der Homepage www.mueritzer-fuer-tiere.de und auf den Flyern signalisiert: Hilfe ist unterwegs!