Klimaneutral wohnen – ist das realistisch? Geschäftsführer Deniz Kaplan über machbare Ziele für Hausbesitzer

Klimaneutral wohnen – ein Ziel, das viele Hausbesitzer beschäftigt, aber ebenso viele Fragen aufwirft. Wie kann man den eigenen Energieverbrauch senken? Lohnt sich der Umstieg auf Wärmepumpe und Photovoltaik? Und welche Fördermittel gibt es eigentlich ab 2025?
Deniz Kaplan, Geschäftsführer der PS Prasuhn GmbH Öko-Haus-Versorgung, einer spezialisierten Firma für Heizugsanlagen in Celle, begleitet private Haushalte seit Jahren auf dem Weg zu mehr Energieeffizienz. Im Interview mit dem Müritzportal erklärt er, welche Maßnahmen wirklich wirken, warum Klimaneutralität kein unerreichbares Ziel ist – und worauf Eigentümer in Alt- und Neubauten jetzt achten sollten.
mueritzportal.de: Herr Kaplan, viele Menschen fragen sich: Ist klimaneutrales Wohnen überhaupt realistisch? Was antworten Sie darauf?
Deniz Kaplan: Realistisch – ja. Einfach – nein. Die gute Nachricht ist: Wer heute ein neues Einfamilienhaus plant oder ein bestehendes modernisiert, hat sehr viele Möglichkeiten, sich zumindest annähernd klimaneutral aufzustellen. Dazu zählen moderne Heizsysteme, gute Dämmung, Strom aus Photovoltaik und smarte Steuerungstechnik. Aber: Wirklich klimaneutral ist ein Gebäude nur dann, wenn über das Jahr gesehen keine CO₂-Emissionen mehr entstehen. In der Praxis heißt das, man muss systematisch vorgehen – und die Technik auf das Haus abstimmen, nicht umgekehrt.
mueritzportal.de: Welche konkreten Maßnahmen sind aus Ihrer Sicht entscheidend, um klimaneutral zu wohnen?
Deniz Kaplan: Drei Dinge machen den Unterschied: erstens die Heiztechnik, zweitens die Gebäudehülle und drittens die Energiegewinnung vor Ort.
Im Idealfall ersetzt man eine alte Gas- oder Ölheizung durch eine Wärmepumpe, kombiniert mit Photovoltaik und Stromspeicher. Dazu kommt eine gute Dämmung an Dach und Fassade sowie moderne Fenster. Wer zusätzlich eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung einbaut, kann den Energiebedarf noch weiter senken. Viele Hausbesitzer glauben, sie müssten sofort alles machen – das stimmt nicht. Wichtig ist ein individuelles Konzept, das Schritt für Schritt umgesetzt werden kann.
mueritzportal.de: Wie sieht so ein Konzept für den Altbau konkret aus? Was ist der richtige Sanierungsfahrplan?
Deniz Kaplan: Im Altbau beginnt man idealerweise mit der Energieberatung, gerne über uns oder über einen zertifizierten Energieeffizienz-Experten. Dann schauen wir uns die größten Schwachstellen an – oft ist das die veraltete Heizung oder eine schlechte Dämmung.
Die grobe Reihenfolge lautet:
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Gebäudehülle verbessern (Dach, Fassade, Fenster)
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Heizung modernisieren (z. B. Wärmepumpe)
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Photovoltaikanlage und ggf. Speicher installieren
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Steuerung und Lüftung optimieren
Natürlich spielen auch die Kosten eine Rolle. Aber genau deshalb ist es so wichtig, nichts übers Knie zu brechen, sondern sinnvoll zu planen. Wer bei der Dämmung beginnt, kann danach oft mit einer deutlich kleineren Wärmepumpe arbeiten – und spart langfristig Geld und CO₂.
mueritzportal.de: Was kostet eine solche energetische Sanierung für ein Einfamilienhaus im Durchschnitt?
Deniz Kaplan: Das hängt stark vom Ausgangszustand ab. Eine moderne Luft-Wasser-Wärmepumpe inklusive Einbau liegt aktuell bei etwa 25.000 bis 35.000 Euro. Für Photovoltaik mit Speicher muss man je nach Leistung 10.000 bis 20.000 Euro einplanen. Dämmung ist sehr variabel – da reicht die Spanne von ein paar Tausend Euro für die oberste Geschossdecke bis zu 50.000 Euro für eine Komplettsanierung mit Fassade, Fenstern und Dach.
Aber: Man darf das nicht nur als Kosten sehen. Viele Maßnahmen machen sich nach 10 bis 15 Jahren bezahlt – allein durch die Energieeinsparung. Außerdem erhöht sich der Immobilienwert erheblich.
mueritzportal.de: Welche staatlichen Förderungen gibt es derzeit, um klimaneutrales Wohnen zu finanzieren?
Deniz Kaplan: Aktuell gibt es zwei zentrale Förderwege: die KfW-Kredite für Sanierungen und die BAFA-Zuschüsse für Einzelmaßnahmen wie Heizungsumstellung.
Seit 2024 gilt für den Austausch fossiler Heizungen beispielsweise eine Grundförderung von 30 % über das BAFA, plus mögliche Boni, etwa 20 % Geschwindigkeitsbonus oder 30 % für Haushalte mit niedrigem Einkommen. Auch Dämmmaßnahmen oder Lüftungssysteme sind förderfähig. Wichtig: Die Antragstellung muss vor Vertragsabschluss erfolgen – sonst verliert man den Anspruch.
Wir helfen unseren Kunden bei der Antragstellung, weil das Antragsportal durchaus komplex sein kann. Außerdem prüfen wir, ob sich eine Kombination mit einem KfW-Kredit lohnt – gerade bei Komplettsanierungen kann das sehr sinnvoll sein.
mueritzportal.de: Viele Menschen fürchten sich vor der Bürokratie. Ist klimaneutrales Wohnen in Deutschland zu kompliziert?
Deniz Kaplan: Es ist nicht einfach – aber es ist machbar. Die Förderlandschaft ist tatsächlich recht bürokratisch, die Technik teilweise erklärungsbedürftig, und auch das Angebot an Fachkräften ist angespannt. Aber das ist kein Grund, es nicht anzugehen. Wer sich einen verlässlichen Partner sucht – sei es Planer, Energieberater oder Fachbetrieb – wird Schritt für Schritt durch den Prozess geführt. Unser Ansatz bei PS Prasuhn ist es, genau diesen Weg mit unseren Kunden gemeinsam zu gehen – vom Erstgespräch über die Planung bis zur Umsetzung. Wer weiß, was möglich ist, trifft bessere Entscheidungen.
mueritzportal.de: Was würden Sie einem Hausbesitzer raten, der sagt: „Ich will etwas fürs Klima tun, aber ich weiß nicht, wo ich anfangen soll“?
Deniz Kaplan: Der erste Schritt ist oft einfach ein Gespräch. Wir schauen uns gemeinsam das Haus an, prüfen die bisherigen Energieverbräuche, reden über Budgets und Prioritäten. Nicht jede Maßnahme ist sofort machbar – aber viele sind es. Und jede Tonne CO₂, die eingespart wird, zählt. Wer heute plant, kann 2025 schon deutlich klimafreundlicher wohnen als heute. Man muss nur anfangen.