Elektromotoren sind zentrale Antriebseinheiten in Maschinen, Förderanlagen, Produktionslinien, der Gebäudetechnik und unzähligen industriellen Prozessen. Ohne sie würden viele Fertigungsabläufe, Transportsysteme und technische Anlagen zum Stillstand kommen. Ihre dauerhafte Funktionsfähigkeit ist daher für zahlreiche Unternehmen und Betriebe von existenzieller Bedeutung. Doch auch die robustesten Motoren unterliegen im Betrieb mechanischem Verschleiß, thermischer Belastung und elektrischen Einflüssen. Im Laufe der Jahre führen Beanspruchung, Überlastungen oder altersbedingte Materialermüdung häufig zu Defekten, die sich zunächst durch Effizienzverluste, Geräuschentwicklung oder ungleichmäßigen Lauf bemerkbar machen – und letztlich in einem vollständigen Ausfall enden können.
In solchen Fällen bedeutet ein Defekt nicht automatisch das wirtschaftliche Aus für den Antrieb. Professionelle Instandsetzungsbetriebe wie Mayer Elektromotoren verfügen über das notwendige Fachwissen, moderne Prüfstände und präzise Messtechnik, um beschädigte Elektromotoren systematisch zu analysieren und zu überholen. Durch sorgfältige Diagnose, den Austausch defekter Bauteile und die fachgerechte Aufarbeitung lassen sich viele Motoren wieder vollumfänglich instand setzen und effizient weiterbetreiben.
Gerade angesichts steigender Rohstoffpreise, wachsender Nachhaltigkeitsanforderungen und teils langer Lieferzeiten bei Neumotoren gewinnt die fachgerechte Instandsetzung bestehender Antriebstechnik zunehmend an Bedeutung. Unternehmen profitieren von deutlich reduzierten Stillstandszeiten, kalkulierbaren Kosten und einem nachhaltigen Umgang mit Ressourcen. Gleichzeitig bietet die Überholung bestehender Elektromotoren häufig auch die Chance, durch Optimierungen an Wicklungen, Lagern oder Isolierungen die Energieeffizienz zu steigern und die Lebensdauer der Motoren deutlich zu verlängern.
Wir haben mit Harald Daum, Geschäftsführer von Mayer Elektromotoren, über die Herausforderungen und Möglichkeiten der Elektromotor Instandsetzung, typische Schadensbilder und aktuelle Entwicklungen in der Branche gesprochen.
mueritzportal.de: Herr Daum, welchen Stellenwert hat die Instandsetzung von Elektromotoren heute für Ihre Kunden?
Harald Daum: Die Instandsetzung hat für unsere Kunden heute einen sehr hohen Stellenwert, denn sie ist oft eine schnelle, verlässliche und wirtschaftlich sinnvolle, sowie eine zeitlich kürzere Alternative zur Neuanschaffung. Viele unserer Kunden betreiben Anlagen, bei denen ein Ausfall sehr hohe direkte Produktions- oder Logistikkosten verursacht. Durch unsere kurzen Reaktionszeiten und unsere Erfahrung können wir Motoren meist zügig wieder instand setzen und kostspielige Stillstände vermeiden. Auch das Thema Nachhaltigkeit spielt dabei eine große Rolle. Statt Ressourcen für neue Motoren zu verbrauchen, nutzen wir das Potenzial des vorhandenen Motors weiter – oft mit verbesserten Eigenschaften. Da der Motor dann in unserer Manufaktur bis auf Mü genau instand gesetzt, geprüft, gewuchtet und bessere Materialien verbaut ist, entsteht ein noch längeres Motorleben als davor.
mueritzportal.de: Welche typischen Schäden und Fehlerbilder treten bei Elektromotoren am häufigsten auf?
Harald Daum: Am häufigsten sehen wir Schäden an Lagern, Wicklungen und Isolierungen. Lager verschleißen durch Vibrationen, Schmutz oder mangelnde Schmierung. Wicklungsschäden entstehen meist durch thermische Überlastung, Spannungsschwankungen oder alternde Isolation. Auch Feuchtigkeit und Staub setzen der Isolation zu. Zusätzlich treten Unwuchten, eingelaufene Lagersitze oder beschädigte Wellen auf. Wichtig ist immer eine präzise Schadensanalyse, denn nur wenn man die Ursache kennt, kann man den Motor nachhaltig reparieren.
mueritzportal.de: Wie läuft eine klassische Instandsetzung bei Ihnen Schritt für Schritt ab?
Harald Daum: In vielen Fällen erreicht uns der Motor sprichwörtlich als „Eisenklotz“ – ohne Pläne, Zeichnungen oder technische Unterlagen, lediglich mit dem Hinweis: Motor defekt. Unsere hochqualifizierten Mitarbeiter, viele davon seit Jahrzehnten im Beruf, beginnen dann mit einer ersten fachmännischen Begutachtung. Auch ohne Unterlagen erkennen sie schnell, worauf es ankommt. Zuerst dokumentieren wir den Zustand des Motors. Anschließend wird er vollständig zerlegt, und alle Bauteile werden gründlich gereinigt. Danach prüfen wir Lagerstellen, messen Wicklungswiderstände und Isolationswerte und untersuchen Rotor, Ständerbleche sowie alle relevanten Komponenten. Auf Basis dieser Daten erstellen wir ein individuelles Instandsetzungskonzept und stimmen es mit dem Kunden ab. Danach tauschen wir defekte Teile aus, führen bei Bedarf eine Neuwicklung durch, wuchten Rotoren präzise aus und montieren den Motor wieder fachgerecht. Zum Abschluss wird der Motor auf unserem Prüfstand elektrisch und mechanisch getestet, bevor er mit einem ausführlichen Prüfprotokoll zurück an den Kunden geht.
mueritzportal.de: Gibt es auch Schadensfälle, bei denen sich eine Reparatur wirtschaftlich nicht mehr lohnt?
Harald Daum: Ja, solche Fälle gibt es. Wenn zum Beispiel der Blechpaketkern beschädigt ist, der Motor stark korrodiert oder wichtige Ersatzteile nicht mehr verfügbar sind, raten wir von einer Reparatur ab. Dann prüfen wir, ob ein passender neuer oder generalüberholter Motor infrage kommt. Dabei setzen wir auf Ehrlichkeit. Wenn eine Reparatur den wirtschaftlichen Wert des Motors deutlich übersteigt, sprechen wir das offen an. Andererseits gibt es viele Motoren, die so heute nicht mehr gebaut werden – echte Unikate. Das betrifft zum Beispiel Spezialanfertigungen oder ältere Antriebssysteme in komplexen Anlagen. In solchen Fällen ist eine Reparatur oft die einzige sinnvolle Lösung. Dank unseres Know-hows und unseres großen Ersatzteillagers können wir auch diese Motoren wieder zuverlässig instand setzen.
mueritzportal.de: Welche Rolle spielen Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung in Ihrem Arbeitsalltag?
Harald Daum: Eine sehr große Rolle. Elektromotoren sind langlebige Maschinen. Es macht weder ökologisch noch wirtschaftlich Sinn, sie bei jedem Defekt zu ersetzen. Durch die Instandsetzung verlängern wir ihre Lebensdauer, vermeiden Abfälle und sparen Rohstoffe und Energie, die bei der Herstellung neuer Motoren anfallen würden.Wir verwenden hochwertige, oft verbesserte Materialien, optimieren Wicklungen und achten auf energieeffiziente Ergebnisse. Darüber hinaus beziehen wir CO₂-neutrale Energie für unseren gesamten Betrieb. Unsere Reinigungsanlagen arbeiten in geschlossenen Kreisläufen – das heißt, die eingesetzten Medien werden mehrfach wiederverwendet und fachgerecht aufbereitet. Reinigungstücher und Lappen werden gewaschen und erneut eingesetzt, statt sie zu entsorgen. Auch defektes Metall führen wir konsequent dem Metallkreislauf zu und lassen es recyceln. Nachhaltigkeit ist für uns kein Trend, sondern ein gelebter Teil unseres Arbeitsalltags – technisch durchdacht, wirtschaftlich sinnvoll und mit echter Verantwortung gegenüber Umwelt und Zukunft.
mueritzportal.de: Wie gewährleisten Sie die Qualität und Langlebigkeit nach einer erfolgreichen Instandsetzung?
Harald Daum: Unsere Qualität sichern wir durch erfahrene Fachkräfte, moderne Prüfstände und eine lückenlose Dokumentation. Jeder Motor wird nach der Instandsetzung sowohl elektrisch als auch mechanisch geprüft. Dazu gehören unter anderem Hochspannungsprüfungen, Isolationsmessungen, exakte Wuchtung und Probeläufe unter realistischen Bedingungen. Wir verwenden ausschließlich hochwertige Ersatzteile und halten jeden einzelnen Arbeitsschritt genau fest. Unsere Kunden erhalten auf Wunsch ein vollständiges Prüfprotokoll. Zudem sind unsere Prozesse nach DIN ISO 9001 zertifiziert. Das bedeutet: Wir arbeiten nach einem strukturierten Qualitätsmanagementsystem, das regelmäßig geprüft und weiterentwickelt wird. Und weil wir von unserer Arbeit überzeugt sind, geben wir selbstverständlich auch Garantie.
mueritzportal.de: Mit welchen Entwicklungen und Anforderungen sehen Sie sich aktuell in Ihrer Branche konfrontiert?
Harald Daum: Ein großes Thema ist die steigende Automatisierung,sowie der zunehmende Einsatz von Digitalisierung und künstlicher Intelligenz (KI) in der Industrie. Damit wachsen auch die Anforderungen an Antriebstechnik, vor allem in Bezug auf Präzision, Energieeffizienz und Ausfallsicherheit. Gleichzeitig sind Lieferketten in den letzten Jahren unsicherer geworden, was die Bedeutung der Instandsetzung weiter erhöht. Hinzu kommen strengere Normen und Vorgaben etwa zur Energieeffizienz oder zur CE-Konformität. Für uns heißt das: Wir müssen flexibel bleiben, technische Entwicklungen mitgehen und eng mit unseren Kunden zusammenarbeiten. Das tun wir – durch Investitionen, Weiterbildung und konsequente Qualität.
mueritzportal.de: Herr Daum, vielen Dank für das ausführliche Gespräch und die interessanten Einblicke in Ihre Arbeit. Wir wünschen Ihnen und Ihrem Team weiterhin viel Erfolg, zufriedene Kunden und spannende Projekte für die Zukunft.