Herr Rupp, wenn Bauherren heute von „individuellen Fensterkonzepten“ sprechen, was genau verstehen Sie als Experte darunter?
Rudolf Rupp: Ein individuelles Konzept beginnt dort, wo der Katalog aufhört. Es geht darum, das Fenster perfekt auf die Architektur des Hauses, die Lichtverhältnisse und vor allem auf die Lebensgewohnheiten der Bewohner abzustimmen. Maßarbeit bedeutet für uns nicht nur die Fertigung in einer Sondergröße.
Maßanfertigung bedeutet vielmehr auch, über die Form nachzudenken, sei es ein Rundbogenfenster im Altbau oder ein schmales Lichtband für einen modernen Flur. Es umfasst die Wahl des Materials, der Farbe, der Sprossen und der Griffe. Ein Fensterkonzept ist dann individuell, wenn es sich harmonisch in das Gesamtbild einfügt und gleichzeitig funktionale Wünsche erfüllt. Es ist die maßgeschneiderte Antwort auf die Frage, wie ein Haus mit seiner Umgebung und seinen Menschen interagieren soll.
Die Materialfrage ist oft entscheidend. Welche Vor- und Nachteile haben die gängigen Materialien wie Holz, Kunststoff oder Holz-Aluminium-Kombinationen?
Rudolf Rupp: Jedes Material hat seinen eigenen Charakter und seine Berechtigung. Das klassische Holzfenster ist unübertroffen in seiner warmen, natürlichen Ausstrahlung und besitzt hervorragende Dämmeigenschaften. Es ist ein lebendiger Werkstoff, der atmet, aber auch eine regelmäßige Pflege benötigt, um seine Schönheit zu bewahren. Kunststofffenster sind sehr pflegeleicht, witterungsbeständig und oft die wirtschaftlichste Lösung. Ihre Qualität hat sich in den letzten Jahren enorm verbessert.
Die Königsklasse ist für viele die Holz-Aluminium-Kombination. Hier hat man innen die wohnliche Wärme des Holzes und außen eine robuste, wetterfeste Aluminiumschale, die quasi wartungsfrei ist. Als Fensterbauer aus Dachau sehen wir in unserer täglichen Beratung, dass die Entscheidung stark vom Stil des Hauses und den persönlichen Prioritäten des Bauherrn abhängt.
Ein großes Thema ist die Energieeffizienz. Welche Rolle spielen moderne Wärmeschutzverglasungen und die Vorgaben des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) bei der Planung?
Rudolf Rupp: Eine fundamentale Rolle. Heute ist ein Fenster ein hochtechnologisches Bauteil. Das GEG gibt klare Mindeststandards für den Wärmedurchgangskoeffizienten, den sogenannten U-Wert, vor. Moderne Fenster mit Dreifach-Wärmeschutzverglasung unterschreiten diese Werte deutlich.
Das ist keine lästige Pflicht, sondern eine äußerst sinnvolle Investition. Jeder Euro, der in eine bessere Verglasung und einen hochwertigen Rahmen fließt, spart über Jahre hinweg teure Heizenergie. Außerdem steigert es den Wohnkomfort enorm, da kalte Strahlung und Zugluft am Fenster praktisch eliminiert werden. Wir beraten unsere Kunden intensiv, welche Verglasung für ihre spezifische Einbausituation den größten Nutzen bringt, denn eine gute Dämmung ist bares Geld wert.
Neben der Energieeffizienz ist Sicherheit ein zentrales Bedürfnis. Welche Möglichkeiten gibt es, den Einbruchschutz bei neuen Fenstern von vornherein zu integrieren?
Rudolf Rupp: Man sollte Sicherheit niemals als Nachrüstung betrachten, sondern von Beginn an mitdenken. Die Polizei empfiehlt für Privathäuser Fenster der Widerstandsklasse RC2. Das bedeutet, das Fenster ist als Gesamtsystem geprüft und widersteht dem Angriff mit typischen Werkzeugen wie Schraubendrehern oder Keilen für eine definierte Zeit.
Technisch erreichen wir das durch mehrere Maßnahmen. Dazu gehören Pilzkopfverriegelungen, die sich im Rahmen verkrallen, abschließbare Fenstergriffe und der Einsatz von durchwurfhemmendem Sicherheitsglas. Diese Komponenten wirken im Verbund und machen es Einbrechern extrem schwer, ein Fenster schnell und leise aufzuhebeln. Ein sicheres Gefühl in den eigenen vier Wänden ist unbezahlbar, und der Aufpreis für geprüfte Sicherheitstechnik ist im Verhältnis zum gewonnenen Schutz gering.