Im Tierheim Malchow wohnen derzeit mehr als zwanzig Jungkatzen, die zwischen wenigen Wochen und einem halben Jahr alt sind. Leiterin Margret Kuhlmann rechnet saisonbedingt mit einem weiteren „Schwung“ Kätzchen im November. „Dieses Jahr sind meinem Eindruck nach landesweit die Tierheime voll mit jungen Katzen. Das könnte mit dem Wetter zu tun haben, das für die Fortpflanzung der Vierbeiner günstig war.“ Langfristig werde man der Situation nur Herr, wenn man freilaufende Katzen kastrieren ließe. Bei Bedarf unterstützt das Tierheim Malchow dies mit einem Zuschuss.
„Sir Henry“ steht stellvertretend für die mehr als zwanzig jungen Katzen, die das Tierheim Malchow derzeit beherbergt. Der kleine Kerl mit dem mehrfarbigen Fell und den großen Augen ist etwa neun Wochen alt und wohnt inmitten einer sechsköpfigen Gruppe Artgenossen in einem der großen Katzenzimmer mit Freigehege. „Er wurde als Fellbündel in einer Gartenkolonie gefunden, wo er laut gejault hat. „Henry“ war dehydriert, unterernährt und verschnupft. Seine Mutter sahen wir nicht“, berichtet Margret Kuhlmann. Seitdem hat sich das Katerchen gut entwickelt: Es weiß sich gegen die anderen Jungkatzen durchzusetzen, die meist schon etwas größer sind. „Besonders bestimmt tritt es auf, wenn es um das Futter geht. Dreimal die Woche bekommen die Kleinen Frischfleisch. „Henry“ schnappt sich dann gerne einen Flügel und verteidigt ihn vehement“, so die Tierheimleiterin weiter, während sie den kleinen Burschen auf den Arm nimmt, der laut maunzend die Aufmerksamkeit einfordert. „Henrys“ Gruppe stand bis vor kurzem unter Quarantäne: Einige der Kleinen mussten den Katzenschnupfen auskurieren. Ein Tier erholt sich von einer Augen-OP. Vermittelbar sind sie noch nicht. Doch in den anderen Zimmern und Katzenhäusern leben noch zwei Gruppen Jungkatzen, die zwischen fünf und sechs Monaten alt, zahm und kuschlig und in liebevolle Hände abzugeben sind. Dazu kommt die Mutterkatze „Kim“ mit ihren vier Babys, die noch nicht vermittelt werden können. In einem Haus neben dem Eingang gibt es zudem drei prachtvolle große Exemplare, die gerade mal ein Jahr alt sind. „Ein weiteres Katzenbaby ist derzeit in einer Pflegestelle untergebracht“, ergänzt Margret Kuhlmann. Außerdem hat das Tierheim Malchow wie stets auch Hunde aufgenommen. Vier von ihnen wohnen derzeit hier.
Margret Kuhlmann tauscht sich oft mit den Mitarbeiterin anderer Tierheime in Mecklenburg-Vorpommern aus und weiß daher: Dass die Malchower Einrichtung voll mit jungen Katzen ist, stellt keinen Einzelfall dar. „Die Situation ist landesweit so.“ Dies könne mit dem Wetter im Frühjahr und Sommer zu tun haben, das die Fortpflanzung der Tiere begünstigt habe. Weibliche Katzen können bis zu drei Mal jährlich werfen. Dieses Schicksal ereilte auch die mit schätzungsweise anderthalb Jahren noch sehr junge „Kim“, die in Kargow gefunden wurde. Nach dem Bericht Margret Kuhlmanns hat ihr eigener Besitzer ihre Babys lebend in die Mülltonne geworfen. „Kim“ irrte dann draußen herum, suchte ihre Kinder und rief nach ihnen. Junge, unerfahrene Katzen versuchen oft auch, in Gegenstände hinein zu krabbeln, und kommen nicht wieder heraus. Allein drei der Kleinen, die in Malchow landeten, waren in Autos gekrochen. „Vielen ergeht es auch wie „Sir Henry“: Sie werden in Gartenanlagen aufgefunden. Deswegen hat Landwirtschaftsminister Till Backhaus kürzlich einen Rundbrief an die Gartenvereinsvorstände geschickt und darin aufgerufen, die Katzen dort einzufangen und kastrieren zu lassen. Viele von diesen sind herrenlos und oft auch scheu“, berichtet Margret Kuhlmann. Eine Kastration koste zwar relativ viel, um die 170 Euro. „Doch unser Tierheim bietet an, Gutscheine für einen finanziellen Zuschuss zur Verfügung zu stellen. Dies tun auch einige weitere Einrichtungen.“ Zusätzlich wirbt das Tierheim Malchow auf seinen Informationskanälen dafür, Tiere jetzt kastrieren zu lassen. Für die Herbst-Katzenwelpen, von denen die Leiterin befürchtet, dass auch davon wieder mehrere im Heim landen werden, ist das zwar zu spät. Aber es würde dazu beitragen, dass das Problem nicht im Frühjahr wieder akut wird.
Die Fülle an Jungkatzen ist im übrigen nicht das einzige Problem, vor dem Mecklenburg-Vorpommerns Tierheime derzeit stehen. Denn durch die steigende Inflation wird für die Heime selbst vieles teurer, vor allem Futter und Energie. Parallel sind die Tierarztkosten extrem gestiegen. Zahlreiche Menschen müssen bei ihren täglichen Ausgaben sparen und haben weniger Geld für Spenden übrig. Konsequenterweise überlegen sie auch genauer, ob sie sich die Anschaffung eines Tieres leisten können, wodurch weniger Vierbeiner vermittelt werden. „Wir verzeichnen auch eine steigende Zahl von Anfragen, die von Menschen kommen, die den Unterhalt ihres Tieres wirtschaftlich nicht mehr stemmen können und es daher im Tierheim abgeben möchten“, so Margret Kuhlmann.