
In den Schulferien Mecklenburg-Vorpommerns führt seit vergangenem Jahr einmal wöchentlich „der Mönk“ interessierte Kinder und ihre Eltern durch Malchow. Dabei erzählt die ehemalige Grundschullehrerin Birgit Grapenthin, die auch Stadtführungen für Erwachsene anbietet, auf kindgerechte Weise Wissenswertes über die Historie der Inselstadt. Sie webt damit einen bunten Teppich aus Fakten, Märchen und Legenden.
Die kleine Runde im Hof der Touristen-Information ist auf jedes Wetter vorbereitet. Als eine dunkle Wolke es regnen lässt, setzen die Kinder ihre Kapuzen auf. Kaum ist die Sonne wieder aufgetaucht, werden die Jacken an die Eltern und Großeltern weitergereicht und die zwölf Mädchen und Jungen zwischen zwei und zwölf Jahren sitzen kurzärmlig auf ihren Stühlen. „Schön, dass ihr trotz des Wetters alle da seid“, begrüßt Stadtführerin Birgit Grapenthin die Kinder und ihre Familien. Man merkt der einstigen Grundschullehrerin an, dass sie vertraut im Umgang mit den Kleinen ist und Freude daran hat. „Der Mönk lädt ein!“- unter diesem Motto laufen die Stadtführungen für Kinder. „Mönken sind kleine Männlein, aber in einer anderen Sprache“, beginnt Birgit Grapenthin und spannt so den Bogen zwischen dem Plattdeutschen und den Legenden um „de Unnerirdschen“, die unter der Burg auf der anderen Seite des Fleesensees gewohnt haben sollen. Die Geschichten rund um die „Mönken“ werden die Gruppe dann bei ihrem Spaziergang über die Insel begleiten. Doch zunächst berichtet Birgit Grapenthin darüber, wie die Kinder in vergangenen Zeiten in Malchow lebten und welche Spiele sie spielten. Die Mädchen und Jungen dürfen sich auch beim Topfschlagen, Blindekuhspielen und Knopfdrehen ausprobieren. Die meisten von ihnen sind mit Eifer bei der Sache. Die Tour über die Insel gestaltet sie dann im Prinzip so wie die Runde für die Erwachsenen, die sie im Wechsel mit Henry Bartels und Klaus Drawe anbietet, nur ein wenig kürzer und kindgerecht. Die kleinen Teilnehmer bekommen den Auftrag zu zählen, wie viele der alten Häuser auf der Insel die breiten Tore und die schmaleren Türen daneben aufweisen, die man „Tüschen“ nennt, sollen sich überlegen, welchen Sinn die Wasserstraßen haben, und schauen wohlig umgruselt zum Dachgeschoss des Rathauses empor: Dort war mal ein Gefängnis, wie Birgit Grapenthin verrät. Zum Abschluss führt sie die Gruppe noch über den Erddamm und lässt sie Richtung Laschendorf schauen – dorthin, wo der Legende nach die Burg und die Wohnstatt der Mönken lagen. Mit zwei Legenden über die „Unnerirdschen“ und den Fährmann, der früher die Leute dort übersetzte, wo jetzt der Erddamm ist, entlässt die Stadtführerin die Familien. Der achtjährige Jonte aus Berlin nimmt von der Tour ein neues Jo-Jo aus Birgit Grapenthins „Schatzkiste“ mit, das jetzt an seinen Fingern pendelt. „Ich habe Frau Grapenthin viel gefragt, zum Beispiel, wie lange sie schon solche Führungen macht“, erzählt der Junge, bevor er sich mit seinen Eltern, Schwester Levke, 12, und dem kleinen Ville, zwei Jahre alt, auf den Weg zum Klostercafé macht.
Dass die Grundschullehrerin im Ruhestand ehrenamtlich historische Stadtführungen für Kinder anbietet, ist einem besonderen Datum zu verdanken: Im Frühherbst 2021 fragte Lena Raimann, die ehemalige Leiterin der Tourismus-Information Malchow, ob sie am 20. September eine Runde Interessierter über die Insel begleiten könne. „Beim Blick in den Kalender stellte ich fest: Es war der Weltkindertag! So entstand meine Idee, eine Stadtführung speziell für die Kleinen zu schaffen. Diese setzte ich dann in der Saison 2022 in die Tat um.“ Mittlerweile läuft das Programm im zweiten Jahr: Jeden Mittwoch der Schulferien in Mecklenburg-Vorpommern um 10.30 Uhr startet „Der Mönk lädt ein!“ an der Tourismus-Information. Meist kommen so zehn bis zwölf Kinder, die meisten im Kindergarten- bis Grundschulalter. „Aus rechtlichen Gründen ist es wichtig, dass Eltern oder Großeltern dabei sind“, betont Birgit Grapenthin, die am heutigen 18. Juli ihre diesjährige Premiere begeht. Wie die beiden anderen Gästeführer musste sie sich auf ihre neue Aufgabe gut vorbereiten, auch wenn sie als langjährige Sachkundelehrerin bereits damit vertraut war, die Historie Malchows an Kinder zu vermitteln. Sie studierte Bücher und anderes Material und las sich sorgfältig die Informationstafeln in Malchows öffentlichem Raum durch. „Trotzdem schaue ich am Abend vor jeder Führung noch mal in meine Unterlagen hinein und aktualisiere sie auch. Denn man findet immer wieder neue Geschichten!“ Die Kinder-Führungen sind ein Gemeinschaftsprojekt von Tourismus-Information und Stadtbibliothek Malchow. Letztere stellt dafür die „Heimatkiste“ zur Verfügung, der die Gästeführerin die Bücher entnimmt, mit denen sie das Gesagte illustriert. Für die junge Zielgruppe ist die Führung kostenlos, während die begleitenden Erwachsenen den üblichen Preis von sechs Euro zahlen. Auch Hortgruppen steht das Angebot offen. Sie sollten sich jedoch vorher anmelden, empfiehlt Birgit Grapenthin.